Landeverbot beim Luftbrücken-Jubiläum Helden-Piloten rechnen mit
der Berliner Politik ab

Er hätte gerne wieder Süßigkeiten für die Kinder abgeworfen. US-Pilot Gail Halvorsen (98) erinnert sich noch gut an die strahlenden Kids, für die er Schokolade an Fallschirmen aus Taschentüchern abwar
Er hätte gerne wieder Süßigkeiten für die Kinder abgeworfen. US-Pilot Gail Halvorsen (98) erinnert sich noch gut an die strahlenden Kids, für die er Schokolade an Fallschirmen aus Taschentüchern abwarf. Noch immer steigt der ehemalige Kampfpilot gelegentlich ins CockpitFoto: Michael Hübner / www.nurfotos.d

Es hätte ein historischer Moment werden können – aber wurde eine Blamage für ganz Deutschland.

Vor 70 Jahren retteten die Alliierten das von den Sowjets blockierte West-Berlin per Luftbrücke vor dem Verhungern. Gestern kehrten die Rosinen-Bomber zum Jubiläum zurück. Kurz vor 15 Uhr erreichten 13 historische Flieger die Hauptstadt.

Aber: Der Berliner Senat hatte ihnen weder erlaubt, über die Sperrzone der Innenstadt zu fliegen, noch zu landen, noch Süßigkeiten abzuwerfen!


Unten, auf dem einstigen Flughafen Tempelhof, steht US-Pilot Gail Halvorsen (98) und versucht, trotz Enttäuschung freundlich zu bleiben. „Schade, ich hätte gerne Süßigkeiten abgeworfen. Damit die Kinder von heute einen Eindruck bekommen, wie es früher war.“ Viele Erinnerungen werden wach.

BILD-Reporterin Karina Mößbauer traf US-Pilot Gail Halvorsen (98) auf dem Tempelhofer Feld im Herzen Berlins
BILD-Reporterin Karina Mößbauer traf US-Pilot Gail Halvorsen (98) auf dem Tempelhofer Feld im Herzen BerlinsFoto: Michael Hübner / www.nurfotos.d


An die Kinder, die ihn anstrahlten, als er am Zaun des Flughafens Kaugummis verteilte. Für die er später Fallschirme aus Taschentüchern bastelte und beim Landeanflug auf Tempelhof Süßes vom Himmel regnen ließ. Halvorsen: „Damals hatte die Regierung nichts dagegen, dass wir hier landen.“

Eine legendäre Luftbrücken-Maschine: Die „Spirit of Benovia“ (Flugzeugtyp: Militärversion einer „Douglas DC-3“)
Die US-Maschine „Spirit of Benovia“ (Flugzeugtyp: Militärversion einer „Douglas DC-3“)Foto: Tobias Wölki


Aus aller Welt waren die einstigen Rosinenbomber gekommen. Über den Atlantik knapp 150 Piloten und Crewmitglieder in 20 Original-Maschinen (Typ Douglas DC-3/C-47). Bei bis zu minus zehn Grad im Cockpit, mit fünf Zwischenstopps (u. a. Grönland, Island). Über 2000 Kilo
Süßigkeiten („Jelly Beans“) hatten die Piloten für Berlin mitgebracht. Vergeblich.

US-Pilot Captain Sherman Smoot sagt: „Ich bin sehr verärgert über die Entscheidung. Richtig angepisst. Hätten die Politiker es gewollt, wir hätten die Genehmigung innerhalb von Minuten gehabt. Wir werden nie wiederkommen. Auch nicht zum 75. Jahrestag. Es hat Hunderttausende Dollar gekostet, alles hier herzubringen, und dann so was. Berlin sollte damals von den Sozialisten ausgehungert werden. Jetzt regieren sie und treffen diese Entscheidung. Das ist ein Haufen Pferdesch....“

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Enttäuscht ist auch der pensionierte Schornsteinfeger Eberhard Kirsch (84), der als Kind in Tempelhof auf Süßigkeiten gewartet hatte. „Ich finde es sehr traurig, ja peinlich, dass es in Berlin keine Landung der Rosinenbomber gibt.“

Organisatoren und Berliner Regierung beschuldigen sich gegenseitig. Ein Sprecher von Berlins Bürgermeister (sogar in Tempelhof geboren!) sagte BILD, dass trotz verlängerter Fristen nötige Unterlagen nicht „vollständig und korrekt“ eingereicht wurden.

Rückkehr der Rosinenbomber: 13 Maschinen (Typ Douglas DC-3/ C-47) flogen am Sonntag über Tempelhof. Mit 250 Stundenkilometern in 200 Meter Höhe. Vielleicht etwas näher am ehemaligen Flughafen, als vom
Rückkehr der Rosinenbomber: 13 Maschinen (Typ Douglas DC-3/ C-47) flogen am Sonntag über Tempelhof. Mit 250 Stundenkilometern in 200 Meter Höhe. Vielleicht etwas näher am ehemaligen Flughafen, als vom Senat erlaubt …Foto: Michael Hübner / www.nurfotos.d


Verwundert zeigt sich die US-Botschaft: „Wir hätten den Überflug zum Gedenken der Luftbrücke sehr gerne in Berlin gehabt, aber uns wurde gesagt, dass die Stadt Berlin sich um die nötigen Vorkehrungen kümmern würde. Die aktuelle Verwirrung über die Vergabe der jeweiligen Genehmigungen lässt uns etwas ratlos zurück“, so eine Sprecherin zu BILD.

Ebenso peinlich: Schirmherr der Luftbrücken-Veranstaltung ist Bundespräsident Steinmeier.

Auch er sorgte nicht für eine Ausnahmegenehmigung. Eine BILD-Anfrage ließ das Bundespräsidialamt unbeantwortet.

Am 4. Juli feiern die USA ihren Unabhängigkeitstag auch in Berlin. Wenn dem rot-rot-grünen Berliner Senat tatsächlich etwas an den Rosinenbombern liegen sollte, gibt es vielleicht bis dahin eine Sondererlaubnis für die Helden der Lüfte.

Von Juni 1948 bis September 1949 hatten die Alliierten das von den Sowjets eingeschlossene West-Berlin 277 569-mal angeflogen. Viele Piloten und Helfer ließen dabei ihr Leben
Von Juni 1948 bis September 1949 hatten die Alliierten das von den Sowjets eingeschlossene West-Berlin 277 569-mal angeflogen. Viele Piloten und Helfer ließen dabei ihr LebenFoto: picture-alliance / dpa y .

DAS alles klappt in Berlin einwandfrei!

Die Helden der Luftbrücke dürfen nicht in der Hauptstadt landen. Andere Dinge dagegen funktionieren sehr gut in Berlin ...

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