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Nach Rauswurf durch Max-Planck-Institut: Ex-Klinikchef droht mit Klage: „Werde mich wehren!“

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Klinik-Chef Martin Keck wurde vom Max-Planck-Institut entlassen - und will dagegen klagen.
Klinik-Chef Martin Keck wurde vom Max-Planck-Institut entlassen - und will dagegen klagen. © Klaus Haag

Das Max-Planck-Institut hat Klinik-Chef Martin Keck gefeuert. Dieser will sich mit einer Klage gegen seine Kündigung wehren. Zu den Umständen schweigt das Institut, das im Visier der Münchner Staatsanwaltschaft ist.

Update vom 30. Juli, 22.01 Uhr: Dieser Rauswurf sorgt für Wirbel! Am Freitag hat die Max-Planck-Gesellschaft Martin Keck (51) gefeuert. Er war Chef der renommierten Psychiatrischen Klinik in Schwabing. Noch sind die genauen Umstände der Trennung unklar. Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich jedoch um eine fristlose Kündigung, die vonseiten der Max-Planck-Gesellschaft zunächst nicht weiter begründet wurde.

Martin Keck ist von dem Rauswurf überrascht. Ihm wurde die Kündigung per Post zugestellt. Als er den Brief sah, traute der Professor seinen Augen kaum: „Ich habe in dem Kündigungsschreiben keinerlei Gründe erfahren“, sagt der Mediziner. Über seine Anwälte hat er am Dienstag nun eine Kündigungsschutzklage vorbereitet, die er in den kommenden Tagen beim Arbeitsgericht einreichen will. „Ich werde mich wehren“, sagt Keck.

Max-Planck-Institut unter Betrugsverdacht

Auch die Staatsanwaltschaft hat den Fall im Visier. Neben Martin Keck wird auch gegen das Max-Planck-Institut in der Kraepelinstraße ermittelt. „Es besteht der Verdacht des Abrechnungsbetruges“, erklärt Oberstaatsanwältin Anne Leiding den Grund der umfangreichen Ermittlungen, die bereits seit Mitte 2016 andauern. Mutmaßlich soll Keck öffentliche Forschungsgelder veruntreut und diese für die Klinik verwendet haben. „Ich weise jegliche Vorwürfe zurück“, sagt Martin Keck gegenüber unserer Zeitung. Er ist sich keiner Schuld bewusst und will die Ermittlungen abwarten.

Keck und die Kündigung: Grundsätzlich muss man diese binnen drei Wochen ab Zugang per Klage anfechten, erklärt Dominik Then, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Wird diese Frist verpasst, ist die Kündigung automatisch wirksam. „Bei einer fristlosen Kündigung hat der Arbeitnehmer an sich das Recht darauf, die Gründe auf Verlangen unverzüglich zu erfahren.“ Oft nennt der Arbeitgeber diese nicht sofort und erst vor Gericht kommen alle Streitpunkte zur Sprache. 

In München kommt es Then zufolge nach Klageerhebung recht schnell zur Verhandlung: Meist binnen vier bis sechs Wochen wird eine Güteverhandlung am Arbeitsgericht angesetzt. „Scheitert diese ohne Einigung, werden vom Arbeitsgericht Schriftsatzfristen erlassen und ein Termin zur Verhandlung vor der Kammer bestimmt.“ Bis zu sechs Monate kann ein Prozess im Kündigungsschutzrecht dauern. Nicht selten wird daraus ein Jahr, wenn es in die nächste Instanz geht. Der Streit zwischen Keck und der Klinik wird sich also noch hinziehen.

Unsere Erstmeldung vom 29.07.2019:

Klinik-Chef gefeuert! Skandal am Max-Planck-Institut um Martin Keck

München - Skandal am Max-Planck-Institut: Wie unsere Zeitung erfuhr, ist Klinik-Chef Martin Keck (51) am Freitag entlassen worden. Der Psychiater gilt als international renommierter Mediziner und war jahrelang Direktor sowie ärztlicher Leiter an der Kraepelinstraße in Schwabing.

Prof. Dr. Martin Keck entlassen - Max-Planck-Institut für Psychiatrie im Visier der Staatsanwaltschaft

„Wir können bestätigen, dass sich die Max-Planck-Gesellschaft am vergangenen Freitag vom Leiter der dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie angeschlossenen Klinik, Prof. Dr. Martin Keck, getrennt hat“, sagt Christina Beck, Kommunikations-Chefin der Max-Planck-Gesellschaft. „Zu weiteren Umständen können wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht äußern.“ Die Staatsanwaltschaft sei bereits informiert. Gestern erfuhren auch die Mitarbeiter von der Entlassung.

Schon seit mehr als drei Jahren steht das Max-Planck-Institut für Psychiatrie im Visier der Staatsanwaltschaft. „Wir ermitteln seit längerem wegen des Verdachtes des Abrechnungsbetruges“, sagt Oberstaatsanwältin Anne Leiding zu dem Fall. Unter anderem richtet sich der Verdacht auch gegen Professor Keck. Seine Entlassung am vergangenen Freitag steht nach Informationen unserer Zeitung aber nicht im Zusammenhang mit den umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Zumal diese auch noch gar nicht abgeschlossen sind und weiter andauern.

Das Max-Planck-Institut in Schwabing steht für Spitzenforschung. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob dort Geld veruntreut wurde. Klinik-Chef Martin Keck musste gehen. 
Das Max-Planck-Institut in Schwabing steht für Spitzenforschung. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob dort Geld veruntreut wurde. Klinik-Chef Martin Keck musste gehen. © -

Anonyme Hinweise belasteten Keck - Systematischer Betrug beim Max-Planck-Institut

Erst vor zwei Jahren feierte das renommierte Max-Planck-Institut für Psychiatrie sein 100-jähriges Jubiläum. Doch schon damals gab es große Unruhe in der Schwabinger Klinik. Mehrfach waren anonyme Hinweise eingegangen, die Martin Keck belastet hatten. Die Klinik stellte sich vor ihn: Alle Vorwürfe seien haltlos. Doch jetzt folgte die Entlassung. Für eine Stellungnahme war Keck gestern nicht zu erreichen.

Auf die Spur des mutmaßlichen Abrechnungsbetruges kam die Staatsanwaltschaft ebenfalls durch eine anonyme Anzeige. Später beschlagnahmten Beamte etliche Daten und Dokumente im Rahmen einer Hausdurchsuchung. Seither prüfen die Ermittler nach Informationen unserer Zeitung, ob öffentliche Gelder veruntreut wurden. Möglicherweise könnten diese Gelder im Münchner Max-Planck-Institut für die Klinik eingesetzt worden sein – anstatt, wie eigentlich vorgesehen, für die Forschung. Ob hier ein jahrelanger, systematischer Betrug vorliegt, prüft die Staatsanwaltschaft München. 

Andreas Thieme 

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