Smombie

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Ein (scherzhaftes) Warnschild
Frau beim Bedienen eines Smartphones im Straßenverkehr

Smombie ist ein Kofferwort aus den Begriffen „Smartphone“ und „Zombie“. Laut Langenscheidt sind damit Menschen gemeint, die durch den ständigen Blick auf ihr Smartphone so stark abgelenkt sind, dass sie ihre Umgebung kaum noch wahrnehmen.[1]

Jugendwort des Jahres 2015[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort wurde 2015 im Auftrag des Langenscheidt-Verlags von einer Jury zum so genannten „Jugendwort des Jahres“ in Deutschland gewählt. Bei einer der Wahl vorausgehenden Onlineabstimmung hatte es nur einen der hinteren Plätze belegt.[2]

Da das Wort vor der Nominierung zur Wahl des Jugendwortes des Jahres noch nicht im Internet aufgetaucht war,[3] folgte eine Debatte darum, ob das Wort überhaupt in der Jugendsprache benutzt werde.[4][2] Womöglich sei es eine reine Erfindung im Rahmen der Wahl.[5]

Folgen im Straßenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesundheitswissenschaftliche Forschungsarbeiten sowie Experimente mithilfe von VR-Brillen konnten zeigen, dass das Schreiben von Textnachrichten auf einem Smartphone sowohl die Zeit, die zum Überqueren einer Straße benötigt wird, verlängert als auch zu einer Aufmerksamkeitsreduktion in Gefahrensituationen im Straßenverkehr führt.[6][7] In einer querschnittlich angelegten Untersuchung konnte des Weiteren nachgewiesen werden, dass eine erhöhte Nutzungsfrequenz des Smartphones während des Gehens mit einer gesteigerten Unfallprävalenz dieser Fußgänger einhergeht.[8]

Als potentielle Ursache von unaufmerksamem Gehen und Unfällen von Smombies im Straßenverkehr wurde das psychologische Konstrukt der Fear of Missing Out (dt.: Angst, etwas zu verpassen, Akronym FOMO) vorgeschlagen. Studienergebnisse zeigen, dass die Fear of Missing Out sowohl unaufmerksames Gehen, die Tendenz, sich auf virtuelle soziale Interaktionen während des Gehens einzulassen als auch gefährliche Unfälle im Straßenverkehr vorhersagt. Diese Wirkzusammenhänge konnten unabhängig vom Alter oder Geschlecht der Probanden nachgewiesen werden[9] Potenzielle Gefahren und Warnhinweise werden übersehen oder zu spät erkannt. Eine mögliche Hilfe sollen Augmented Reality-Apps wie Walk and Text sein, die die Frontkamera des Handys nutzen und auf das Handydisplay übertragen. Statistisch-gesehen entstehen die meisten Unfälle durch Jugendliche und junge Erwachsene.[10]

In Chongqing in China[11] und Hongkong wurden bereits zwischen 2014 und 2015 spezielle Wege für Handynutzer geschaffen.[12] Auch in den USA, Litauen, Belgien und Japan wurden bereits separate Gehwege für Handynutzer geschaffen.[13][14] In deutschen Städten wie Frankfurt am Main (2010), Köln und Augsburg (2016) wurden Bodenampeln oder Lichtstreifen für Handynutzer eingerichtet, um das Unfallrisiko zu senken.[15][16]

Weitere Bezeichnungen und Abgrenzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im englischsprachigen Raum wird neben Smombie auch der Begriff Dumbwalking verwendet, welcher es in das Cambridge Dictionary geschafft hat.[17] Oft hängt das Phänomen mit einer Handy- und Internetabhängigkeit zusammen. Das Wort Phubbing bezeichnet die Angewohnheit, sich mit dem Handy zu beschäftigen, während man seine Mitmenschen, mit denen man gerade im echten Leben zusammen ist, vernachlässigt. Die Abkürzung Nomophobie für No-Mobile-Phone-Phobia bezeichnet die (Trennungs-)Angst, ohne Mobiltelefon unerreichbar für soziale und geschäftliche Kontakte zu sein.

Als Generationsbegriff, der sich vor allem auf die Generation Z und junge Generation Y bezieht, wird auch Generation Kopf unten bzw. im Englischen auch Head-Down-Generation oder allgemein auch einfach nur Generation Smartphone verwendet.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Science-Fiction-Autor Ray Bradbury beschrieb bereits in den 1950er-Jahren in seinen Büchern Fahrenheit 451 und Geh nicht zu Fuß durch stille Straßen dieses Phänomen.[18][19]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Smombie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Smombie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. "Smombie" ist Jugendwort des Jahres, Tagesschau online, 13. November 2015
  2. a b Smombie: Jugendwort des Jahres, das keiner kennt?, Der Westen, 16. November 2015
  3. Google Suchanfragen zum Schlagwort "Smombie" im Jahr 2015
  4. Diesen Begriff kannte vorher nur die Jury: „Smombie“ statt „merkeln“ ist Jugendwort des Jahres, Meedia, 13. November 2015
  5. „Smombie“ gibt es nicht - es ist eine Erfindung, Der Tagesspiegel, 13. November 2015
  6. Leah L. Thompson, Frederick P. Rivara, Rajiv C. Ayyagari, Beth E. Ebel: Impact of social and technological distraction on pedestrian crossing behaviour: an observational study. In: Injury Prevention. Band 19, Nr. 4, 1. August 2013, ISSN 1353-8047, S. 232–237, doi:10.1136/injuryprev-2012-040601, PMID 23243104, PMC 3717764 (freier Volltext) – (bmj.com [abgerufen am 24. November 2019]).
  7. Laura Chaddock, Mark Neider, Aubrey Lutz, Charles Hillman, Arthur Kramer: Role of Childhood Aerobic Fitness in Successful Street Crossing. In: Medicine & Science in Sports & Exercise. Band 44, Nr. 4, April 2012, ISSN 0195-9131, S. 749–753, doi:10.1249/MSS.0b013e31823a90cb, PMID 21986808 (ovid.com [abgerufen am 24. November 2019]).
  8. Hye-Jin Kim, Jin-Young Min, Hyun-Jin Kim, Kyoung-Bok Min: Accident risk associated with smartphone addiction: A study on university students in Korea. In: Journal of Behavioral Addictions. Band 6, Nr. 4, 3. November 2017, ISSN 2062-5871, S. 699–707, doi:10.1556/2006.6.2017.070, PMID 29099234, PMC 6034962 (freier Volltext) – (akademiai.com [abgerufen am 24. November 2019]).
  9. Markus Appel, Nina Krisch, Jan-Philipp Stein, Silvana Weber: Smartphone zombies! Pedestrians’ distracted walking as a function of their fear of missing out. In: Journal of Environmental Psychology. Band 63, 1. Juni 2019, ISSN 0272-4944, S. 130–133, doi:10.1016/j.jenvp.2019.04.003 (sciencedirect.com [abgerufen am 24. November 2019]).
  10. Dumbwalking. In: The Encyclopedia of World Problems and Human Potential. Union of International Associations, abgerufen am 14. Juli 2020 (englisch).
  11. David Raven: World's first mobile phone walking lane for 'zombie pedestrians' addicted to texting. 15. September 2014, abgerufen am 13. Juli 2020.
  12. Beware the smartphone zombies blindly wandering around Hong Kong. 2. März 2015, abgerufen am 13. Juli 2020 (englisch).
  13. Auch in diesem Land gibt es nun Gehwege für Smartphone-Zombies. Abgerufen am 13. Juli 2020 (deutsch).
  14. Alex Marshall: Japan enters the 'dumbwalking' era. In: BBC News. 14. Juli 2014 (bbc.com [abgerufen am 13. Juli 2020]).
  15. RP ONLINE: Schutz von „Smombies“: Erste Städte richten Bodenampeln für Handy-Nutzer ein. Abgerufen am 13. Juli 2020.
  16. Smombie: Definition, Bedeutung und was das mit Ampeln zu tun hat. 20. Januar 2017, abgerufen am 13. Juli 2020.
  17. DUMBWALKING | meaning in the Cambridge English Dictionary. Abgerufen am 13. Juli 2020 (englisch).
  18. Contributed: 10 Ray Bradbury predictions that came true. 7. Juni 2012, abgerufen am 13. Juli 2020 (amerikanisches Englisch).
  19. Word of the Year: SMOMBIES. In: The Courier Online. Abgerufen am 13. Juli 2020 (britisches Englisch).