Brexit-Folge :
Viele Unternehmen ziehen Geschäft aus Großbritannien ab

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Sonnenuntergang in London.
Stellenverlagerungen, Preiserhöhungen, weniger Geschäfte mit britischen Unternehmen: So reagieren Manager auf den EU-Austritt der Briten – und machen sich wegen einer Sache Sorgen.

Europäische Unternehmen ziehen Konsequenzen aus der Unsicherheit über den britischen EU-Austritt: Nach einer neuen Umfrage unter Managern planen viele Unternehmen den Abbau ihrer Geschäfte auf der Insel. Der Wirtschaftsverband Chartered Institute of Procurement and Supply (CIPS) erklärte an diesem Dienstag, 14 Prozent der europäischen Unternehmen mit einer Präsenz in Großbritannien – von Büros über Lagerhäuser bis hin zu Fabriken – hätten entsprechende Schritte unternommen. Elf Prozent zogen bereits Mitarbeiter aus dem Vereinigten Königreich ab und verlagerten die Beschäftigten in andere Länder.

Nahezu jeder dritte Betrieb hob wegen des Brexits seine Preise an – vor allem, weil sich durch die Abwertung der Landeswährung Pfund die Importe verteuerten. „Unternehmen bleibt kaum eine andere Wahl, als ihre steigenden Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, um so ihre Gewinnmargen zu schützen“, sagte CIPS-Ökonom John Glen. Jedes vierte britische Unternehmen klagte über Probleme mit Zulieferern in der Europäischen Union. Die Unternehmen haben Schwierigkeiten, Aufträge zu erhalten, die über den für März 2019 geplanten EU-Austritt hinausgehen.

An der Umfrage beteiligten sich 2418 Manager aus zahlreichen Branchen, darunter Industrie, Finanzdienstleister, Einzelhandel und Baugewerbe. Sie wurden in zwei Runden im Februar und Anfang März befragt und damit vor der Einigung zwischen der EU und der britischen Regierung auf eine 21 Monate lange Übergangszeit nach dem Austritt. Die Unternehmen seien vor allem wegen der andauernden Unsicherheit rund um die Modalitäten für den EU-Austritt beunruhigt. „Irgendwann kommt der Augenblick, an dem die Firmen ihre Notfall-Pläne umsetzen müssen“, sagte Glen.

Gut ein Jahr vor dem Brexit klagen auch deutsche Familienunternehmen über Rechtsunsicherheit. „Die Gespräche über die künftigen Handelsbeziehungen zu Großbritannien dürfen nicht davon ablenken, dass auch die nationale Politik gefordert ist“, sagte der Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, Rainer Kirchdörfer. „Der Gesetzgeber ist daher aufgefordert, zumindest ein Härtefallvermeidungsgesetz rechtzeitig auf den Weg zu bringen, um Schaden durch die negativen Folgen des Brexits auf deutsche Familienunternehmen abzuwenden.“ Zum Beispiel benötigten sie eine gesetzliche Regelung, dass bei der Entlastung von Teilen des Betriebsvermögens durch die Erbschaft- und Schenkungssteuer auch weiterhin die in Großbritannien geschaffene Arbeitsplätze berücksichtigt werden.