Essen. . Mutmaßliche Neonazis haben in Essen-Borbeck einen Politiker der Linkspartei und einen Flüchtling verprügelt und rassistisch beschimpft.

Mutmaßliche Neonazis haben in Essen-Borbeck einen Politiker der Essener Linkspartei und seinen Begleiter, einen Flüchtling aus Afghanistan, angegriffen, verprügelt und rassistisch beschimpft. Wie Hossein Khorrami, eines der Opfer und für „Die Linke“ stellvertretendes Mitglied im Integrationsrat, gegenüber dieser Zeitung berichtete, erlitten er und sein Begleiter bei dem Übergriff am Samstag gegen 20.30 Uhr leichte Verletzungen. Beide Männer wurden im Krankenhaus behandelt.

Staatsschutz ermittelt wegen des Verdachts einer möglichen rechtsradikalen Straftat

Polizeisprecher Christoph Wickhorst bestätigte auf Nachfrage, dass der Vorwurf der einfachen Körperverletzung im Raum stehe und der Staatsschutz wegen des Verdachts einer möglichen rechtsradikalen Straftat ermittele. Khorrami, der sich insbesondere für irakische und iranische Flüchtlinge engagiert, sagt, er habe einen der Schläger anhand eines Fotos einer Neonazi-Gruppe identifiziert, das ihm die Polizei am Dienstag vorgelegt hat.

Gegen den Mann, so habe man ihm gesagt, habe schon einmal ein Haftbefehl vorgelegen. Der Linke-Politiker aus dem Iran lebt seit Jahren in Borbeck, hat dort auch eine Pizzeria betrieben und will zumindest einen der Angreifer seit längerem von Angesicht kennen.

Am Samstagabend habe er mit dem afghanischen Flüchtling die Pizzeria verlassen, als sie ohne Ankündigung aus dem Hinterhalt überfallen worden seien. Die drei Männer, so Khorrami, waren überaus aggressiv und hätten ihm Boxhiebe verpasst, bis er zu Boden gegangen sei. Dabei hätten sie gerufen: „Scheiß Ausländer“.

„Es gibt ein zunehmendes Problem mit Neonazis in Borbeck“

„Wir sind empört über diesen feigen und rassistischen Angriff“, verurteilte die Linke-Fraktionschefin Gabriele Giesecke die Übergriffe. „Offensichtlich fühlen sich rechte und rassistische Kräfte durch die Vorfälle in Chemnitz ermuntert und sehen sich in der Offensive. Wir fordern die Polizei auf, die Täter so schnell wie möglich zu fassen, bevor sie noch mehr Unheil anrichten und mehr Menschen verletzen.“

Ihre Ratsfraktion sehe die Gefahr, dass sich auch durch den aktuellen Schulterschluss zwischen der AfD und offen rechtsradikalen Bewegungen weitere gesellschaftliche Grenzen verschieben und die Gewalt auf der Straße zunimmt.

„Ich habe die Opferberatung Rheinland eingeschaltet, die Betroffene rechtsextremer und rassistischer Gewalt unterstützt“, so Hossein Khorrami: „Es gibt ein zunehmendes Problem mit Neonazis in Borbeck.“ Aber auch in anderen Stadtteilen wachse die Neonazi-Szene. Als Beispiel nannte der Politiker die „Steeler Jungs“. „Wir müssen uns als Gesellschaft gegen eine weitere Zunahme von Rassismus und Rechtsradikalismus wehren. Dazu sind alle demokratischen Kräfte aufgerufen“, ist Khorrami überzeugt.