Berlin . Der Bundesligist veröffentlicht Pläne für eine 55.000er-Arena – und ist nicht interessiert am Umbau des Olympiastadions.

Die Diskussion, wo Hertha BSC ab 2025 seine Heimspiele austragen wird, nimmt Fahrt auf. Auf der Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten stellte Finanzchef Ingo Schiller konkrete Pläne vor, wie die neue Fußball-Arena im Olympiapark aussehen soll: mit einer Kapazität von 55.000 Plätzen, davon 10.000 Stehplätze in der Ostkurve (Kapazität bei internationalen Begegnungen: 47.000 Sitzplätze).

Die Erklärung aus der vergangenen Woche von Sportsenator Andreas Geisel (SPD) und Hertha-Präsident Werner Gegenbauer bezeichnete Schiller als „einen Meilenstein“. Hertha habe damit „eine Erklärung erhalten, dass der Sportsenator beide Lösungen technisch für machbar hält.“ Gemeint ist, dass sowohl ein Umbau des 1936 ein­geweihten Olympiastadions möglich ist – diese Variante ­bevorzugt Geisel. Aber eben auch die Errichtung einer neuen Arena im Olympiapark.

Die neue Arena benötigt 53.400 Quadratmeter Fläche

Schiller verdeutlichte, was Hertha von der Umbau-Variante hält: „Unseretwegen braucht der Senat das Olympiastadion nicht umzubauen.“

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Hertha setzt auf die Karte Neubau. Erstmals bekamen die Vereinsmitglieder konkrete Pläne zu sehen, die das Architekturbüro Albert Speer und Partner mehrfach überarbeitet hat. Die Planungen sind konkret: So wird der Flächenbedarf der Arena mit 53.400 Quadratmetern beziffert. In Abstimmung mit dem Denkmalschutz wurde die Arena um 80 Meter weiter weg als im ersten Entwurf angesiedelt. Außerdem ist vorgesehen, die Arena zur Hälfte in den Boden zu versenken. Dadurch soll das Olympiastadion weiter das höchste Bauwerk des Ensembles bleiben. 70 Prozent dieser Fläche werden außerhalb des (denkmalgeschützten) Olympiaparks liegen. Für die Anhänger der Blau-Weißen sieht der Plan ein seit Jahren ersehntes Fan-Haus vor. Außerdem soll es hinter der Ostkurve eine Fan-Gastronomie geben.

Hertha hat bereits einige Hausaufgaben gemacht: Die Grundstücksgröße inklusive Sicherheitsbereich ist definiert. Es wurden Verkehrsuntersuchungen sowie erste Schallerhebungen angestellt. Die Parksituation wurde begutachtet. So ist vorgesehen, den Parkplatz P1 mit einem zweigeschossigen Parkhaus zu bebauen. Obendrauf soll ein Bolzplatz entstehen, den Hertha dem Bezirk zur Verfügung stellt.

So soll die Ostkurve aussehen
So soll die Ostkurve aussehen © AS+P

Schiller widersprach der Kritik von Sportsenator Geisel, der bei rbb-Inforadio behauptet hatte, Hertha würde damit drohen, aus dem aktuellen Mietvertrag auszusteigen. „Wir sind vertragstreu“, sagte Schiller. „Wir werden den bis 2025 laufenden Mietvertrag ­erfüllen.“ Eine Absage erteilte er der Idee von Geisel, Hertha soll im Fall einer eigenen Arena seine drei bestbesuchten Bundesliga-Partien (etwa gegen Bayern und Dortmund) im Olympiastadion spielen. Schiller: „Wir werden unsere Heimspiele in der Arena austragen.“ Der Zeitrahmen ist ab­gesteckt: Zwei Jahre Planungsphase soll von 30 Monaten Bauzeit gefolgt werden. Inklusive eines zeitlichen Puffers will ­Hertha zur Saison 2025/26 in der ­eigenen Arena spielen.

Das größte Argument in der Debatte legte Schiller zudem auf den Tisch: Ein Umbau des Olympiastadions, wie ihn das Land Berlin vorsieht, „hätte eine Investition im dreistelligen Millionen-Bereich zur Folge, die das Land Berlin zu leisten hätte.“ Bei der Variante Arena-Neubau hingegen, würde kein Cent Steuergeld in das Projekt fließen. „Die Finanzierung ist rein privat“, ­sagte Schiller. „Es wird ein Mix aus Eigenkapital, gesparter Miete und Mehreinnahmen sowie dem einen oder anderen Sponsor, den wir für das ­Projekt gewinnen wollen.“

Konkrete Zahlen wollte Herthas Finanzchef nicht nennen. Eine Fußball-Arena wird etwa 200 Millionen Euro kosten. Ein Umbau des Olympiastadions würde ähnlich teuer.

5,1 Mio. Stadionmiete oder eine günstigere Erbbaupacht

So plausibel sich die Argumention anhört: Es sind noch wichtige Fragen ­offen. So konnte Hertha den Senat bisher nicht davon überzeugen, dass eine Fußball-Arena für alle Berliner eine gute und wirtschaftlich sinnvolle Variante ist. Sportsenator Geisel hat vor allem Sorge, wie das Olympiastadion ab 2025 profitabel zu betreiben ist, wenn Hertha dort nicht mehr Ankermieter ist. Derzeit überweist der Bundesligist pro Saison 5,1 Millionen Euro Miete an den Eigentümer.

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© AS+P

Bei aller Sehnsucht der Hertha-Verantwortlichen: Für eine eigene Arena muss der Bundesligist, der in der Stadt nicht nur Sympathien genießt, durch ein Nadelöhr: Für diese Variante braucht es einen Erbbaupacht-Vertrag. Dafür muss sich im Abgeordnetenhaus eine Mehrheit finden. Wie teuer Erbbaupacht ist, das ist in Berlin über die Bodenrichtwerte geregelt. Eine Erbbaupacht würde Hertha jedenfalls erheblich günstiger kommen als ein Mietvertrag im Olympiastadion über derzeit 5,1 Millionen Euro pro Saison.

Das Thema bleibt heiß: Am Freitag stellt der Sportsenat im Sport­ausschuss des Abgeordnetenhauses seine Umbaupläne vor – und Hertha seine Neubau-Pläne. Sportsenator Andreas Geisel: "Senat und Hertha haben ihre Hausaufgaben gemacht. Es liegen jetzt zwei Varianten auf dem Tisch, die politisch von den Abgeordneten bewertet werden müssen. Dieser Prozess beginnt jetzt. Am Freitag wird es dazu die erste Beratung im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses geben.“

Kleine Sensation bei der Wahl zum Aufsichtsrat

Im ersten Wahlgang verfehlte Bernd Schiphorst, der langjährige Vorsitzende des Gremiums, mit 494 Stimmen die erforderliche absolute Mehrheit. Im ersten Wahlgang gewählt wurden Andreas Schmidt (957 Stimmen), Torsten-Jörn Klein (843), Scott Körber (779) und Klaus Brüggemann (723). Neben Schiphorst verfehlten auch Sabine Klabe und Nils Korte die erforderliche Mehrheit. Erst im zweiten Wahlgang wurde Schiphorst mit 391 Stimmen knapp gewählt (erforderlich waren 389 Stimmen).

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