Wirtschaft

Umzug nach Amsterdam Panasonic verlässt die Brexit-Zone

Gibt es einen Deal mit der EU oder nicht? Der bevorstehende Brexit sorgt bei Unternehmern für wachsende Unruhe. Die Japaner ziehen Konsequenzen aus den stockenden Verhandlungen. Panasonic verlässt mit seiner Europa-Zentrale die englische Hauptstadt.

Der japanische Elektronikkonzern Panasonic verlegt aus Furcht vor einem ungeordneten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ("Brexit") seine Europa-Zentrale von London in die Niederlande. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte entsprechende Berichte. Panasonic-Europachef Laurent Abadie sagte der japanischen Zeitung "Nikkei", die Zentrale werde im Oktober von London nach Amsterdam umziehen. Hintergrund sind der Unternehmenssprecherin zufolge unter anderem Steuerfragen im Zusammenhang mit dem EU-Austritt Großbritanniens.

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Die Entscheidung werde auch von kursierenden Befürchtungen angetrieben, die Japaner könnten Großbritannien nach dem Brexit als Steueroase missbrauchen, sollte sich London nach dem Brexit dazu entscheiden, die Unternehmenssteuer zu senken, um den Handel zu fördern, so die Sprecherin. Für den Elektronikriesen würden dadurch in Japan allerdings zusätzliche Steuern anfallen.

Abadie sagte der Zeitung, der Entscheidung, den Hauptsitz zu verlegen, seien monatelange Erwägungen vorausgegangen. Panasonic hege unter anderem Bedenken, dass es im Fall eines harten EU-Austritts ohne verbindliche Klärung zentraler Handelsfragen zu Einschränkungen beim bislang freien Warenverkehr zwischen der EU und Großbritannien kommen könnte. Dies habe zur Entscheidung beigetragen. Die Bereitschaft der Angestellte, den Standort zu wechseln, sei ebenfalls mit ausschlaggebend gewesen. Von den 20 bis 30 Londoner Angestellten im Rechnungswesen wären bis zu zwei Drittel bereit, umzuziehen. Die Abteilung zur Investorenbetreuung bleibe allerdings in der britischen Hauptstadt, betonte Abadie.

May lockt mit Freihandelsabkommen

Mehrere japanischen Banken und Investorengruppen hatten zuvor bereits angekündigt, ihren Hauptsitz in London aufzugeben und in Richtung Kern-EU zu verlegen. Premierministerin Theresa May versucht bislang noch, japanische Autohersteller wie Nissan, Mitsubishi und Honda an den Standorten im Vereinigten Königreich zu halten. Sie wirbt unter anderem damit, dass der Brexit ein separates Freihandelsabkommen mit Japan ermöglichen könnte.

Bis zum Vollzug des Brexit bleibt nicht mehr viel Zeit: Großbritannien wird die EU im März 2019 verlassen. Offen ist noch, wie genau die wirtschaftlichen Beziehungen nach dem Austritt geregelt sein werden. Die Verhandlungen dazu kamen bislang noch zu keinem Ergebnis. Auch bei europäischen Unternehmen sorgt dies für zunehmende Unsicherheit. Im Juni hatte der Flugzeugbauer Airbus angekündigt, sich aus Großbritannien zurückzuziehen, sollte es keine Übereinkunft mit der EU bezüglich des Brexit geben. Airbus stellt dort über 15.000 Arbeitsplätze.

Quelle: ntv.de, mba/rts

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