Die mit dem schwarzen Winkel

Aktion "Arbeitsscheu Reich" 1938 eröffneten die Nationalsozialisten ihren Feldzug gegen soziale Außenseiter, die im Laufe des Jahres zu Tausenden in Konzentrationslager verschleppt wurden
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"F. ist ein arbeitsscheuer Mensch. Er zieht planlos im Land umher und lebt vom Betteln. Einer geregelten Arbeit ist er bisher noch nie nachgegangen. Die Allgemeinheit muss vor ihm geschützt werden." So lautete die vollständige Begründung der Kriminalpolizeistelle Kassel im Haftbefehl gegen einen 27-jährigen Bettler im Juni 1938. Die vier knappen Sätze waren ein Todesurteil. F. starb drei Jahre später im Konzentrationslager Gusen, einem Nebenlager von Mauthausen.

Der Bettler war kein Einzelfall. Mit ihm wurden im Jahr 1938 über 10.000 so genannte "Asoziale" verhaftet und in die Konzentrationslager verschleppt. Die Einlieferung dieser - zunächst nur männlichen - "Asozialen" verdoppelte damals die Zahl der KZ-Häftlinge. Sie wurden in große