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Laufende CO2-Sünder Ich, der hechelnde Klimakiller

Was für ein Schock: Läufer sind Ökosünder. Sie hecheln die Erde zum Kollaps und verpesten die Welt laut neuen Studien so sehr mit CO2, wie es kaum einer für möglich gehalten hätte. Achim Achilles weiß, was nun zu tun ist: global denken, lokal laufen!

Ich bin ein Klimaschwein. Denn ich hechle.

Ich habe damit kein Problem, aber mein Laufpartner Klaus-Heinrich. Immer wenn wir sonntags gegen meinen Willen die unmenschlichen 80 Höhenmeter des Teufelsbergs in unsere Laufstrecke einbauen, sagt er, ich solle aufhören zu röcheln, das sei schlecht fürs Klima.

Der Läufer produziert nun mal Abwärme und Treibhausgas, erst recht am Hang. Und was soll ich tun, um die Welt zu retten?

Hamburg-Marathon: Aufhören zu atmen?

Hamburg-Marathon: Aufhören zu atmen?

Foto: DPA

Mich wieder runterkugeln lassen?

Aufhören zu atmen?

Überhaupt nie wieder hecheln?

Wie hätte ich den Schwangerschaftskurs dann überstanden?

Wenn ich nicht laufe, werde ich übrigens dick wie ein Walker. Und Übergewichtige sind fürs Klima ebenfalls Gift. Sie essen mehr und brauchen mehr Energie für den Transport. Andererseits benötigen sie nicht so viel Wasser in der Badewanne.

Dicker Nicht-Läufer, dünner Renner oder halbdicker Durchschnitt - die Kohlendioxid-Produktion hält sie zusammen .

Läufer immerhin produzieren auf gesündere Art ihr Treibhausgas, ungefähr 25 Prozent mehr als Golfer oder verwandte stockgestützte Sportdarsteller. Weil sich Puls und Herzschlag kaum erhöhen, bleibt auch der Atem flach. Stöckchensport hat eine Öko-Bilanz wie das Wachkoma. Kaum gehen Golfer oder Walker allerdings ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, dem Transportiertwerden, wird das Klima belastet: 20 Kilometer An- und Abfahrt in der zwei Tonnen schweren Geländekarre und ein vertilgter Doppelzentner aus Südamerika eingeflogener Bananen ruinieren die Bilanz nachhaltig.

Der Läufer neigt vor allem zum Öko-Ferkel, wenn er im Rudel zum Wettlauf antritt. Die Öko-Bilanz eines Großmarathons  ist verheerend. Wenn am vergangenen Wochenende in Hamburg knapp 20.000 Marathonis 25 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausatmen, entsteht nicht mehr Klimagas, als eine ausgebuchte Boeing 747 auf dem Weg von Hamburg nach Köln produzieren würde. Das geht ja noch.

Marathon-Professor Klaus Baum allerdings hat die Abluft aller deutschen Marathonis addiert, vor allem im Training. Da kommen weit mehr als 15.000 Tonnen zusammen, das Kohlendioxid-Aufkommen eines Dorfes mit 1500 Einwohnern.

Der deutsche Durchschnittsbürger erzeugt im Jahresmittel etwa zehn Tonnen, inklusive Ölheizung und den zahllosen Akku-Ladungen fürs GPS-Gerät. Die unfassbaren Wolken magnesium- und aminosäuregetriebener Magenwinde der Läufer tauchen übrigens in keinem Klimarechner auf, dürften mengenmäßig allerdings mindestens eine Polkappe auf dem Gewissen haben.

Das Problem sind allerdings nicht der Marathon und seine masochistischen Teilnehmer. Wie bei jeder Großveranstaltung machen weniger die Akteure den Dreck als die Millionen drumherum.

Formel 1 wäre ein blitzsauberer Sport, wenn nur 20 Autisten im Kreis führen. Schmutzig wird der Sport erst durch 100.000 Fans, die zum Nürburgring knattern. So ist es auch beim Marathon: Wer seinen Lauf an der eigenen Haustür startet, ist ein ökologisch korrekter Läufer. Wer allerdings ins Flugzeug steigt, um 42 Kilometer zu rennen, der schafft ein Problem. Das Laufhemd mit dem gut gemeinten Klimaschutz-Appell soll gegen globalen Marathon-Tourismus nur sehr bedingt helfen.

Ein laufendes Klimaproblem ist also jener Sportskamerad, der viermal die Woche mit dem Auto in den Wald fährt, um für den New-York-Marathon zu trainieren und seinen Eiweiß-Bedarf ausschließlich mit Steaks deckt. Vor allem wegen der Furzfreude der Rindviecher lassen Fleischfreunde jährlich zwei bis drei Tonnen Kohlendioxid in die Welt, bis zu zehnmal mehr als Vegetarier, die nur Möhren aus der Region knabbern. Wer auch noch mit dem Rad zum Training fährt und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Wettlauf, der darf ein Greenpeace-Leibchen tragen.

Außerdem bietet der Klimaschutz eine prima Ausrede, um Marathon zu schwänzen. Fragt der Klemmbrett-Trainer also aufreizend freundlich, warum ich in Hamburg nicht gelaufen bin, sage ich nicht die Wahrheit ("keine Lust zum Training"), sondern einfach: "Nee du, im Prinzip total gern. Aber das war mir von der Klimabilanz her echt zu schädlich."

Ein Argument wie eine Läufersocke - da fällt einem nichts mehr ein.

Stattdessen bin ich am Sonntag mit der S-Bahn zum Wannsee gefahren und dann mit dem Rad weiter zur Glienicker Brücke, zum Start vom Drittelmarathon, was nur eine gute Stunde Kohlendioxid-Produktion bedeutet. Da können die Sportskameraden noch so mit ihren Bestzeiten aus Hamburg angeben - ökologisch bin ich uneinholbar weit vorn.

Mitmachen und Klima retten: Auf Achim-Achilles.de  unterschreiben Läufer das "Protokoll von Achilles" und erklären, worauf sie für den Klimaschutz verzichten.

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