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So viel Gewinn bringen Flüchtlinge den EU-Staaten

Flüchtlinge in einer Erstregistrierungsstelle in Passau Flüchtlinge in einer Erstregistrierungsstelle in Passau
Flüchtlinge in einer Erstregistrierungsstelle in Passau
Quelle: dpa
Jeden Euro, den die europäischen Staaten in Flüchtlinge investieren, bekommen sie innerhalb weniger Jahre doppelt zurück. Das besagt eine neue Studie. Doch es gibt eine wichtige Voraussetzung.

Die Aufnahme von Flüchtlingen zahlt sich für europäische Volkswirtschaften aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der London School of Economics (LSE), die am Mittwoch vorgestellt wurde. Über sie hatte die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ zuerst berichtet. Jeder Euro, der für Flüchtlinge ausgegeben wird, bringt demnach 100 Prozent Rendite - und das innerhalb von fünf Jahren. Das heißt: Das Geld, das europäische Staaten für die Unterbringung, Ausbildung und Integration von Flüchtlingen zahlen, bringt ihnen in relativ kurzer Zeit den doppelten ökonomischen Gewinn.

„Flüchtlinge werden oftmals als Bürde gesehen, die man gemeinsam tragen oder meiden möchte. Tatsächlich sind sie eine Chance, die man willkommen heißen sollte“, sagte LSE-Ökonom und Studienautor Philippe Legrain. Die Untersuchung nennt allerdings auch eine wichtige Bedingung dafür: Die Flüchtlinge müssen erfolgreich in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft integriert werden.

Dann könnten die Zuwanderer dafür sorgen, dass neue Unternehmen und Arbeitsplätze entstünden. Sie erhöhten die Produktivität der Firmen und die Löhne. Zudem könnten der internationale Handel und Innovationen gefördert werden, heißt es in der Untersuchung.

Mehr Wirtschaftswachstum in den Hauptzielländern

Die Studie bezieht sich dabei auf Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF). Demnach wird der Zustrom von Flüchtlingen nach Europa vor allem in den Hauptzielländern Deutschland, Österreich und Schweden zu einem zusätzlichen Wirtschaftswachstum führen. Für die gesamte EU errechneten die Experten eine Steigerung von 0,25 Prozent bis zum Jahr 2020. Allerdings nur, wenn es gelingt, viele Flüchtlinge gut zu integrieren.

Deutsche Wirtschaft mit Tempo ins Jahr 2016 gestartet

Angetrieben von der Konsumfreude der Verbraucher stieg das BIP im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,7 Prozent. Günstig wirkten sich auch die Flüchtlingskrise und der milde Winter aus.

Quelle: Die Welt

Die LSE-Ökonomen rechnen in ihrer Studie vor: Zwar steige die öffentliche Verschuldung in der EU durch die zusätzlichen Ausgaben für Flüchtlinge in den Jahren 2015 bis 2020 um 68,8 Milliarden Euro. Gleichzeitig nehme aber auch die Wirtschaftsleistung in dem Zeitraum um 126,6 Milliarden Euro zu. „Investiert man einen Euro in Flüchtlingshilfe, so kann das fast zwei Euro an ökonomischem Gewinn innerhalb von fünf Jahren einbringen“, schreiben die Autoren.

Schwierige Integration

Das Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichte Ende vergangenen Jahres ebenfalls eine Studie zum wirtschaftlichen Nutzen von Flüchtlingen. Auch auf sie verweist die LSE-Studie. Die DIW-Ökonomen kamen darin zu dem Schluss, dass die Ausgaben des Staates „wie ein Konjunkturprogramm wirken“ können. Sie skizzierten drei Szenarien: Sogar im pessimistischsten Fall überstieg der Gewinn demnach die anfänglichen Kosten.

„Flüchtlinge sind langfristig eine Chance“

DIW-Präsident Marcel Fratzscher sagt, ein Flüchtling erwirtschafte spätestens nach sieben Jahren mehr, als er den Staat koste. Er sieht die Flüchtlingskrise als "Weckruf" für Deutschland.

Quelle: Die Welt

Gegenüber der „Welt“ sagte DIW-Chef Marcel Fratzscher damals: „Viele Flüchtlinge schaffen schon nach wenigen Jahren einen Mehrwert für die deutsche Wirtschaft.“ Er kritisierte, dass dies in der Debatte häufig übersehen werde. „Ich will aber nicht beschönigen, wie schwer die Integrationsleistung werden wird“, sagte er.

Die LSE-Studie wurde vom „Open Political Economy Network“, das vom Studienautor und ehemaligen EU-Kommissionsberater Legrain gegründet wurde, sowie von der „Tent Foundation“ des US-Milliardärs Hamdi Ulukaya in Auftrag gegeben.

Ulukaya, der Gründer Joghurt-Firma Chobani, sorgte vor Kurzem für Schlagzeilen, als er zehn Prozent seines Anteils am Unternehmen an seine rund 2000 Angestellten verschenkte. Er ist selbst Einwanderer aus der Türkei. In seinen Werken sind 600 Flüchtlinge angestellt – ein Drittel der gesamten Beschäftigten.

nidi

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