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Trumpisierung der Trump-Gegner : Der Rassenkrieg der Linken

  • -Aktualisiert am

Bürgerrechtler Al Sharpton (rechts) spricht am 29. April im New Yorker Stadtteil Harlem mit dem Bewerber für die demokratische Präsidentschaftskandidatur, Pete Buttgieg. Bild: AFP

Niedere Motive, widerwärtige Taktik und eifernde Ausdrucksweise: Donald Trump ist eines Präsidenten nicht würdig – und hat in der heutigen Linken inzwischen einen würdigen Konkurrenten gefunden.

          In der letzten Juliwoche und der ersten Woche im August sagte Donald Trump vier weiblichen Kongressabgeordneten, die einer ethnischen Minderheit angehören und von denen drei in den Vereinigten Staaten geboren sind, sie sollten in die „kaputten und kriminalitätsverseuchten“ Länder zurückgehen, „aus denen sie gekommen“ seien; er bezeichnete den afroamerikanischen Kongressabgeordneten Elijah Cummings als „Rüpel“ und seine Heimatstadt als ein „widerliches, von Ratten und Nagern verseuchtes Drecksloch“; und er provozierte einen Streit mit dem baptistischen Prediger Al Sharpton, den er einen „Betrüger und Unruhestifter“ nannte, der ständig Aufmerksamkeit erregen wolle und „Weiße und Polizisten“ hasse.

          Trumps Spiel ist nicht schwer zu durchschauen. Er betreibt dieselbe ressentimentgeladene, auf Rassenidentität zielende Politik, die seinen politischen Aufstieg seit Beginn dieses Jahrzehnts prägt, als er Zweifel daran äußerte, dass der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten tatsächlich in Amerika geboren sei.

          Trumps Motive sind niedrig, seine Taktik ist widerwärtig, seine Ausdrucksweise eifernd und eines Präsidenten nicht würdig. Aber im Wettbewerb, wer den Rassenknopf stärker zu drücken vermag, hat er in der heutigen Linken einen würdigen Konkurrenten. Wie es schwerfallen dürfte, in Trump etwas anderes als einen Fanatiker und Manipulator zu sehen, so lässt sich auch kaum leugnen, dass die Welt der progressiven Intellektuellen und Aktivisten sich in den drei Jahren seit Trumps Amtsantritt in ein selbsternanntes Politbüro verwandelt hat, das seine eigene aggressiv-rassistische Sicht Amerikas durchzusetzen versucht.

          Tatsächlich sind viele linke Gegner Trumps zu überzeugten Ideologen geworden, denen es als sicher gilt, dass menschliches Verhalten und die Unterschiede zwischen den Menschen in einem biologischen Moment wurzeln, das sich nur schwer oder gar nicht verändern lässt. Die Art, wie Linke geradezu obsessiv von „weißen Männern“ reden oder die Zugehörigkeit zu Opfergruppen offen über individuelle Rechte oder Eigenschaften stellen, ist ein Inbegriff dessen, was die meisten Menschen unter Rassismus verstehen. Nicht „Gegenrassismus“, sondern wirklicher, echter Rassismus.

          Da gibt es etwas an diesem Präsidenten, das bei seinen Gegnern eine außerordentlich heftige Gegenreaktion auslöst. Progressive, die zur Zeit der Regierung Obama die Vorzüge eines „Neustarts“ mit Wladimir Putin priesen, greifen heute auf Argumente zurück, die ganz direkt aus dem Repertoire Joe McCarthys stammen könnten, wenn sie Republikaner als „russlandhörig“ und als „Verräter“ bezeichnen. Mit jeder Äußerung und jeder Aktion löst Trump bei seinen Kritikern eine Art Pawlowschen Reflex aus, der sie veranlasst, sich gegen alles zu wenden, was Trump unterstützt, und rückhaltlos alles zu unterstützen, wogegen Trump sich wendet, wobei sie nicht davor zurückscheuen, sich hinter einige der Schlimmsten in ihrem eigenen Lager zu stellen. Trump ähnelt hier Newtons Drittem Gesetz, denn absolut alles, was er sagt und tut, scheint eine gleich große, aber entgegengesetzte Reaktion auszulösen.

          Valerie Jarrett, lange Zeit eine der engsten Mitarbeiterinnen Obamas, preist deshalb die Kongressabgeordnete Ilhan Omar als „den Wechsel im Kongress, auf den wir gewartet haben“. Viele im Land zählten auf sie und unterstützten sie. Und als Trump Sharpton attackierte, nahmen zahlreiche demokratische Präsidentschaftskandidaten und Vertreter der liberalen Medien ihn mit der Berechenbarkeit eines Uhrwerks in Schutz und verteidigten den größten Rassen-Hausierer und Erpresser:

          Joe Biden schrieb am 29. Juli auf Twitter: „.@TheRevAl ist ein Meister im Kampf für die Bürgerrechte. Es ist abscheulich, dass Präsident Trump die Macht seines Amtes immer wieder für rassistische Angriffe auf das Volk missbraucht, dem er dient. Solcher Hass hat keinen Platz in unserem Land. Er ist unter der Würde des Amtes.“

          Kamala Harris twitterte am selben Tag: „.@TheRevAl hat sein Leben lang für Gerechtigkeit und die Verbesserung unseres Landes gekämpft, auch wenn ihm dabei Hass entgegenschlug. Es ist ein Schande, aber keine Überraschung, dass Trump ständig Menschen attackiert, die so viel für unser Land getan haben.“

          Auch Elizabeth Warren äußerte sich ähnlich: „.@TheRevAl hat sein Leben dem Kampf um Gerechtigkeit für alle gewidmet. Noch so viele rassistische Tweets des Mannes im Weißen Haus werden daran nichts ändern – und wir dürfen nicht zulassen, dass sie uns spalten. Ich stehe zu meinem Freund Al Sharpton und verurteile diese ständigen Angriffe auf Farbige.“

          Und Bill de Blasio schrieb: „Ich kenne @TheRevAl seit Jahrzehnten, und Trumps Kennzeichnung ist nicht nur respektlos, sondern auch falsch. Als @TheRevAl in der Tradition Dr. Kings Gerechtigkeit forderte, verlangte Trump die Hinrichtung von fünf unschuldigen schwarzen Jungs.“

          Was sind schon Tatsachen?

          Der Vergleich zwischen Trump und Sharpton ist aufschlussreich: Während Trump zynisch die Wut auf die fälschlich der Vergewaltigung beschuldigten Central Park Five schürte, schwärzte Prediger Al Sharpton im Rahmen der falschen Vergewaltigungswürfe Tawana Brawleys unschuldige Männer an, schürte Ausschreitungen gegen jüdische „Diamantenhändler“ in Brooklyn und regte zu einem Brandanschlag auf ein Gebäude an, das einem „weißen Schleichhändler“ gehörte. Derselbe Unterschied. Aber was sind schon Tatsachen wie diese für den Gringo im Gracie Mansion, dem Amtssitz des Bürgermeisters von New York City?

          Noch beunruhigender ist indessen: Die Demokratische Partei begann ihre Liebesbeziehung zu Sharpton schon mehr als ein Jahrzehnt bevor Trump überhaupt nur in die Nähe des Weißen Hauses kam. Sie rehabilitierte einen der schlimmsten Demagogen New Yorks, indem sie ihn zu einem „Führer der Bürgerrechtsbewegung“ erhob, wie die Zeitschrift Politico ihn in geradezu lachhafter Verdrehung der Tatsachen titulierte – sie hieß ihn 2004 bei den Vorwahlen für das Präsidentenamt willkommen, gab ihm ganzjährig im Restaurant Sylvia’s of Harlem die Ehre, beschaffte ihm eine Talkshow bei MSNBC und lud ihn während der Amtszeit Präsident Obamas erstaunliche 118 Mal ins Weiße Haus ein. (Danke, Valerie!)

          Nicht zu vergessen die eindeutig von rassistischem Denken zeugende Bemerkung der erstmals in den Kongress gewählten Abgeordneten für Massachusetts Ayanna Pressley: „Wir brauchen keine braunen Gesichter mehr, die keine braune Stimme sein wollen. Wir brauchen keine schwarzen Gesichter, die keine schwarze Stimme sein wollen. Wir brauchen keine Muslime, die keine muslimische Stimme sein wollen. Wir brauchen keine Schwulen, die keine schwule Stimme sein wollen.“

          Rasissmus wie im Lehrbuch

          Die Behauptung, jemand mit einem „braunen“ oder „schwarzen“ Gesicht müssen bestimmte ideologische (und wahrscheinlich von Ayanna Pressley vorgegebene) Positionen vertreten – oder anders gesagt, die Hautfarbe müsse Denken und Handeln bestimmen –, ist Rassismus, wie er im Lehrbuch steht. Aber während praktisch alle Mainstream-Medien Trumps Ausbrüche gleichsam im Sinne einer objektiven Tatsache als „rassistisch“ brandmarken, hat kein einziges von ihnen Pressleys Bemerkung in dieser Weise charakterisiert.

          Ein großer und weiter wachsenden Teil der Progressiven hat inzwischen absolut alles derart radikalisiert, dass einige ihrer Vertreter sogar behaupten, Joe Biden, der an Obamas Seite acht Jahre lange loyal sein Amt versah, sei ein Bull Connor unserer Zeit sei, der für seine Vergangenheit „Sühne leisten„ müsse. Da ist mehr als ein Hauch kulturrevolutionärer „Kampfsitzungen„ in der extremen Wachsamkeit der Linken und ihrer Gier nach Entschuldigungen und öffentlicher Demütigung.

          Vergangenen Monat veröffentlichte die aus Jamaika stammende Dichterin Claudia Rankine im New York Times Magazine eine paranoide Meditation über „das Privileg weißer Männer“. Sie berichtete von einer Reihe alltäglicher Begegnungen mit diversen weißen Männer, denen sie sämtlich ein allumfassendes Gefühl weißer Überlegenheit unterstellte. Diese Männer, die sie am Flughafen in der Warteschlange der ersten Klasse rempelten? Unmöglich, dass sie unhöfliche gestresste Leute waren. Nein, sie waren Rassisten. Jeder weiße Mann, dem Rankine begegnet, ist in ihren Augen im Besitz des „weißen Privilegs“ – eines unbeschreiblichen Merkmals, dem sie biologische Qualitäten beimisst. Ganz gleich, welche Stellung sie im Leben einnehmen mögen, sie sind auf mystische Weise mit diesem Merkmal begabt und besitzen mehr „Macht“ als Claudia Rankine – Professorin in Yale, Gewinnerin des National Book Award, Dichterin und Empfängerin des mit 625.000 Dollar dotierten MacArthur Genius Grant.

          Nichtweißes wird heilig gesprochen

          In vielen progressiven Kreisen ist das Wort „weiß“ zu einem lustvoll verwendeten Synonym für „ignorant“, „engstirnig“ oder „unaufgeklärt“ geworden. In Mainstream-Medien und anderen progressiven Diskursen sind Angriffe auf »heterosexuelle weiße Männer« ebenso allgegenwärtig wie willkürlich. Als Brian Sims, Abgeordneter im Repräsentantenhaus von Pennsylvania, beschloss, über eine Pro-Life-Demonstrantin herzuziehen, die Anfang dieses Jahres friedlich vor einer Abtreibungsklinik in Philadelphia stand, da beschrieb er sie als „eine alte weiße Dame“, als hätte die Hautfarbe irgendetwas mit der Gültigkeit ihrer Überzeugung zu tun, wonach das Leben mit der Befruchtung beginnt. Sarah Jeong, frischgebackene Leitartikelschreiberin der New York Times, twitterte jahrelang gemeine Beleidigungen über Weiße, die ihrer Karriere unverzüglich ein Ende gesetzt hätten, wenn sie auf irgendeine andere Gruppe oder „Rasse“ gemünzt gewesen wären.

          Zugleich wird alles Nichtweiße in diesen Kreisen geradezu heiliggesprochen. „Farbige Transfrauen“ führten den Stonewall-Aufstand an. (Nur dass sie es nicht taten.) Rashida Tlaib, Mitglied der „Squad“, rechtfertigte kürzlich in einem Interview mit Jake Tapper von CNN ihre Unterstützung für die Boycott-Divestment-and-Sanctions-Bewegung gegen das „rassistische“ Israel mit dem Hinweis, dass sie in der „äußerst schwarzen, schönen Stadt“ Detroit aufgewachsen sei. Gewalttätige Angriffe auf Juden erreichen in New York City gegenwärtig Rekordhöhen und werden fast ausschließlich von schwarzen und hispanoamerikanischen Männern begangen. Dennoch schiebt Bürgermeister de Blasio sie groteskerweise sämtlich einer „rechtsgerichteten Bewegung“ in die Schuhe. Die Autorin Molly Knight fragte kürzlich einmal: „Was, wenn wir die Führung vollständig schwarzen Frauen überließen?“ Der Schauspieler Mark Ruffalo antwortete darauf einschleimend: „Dazu bin ich voll und ganz bereit. Ich sprach kürzlich ein Gebet, und als Gott mir antwortete, war sie eine schwarze Frau.“

          Werfen wir nun einen Blick auf das Desaster, das sich gegenwärtig im Democratic Congressional Campaign Committee (DCCC) abspielt. Nach monatelangen Klagen des Congressional Black und des Hispanic Caucus, dass sich in den oberen Rängen des Wahlkampfarms der Demokraten im Repräsentantenhaus nicht genügend „Farbige“ fänden, wurden mehrere Spitzenfunktionäre zum Rücktritt gezwungen, darunter auch Allison Jaslow, eine lesbische Veteranin des Irakkriegs. Dazu kam es, nachdem zwei lateinamerikanische Demokraten gefordert hatten, die Vorsitzende des DCCC, Cheri Bustos, solle „unverzüglich eine qualifizierte farbige Person, von denen es viele gibt, zum geschäftsführenden Direktor ernennen“. Wie Politico berichtete, fühlte die verzweifelte Bustos sich genötigt, Mitarbeitern zu sagen, dass „ihr Ehemann mexikanischer Abstammung sei, dass ihre Kinder halb mexikanisch seien und ihr Sohn eine afroamerikanische Frau heiraten werde“. Später entschuldigte sie sich für diese Bemerkung und „kündigte an, sie werde an einem Diversitäts- und Inklusionstraining teilnehmen“.

          Ist das Wort „Abstammung“ eine Beleidigung?

          Am bemerkenswertesten an Cheri Bustos‘ Fenstersturz war jedoch nicht die Geschwindigkeit, mit der es dazu kam, und auch nicht die offenkundige Geringfügigkeit des Vergehens – an all das haben wir uns längst gewöhnt seit Trumps Wahl zum Präsidenten oder seit der Heiligsprechung von #MeToo oder vielleicht auch seit dem Aufstieg von Twitter oder dem Zusammenbruch des Journalismus. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass diesmal niemand sich die Mühe machte, das Vergehen überhaupt näher zu explizieren.

          Was ist falsch am Ausdruck „mexikanische Abstammung“«? Mexiko ist eine Nation und besitzt eine Kultur – wie Irland, Großbritannien oder Italien. Ist es eine Beleidigung, wenn man sagt, jemand sei „italienischer Abstammung“? Oder „irischer Abstammung“? Ist das Wort „mexikanisch“ eine Beleidigung? Hätte es „lateinamerikanisch“ heißen müssen, obwohl kaum jemand in Mexiko dieses Wort jemals gehört hat und die meisten Mexikaner es eher als beleidigend empfänden, zusammen mit Guatemalteken und Salvadorianern auf einen einzigen transnationalen Haufen geworfen zu werden?

          Ist das Wort „Abstammung“ eine Beleidigung? Hätte Cheri Bustos besser „Erbe“ sagen sollen, um die Verbindungen ihres Mannes und ihrer Kinder zu Mexiko zu kennzeichnen – oder ist das Wort vielleicht sogar noch schlimmer und hätte es erst recht erforderlich gemacht, sie in ein Umerziehungslager zu stecken?

          Bei den Aktionen der Sprachpolizei geht es natürlich nicht um korrekten Sprachgebrauch. Vielmehr handelt es sich um ein Machtinstrument. Wenn jemand die Macht hat, deine Sprache zu kontrollieren, dann hat er Macht über dich – er kann dich als Rassist brandmarken; er kann dich an deiner Arbeitsstelle feuern lassen; er kann dafür sorgen, dass andere dich meiden und du niemals mehr einen Job bekommst. Macht dieser Art soll Angst verbreiten. Bei den Progressiven nimmt diese Macht außerdem sehr schnell absoluten Charakter an – und je absoluter sie wird, desto willkürlich und korrupter wird ihre Anwendung, die von der amerikanischen Verfassung und der Bill of Rights eigentlich im Zaum gehalten werden sollte.

          Und schließlich: Wer zum Teufel bestimmt, wie Sie ihren Mann oder ihre Kinder bezeichnen wollen?

          Nach den Richtlinien des neuen progressiven Abstammungsrechts kommt es nicht darauf an, ob jemand mit einer lateinamerikanischen Person, einer schwarzen Person oder wem auch immer verheiratet ist und ob aus dieser Verbindung lateinamerikanische Mischlingskinder hervorgingen: Cheri Bastos ist eine Weiße und muss deshalb Sühne leisten. Auf Betreiben einer Gruppe schwarzer Kongressabgeordneter, die dabei half, eine Resolution des Repräsentantenhauses zu verwässern, die Ilhan Omars antisemitische Äußerungen vom Beginn dieses Jahres verurteilen sollte, zwang das DCCC eine lesbische Kriegsveteranin ohne nachvollziehbare Gründe zum Rücktritt, während eine Afroamerikanerin mit einer langen Geschichte gegen Homosexuelle und Lateinamerikaner gerichteter Tweets befördert wurde.

          Rassenvorurteile Ur- und Erbsünde Amerikas

          Nachdem der „Diversitäts- und Inklusionskreuzzug“ das höhere Bildungswesen, die amerikanischen Unternehmen und die Politik erobert hat, richtet er seinen Blick nun auf die Kultur – einen Bereich menschlichen Strebens, für den Progressive immer schon auf die Barrikaden gingen, wenn es galt, ihn vor anmaßenden staatlichen Bürokraten zu schützen. Vor vier Jahren entwickelte New Yorks Bürgermeister de Blasio einen Plan zur Steigerung der „Diversität und Inklusion“ beim Personal und in den Führungsriegen kultureller Einrichtungen. Frauen und (wie schrecklich) Homosexuelle sind dort stark überrepräsentiert, doch ihre „Diversität und Inklusion“ in den Künsten muss vielleicht deutlich beschnitten werden, um Platz für andere bevorzugte Minderheiten zu schaffen.

          Vor zwei Jahren kündigte de Blasio an, die Stadt werden die Finanzierung kultureller Einrichtungen nicht von der Qualität der Inhalte oder von ihrer Beliebtheit bei Museums- und Theaterbesuchern abhängig machen, sondern von der ethnische Zusammensetzung des Personals und der Führung. Die Times nannte dies einen „ungewöhnlichen Schachzug der Stadt, die den führenden Vertretern ihres kulturellen Lebens nur selten ihre Politik diktiert“. Und tatsächlich assoziiert man solche politischen Einmischungsversuche eher mit jenen Bananenrepubliken in der Dritten Welt, die de Blasio in seinen ruhigen Zeiten als Unterstützer der Sandinisten anbetete.

          Trotz der Jahre, in denen de Blasio, wie die Times schrieb, „nur selten kulturelle Einrichtungen besuchte oder sich für sie einsetzte“, und obwohl es keine Beweise dafür gibt, dass irgendeine ethnische Minderheit in der Einstellungspraxis diskriminiert wurde, wimmelt es im Kulturdezernat der Stadt von „Organisationsschemata und mehrstufigen Prozessen“, deren Ziel es ist, die Kunst den Richtlinien der Stadt zu unterwerfen. Wer Einwände dagegen erhebt oder der „Diversitäts- und Inklusionsrevolution“ im Wege steht, kann sich darauf gefasst machen, wie die Eier für ein Omelett zerschlagen zu werden.

          »Manche werden Widerstand leisten, grollen und Obstruktion betreiben«, erklärte der damalige Sprecher des Stadtrats. Schließlich ließen sich Gleichheit und Inklusion niemals leicht verwirklichen.

          Wie der Wissenschaftler Zack Goldberg überzeugend dargelegt hat, sind die in der Linken so weit verbreiteten und immer radikaleren Denkweisen zu einem Gutteil eine Funktion des Tribalismus, den Trumps Wahl noch verstärkt hat und den seine endlosen demagogischen Tiraden noch weiter verschärfen. Unnötig zu sagen, dass nichts davon gut für die Juden ist, die von den Progressiven im Rahmen ihrer mystischen und esoterischen Rassentaxonomie den „Weißen“zugeordnet werden – womit gesagt ist, dass sie im Besitz unverdienter „Macht“ seien, die an jene „umverteilt“ werden müsse, die ihrer beraubt sind. „Weißsein“ ist eine ständig erweiterter Begriff, der Metastasen bildet, sodass er auch „weiße Hispanics“ umfasst und bald auch Asiaten.

          Rassenvorurteile sind die Ur- und Erbsünde unseres Landes, und sie werden auch weiterhin das Problem sein, das uns am stärksten spaltet. Der Präsident sollte diese Spaltung eigentlich zu heilen versuchen, so gut er kann. Stattdessen spielt unser Oberbefehlshaber ständig mit unseren sensibelsten und schmerzhaftesten gesellschaftlichen Traumata wie ein Pyromane mit seinen Streichhölzern. Wie schade, dass seine Opponenten beschlossen haben, darauf nicht zu reagieren, indem sie die Feuerwehr schicken, sondern indem sie Öl ins Feuer gießen.

          Dieser Beitrag erschien zuerst im amerikanisch-jüdischen Online-Magazin Tablet.

          Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael Bischoff.

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