Diskussion um Lockdown: Warum werden Ausflügler kontrolliert, aber Altenheime nicht geschützt?

Die Polizei durchkreuzte den Plan eines Zwickauer Pärchens, einen Winterspaziergang zu machen. Stattdessen gab’s ein Bußgeld – 60 Euro!

Die Polizei durchkreuzte den Plan eines Zwickauer Pärchens, einen Winterspaziergang zu machen. Stattdessen gab’s ein Bußgeld – 60 Euro!

Foto: Pastierovic
Von: Filipp Piatov und Luisa Volkhausen

Jede Woche sterben in Deutschland Tausende Pflegeheim-Bewohner an oder mit Corona. Doch der Staat konzentriert sich im Kampf gegen die Pandemie lieber darauf, Familien beim Schlittenfahren zu drangsalieren!

Bayerns FDP-Fraktionschef Martin Hagen (40, FDP) ist fassungslos. „Letzten Mittwoch war ich mit meinen Töchtern rodeln“, erzählt Hagen BILD. „An diesem Tag gab es an den Schlittenhügeln mindestens vier Polizeieinsätze wegen mutmaßlichen Verstößen gegen die Corona-Regeln.“

Martin Hagen

Martin Hagen

Foto: Privat

Dabei kämen 57 Prozent aller Corona-Infektionen in seinem Landkreis (Ebersberg) aus Altenheimen!

Beim Schutz der Pflegeheime „versagt unser Staat kläglich“, kritisiert Hagen. „Und gängelt dafür Eltern, die ihren Kindern an der frischen Luft ein wenig Abwechslung vom grauen Corona-Alltag bieten wollen. Mich macht das wütend.“

Um Ausflügler zu stoppen, wurde eine Corona-Leine eingeführt. In Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz höher als 200 (pro 100 000 Einwohner) dürfen sich die Bürger nicht mehr als 15 Kilometer von ihrem Wohnort entfernen!

Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) störte sich daran, „was in bestimmten Regionen los war, als es jetzt geschneit hatte“. Ihr Ziel: „Das muss verhindert werden.“

Der CSU-Politiker und Chef des bayerischen Gemeindetages, Uwe Brandl (61), forderte im Bayerischen Rundfunk sogar, die Corona-Leine durch die Überwachung von Handydaten durchzusetzen!

DOCH FAKT IST: In Landkreisen mit den meisten Corona-Toten pro Einwohner sterben die Menschen größtenteils in Pflegeheimen!

Eine BILD-Umfrage ergab: Im Landkreis Main-Spessart (Bayern) kommen seit Dezember 78 Prozent der Corona-Toten aus Altenheimen. Im Odenwaldkreis (Hessen) sind es 68 Prozent, im Stadt- und Landkreis Coburg (Bayern) sind es 66 Prozent, in Bautzen (Sachsen) rund 50 Prozent, in Sonneberg (Thüringen) 48 Prozent.

Experten fordern die Bundesregierung auf, dringend gegenzusteuern!

Bestatter und Krematorien arbeiten unter Hochdruck – weil so viele Alte sterben

Bestatter und Krematorien arbeiten unter Hochdruck – weil so viele Alte sterben

Foto: Lars Berg

Trotz Impf-Beginn müsse „viel mehr getan werden, damit das Virus nicht in die Alten- und Pflegeheime getragen wird“, fordert Top-Virologe Jonas Schmidt-Chanasit (41, Uni Hamburg) in BILD. „Die Lage in den Pflegeeinrichtungen muss wie ein nationaler Notstand behandelt werden.“

Patientenschützer-Chef Eugen Brysch warnt, dass der schlechte Heim-Schutz sogar die Impf-Kampagne gefährden kann. „Infizierte Pflegebedürftige zu impfen, erhöht ihre Gefahr für Leib und Leben“, mahnt Brysch in BILD.

„Viele Impftermine für Pflegeheime werden abgesagt, weil sich das Virus vorher eingeschlichen hat!“

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