Das europäische Netz der Nachtzüge wächst wieder. Fast jedes Jahr kommt eine neue Verbindung hinzu. © Moses Fendel für ZEIT ONLINE

Weite Strecken über Nacht zurücklegen, schlafend das Klima schonen und nebenbei vielleicht noch ein kleines Abenteuer erleben. Das versprechen Nachtzüge – zumindest in der Theorie. Kein Wunder, dass sie in mehreren europäischen Ländern seit ein paar Jahren eine Renaissance erleben.

Dabei war der Nachtzug in Deutschland vor ein paar Jahren schon so gut wie tot. Ende 2016 stieg die Deutsche Bahn aus dem Geschäft aus und begründete das unter anderem mit den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und angeblich fehlender Wirtschaftlichkeit. Einen Teil des Nachtzugnetzes und auch der Schlaf- und Liegewagen übernahmen damals die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und brachten mit dem Nightjet ein neues Konzept an den Start. Offensichtlich mit Erfolg, denn im Jahr vor der Pandemie nutzten laut ÖBB ungefähr anderthalb Millionen Menschen das Angebot. Inzwischen wächst das europäische Netz wieder, kommt fast jedes Jahr eine neue Verbindung hinzu. 

Verantwortlich dafür sind nicht nur die ÖBB, sondern auch andere nationale Bahngesellschaften sowie private Unternehmen. Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Denn längst nicht alle, die gern mit dem Nachtzug reisen würden, können das auch einfach tun. Auf manchen Verbindungen sind die Plätze im Schlaf- und Liegewagen nämlich auf Wochen hinaus ausgebucht. Andere Verbindungen, die jahrzehntelang zuverlässig funktioniert haben, sind eingestellt und es ist ungewiss, ob und wann sie zurückkehren.

Für diese Sonderfolge von Was jetzt? hat sich ZEIT-ONLINE-Podcastredakteur Moses Fendel im Sommer 2022 im Schlafwagen auf die Reise von Hamburg nach Zürich gemacht, um das Phänomen besser zu verstehen. 

Was sind die Gründe für den derzeitigen Nachtzugboom? Welche Rolle können sie im Kampf gegen die Klimakrise und für eine Mobilitätswende spielen? Und was müsste passieren, damit Nachtzüge in Zukunft von so vielen Menschen genutzt werden, dass sie innereuropäische Flugreisen überflüssig machen?

Fragen, die er dem Bahnexperten Bernhard Knierim von der Allianz pro Schiene gestellt hat. Der sagt: "Die Nachfrage nach Nachtzügen ist riesig und das liegt unter anderem an der Klimakrise." Das Potenzial dieses Verkehrsmittels sei aber längst noch nicht ausgeschöpft. Das greifbarste Problem sei derzeit, dass es in Europa zu wenig Schlaf- und Liegewagen gebe. Um den Nachtzug (wieder) zu einem Massenverkehrsmittel zu machen, fordert Knierim aber auch, auf EU-Ebene die verkehrspolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern.

Moderation und Produktion: Moses Fendel

Redaktion: Mounia Meiborg

Mitarbeit: Marc Fehrmann