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Wissenschaft Anti-Aging-Präparat

Rapamycin könnte Ihnen neun Lebensjahre schenken

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Zwischen sechs und neun Lebensjahre mehr für den Menschen? Eine Studie weckt Hoffnung Zwischen sechs und neun Lebensjahre mehr für den Menschen? Eine Studie weckt Hoffnung
Zwischen sechs und neun Lebensjahre mehr für den Menschen? Eine Studie weckt Hoffnung
Quelle: Getty Images/Photographer's Choice
Mehrere Jahre länger leben? Der Stoff Rapamycin könnte dabei helfen. Versuche an Mäusen brachten aufsehenerregende Ergebnisse – jetzt werden sie an Hunden durchgeführt. Die altern ähnlich wie Menschen.

Matt Kaeberlein ist sich ziemlich sicher: Es wird funktionieren. In der University of Washington in Seattle hängt an der Tür des Molekularbiologen das Schild „Fachbereichsleiter Alterungsprozesse“. Durch diese Tür drang jetzt nach außen, welche Sensation sich dahinter verbarg: Kaeberlein ist es gelungen, einen lebensverlängernden Wirkstoff ausfindig zu machen.

Das Präparat Rapamycin hat bei Versuchen mit Mäusen schon aufsehenerregende Ergebnisse erzielt. Der Wirkstoff verlängerte ihr Leben um bis zu 25 Prozent. Die Versuchsanordnung war denkbar unproblematisch: Das Mittel wurde einfach dem Futter beigemischt. Am erfolgreichsten wirkte die Substanz bei älteren Tieren, rund 20 Monate alt. Das entspricht beim Menschen in etwa 60 Jahren.

Ende der 60er-Jahre extrahierten Forscher den Wirkstoff aus Bakterien, die sie auf Rapa Nui, der Osterinsel, entdeckt hatten, daher der Name. Schnell wurde klar: Die Substanz blockiert ein wichtiges Enzym, das das Wachstum von Zellen im menschlichen Körper steuert und auch in den Fettstoffwechsel eingreift. Heute wird Rapamycin vor allem bei Nierentransplantationen eingesetzt, um Abstoßungen zu verhindern.

Gewaltige Resonanz auf Aufruf

Kardiologen benutzen die Substanz, um die Herzfunktion zu stärken. Außerdem kann das Mittel Tumorzellen am Wachsen hindern und entfaltet eine positive Wirkung im Gehirn. In höheren Dosen verursacht es aber starke Nebenwirkungen beim Menschen. Bei den Mäusen im Versuch waren zur Lebensverlängerung erhöhte Dosen des Mittels nötig – die die Tiere aber verkrafteten. Möglich, dass es sich bei Hunden ähnlich verhalte, hofft Kaeberlein.

Nun geht das Anti-Aging-Experiment in die nächste Etappe: einen fünfjährigen Feldversuch mit mindestens 1500 Hunden. Dafür öffnete Kaeberlein die Teilnehmerliste für die gesamten USA – und schloss sie bald darauf wieder: „Die Resonanz war gewaltig. Nach kurzer Zeit hatten wir 3000 Halter in der Kartei. Das reicht.“ Das Mittel habe nicht nur die vorgeschalteten Verträglichkeitstests bei Hunden mit gutem Erfolg durchlaufen. Es wirke mit hoher Wahrscheinlichkeit auch beim Menschen. „Wenn wir die Ergebnisse des Mäuseversuchs auf Hunde übertragen, bedeutet das: bis zu zwei oder drei Jahre mehr“, sagt Kaeberlein. „Für Menschen wären das zwischen sechs und neun geschenkte Lebensjahre.“

Dass alternde Hunde dem alternden Menschen ähneln, wissen Forscher schon länger. „Eine gute, sinnvolle Studie“, beurteilt Cornelia Kraus, Anthropologin von der Universität Göttingen, das US-Projekt. Kraus war vor drei Jahren maßgeblich daran beteiligt, die Lebenserwartung von Hunden neu zu berechnen.

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Quelle: Die Welt

Fazit ihrer Studie: Große Hunde kommen bei Weitem nicht auf eine so hohe Lebenserwartung wie kleine. „Sie altern ähnlich wie Menschen, was Krebs und Herzkrankheiten betrifft, und sterben daher deutlich früher als kleine Rassen“, sagt sie. Am großen Langzeit-Versuch nehmen deshalb nur große Hunde fortgeschrittenen Alters teil, ab mindestens sechs Jahre. „Die Tiere im Versuch sollten mindestens 25 Kilo schwer sein,“ sagt Kaeberlein. An ihnen lässt sich am effektivsten beobachten, ob Rapamycin auch die Herz- und Nierenfunktion verbessert und vor Tumoren schützen kann. „Das verlängerte Leben ist nicht das Wichtigste“, findet Kaeberlein. „Ein paar Jahre mehr wären fantastisch, aber mindestens genauso wichtig ist ein gesundes Leben.“

Kurz vor Beginn der Erprobung sorgt er sich nur noch um einen wissenschaftlich aussagefähigen Versuchsablauf: Es müsse sichergestellt sein, dass Herrchen und Frauchen ihren Hunden die Versuchspillen nicht vorenthalten – und sie am Ende selbst nehmen.

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