Kampf um Impfstoff gegen Corona: Trump lockt deutsche Forscher mit Geld, will Mittel für USA

CureVac versichert: Kein Exklusivvertrag mit US-Regierung

Donald Trump (73) will den Impfstoff, auf den die Welt wartet,  für sein Land

Donald Trump (73) will den Impfstoff, auf den die Welt wartet, für sein Land

Foto: Alex Brandon / AP Photo / dpa

Noch gibt es gar keinen Impfstoff gegen Corona – doch der Kampf um die mögliche Wunderwaffe hat längst begonnen!

Im Mittelpunkt: deutsche Forscher in Tübingen und US-Präsident Donald Trump (73). Der hat die Tübinger Firma CureVac jetzt in den Blick genommen – dort läuft die Suche nach einem Impfstoff gegen Corona auf Hochtouren.

Trump will das Heilmittel unbedingt haben – und soll dafür einen Streit mit Deutschland riskiert haben!

Wie die „Welt am Sonntag“ berichtet, will Trump die deutschen Wissenschaftler mit „hohen finanziellen Zuwendungen“ nach Amerika locken beziehungsweise sich das Heilmittel sichern.

Brisant: In dem Bericht heißt es, Trump wolle das Mittel NUR für die USA!

Die Bundesregierung versucht zwar, sich gegen die Anbiederungen des US-Präsidenten zu wehren. Doch die Zeit drängt.

Bereits Anfang März traf sich der ehemalige CureVac- Firmenchef Daniel Menichella auf Einladung des Weißen Hauses mit Trump, Vizepräsident Mike Pence (60), Mitgliedern der Coronavirus-Task-Force sowie weiteren hochrangigen Pharma- und Biotechmanagern. Dabei ging es um Strategien und Möglichkeiten zur schnellen Entwicklung und Produktion des Impfstoffes.

Daniel Menichella (9.v.l.), bis vor Kurzem noch Chef von CureVac, am 2. März bei Verhandlungen im Weißen Haus

Daniel Menichella (9.v.l.), bis vor Kurzem noch Chef von CureVac, am 2. März bei Verhandlungen im Weißen Haus

Foto: Joyce N. Boghosian

„Wir sind sehr zuversichtlich, innerhalb weniger Monate einen wirksamen Impfstoffkandidaten entwickeln zu können“, wird Menichella auf der Internetseite von CureVac zitiert.

Das lassen sich die Amerikaner einiges kosten: Von einer Milliarde Dollar ist in Berlin die Rede!

Mittlerweile wurde Menichella vom Chefposten abgelöst. Sein Nachfolger, Ingmar Hoerr, war bis vor zwei Jahren selbst noch Firmenchef.

Davon unberührt läuft die Laborarbeit weiterhin unter Hochdruck: Schon im Juni oder Juli soll der Impfstoff so weit entwickelt sein, dass er an Menschen getestet werden kann.

Firma und US-Botschafter dementieren den Bericht

Am Sonntagabend dementierte die Firma CureVac einen möglichen Exklusiv-Vertrag für die USA – das komme nicht in Frage. Das berichtet die Zeitung „Mannheimer Morgen“. „Wir wollen einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln und nicht für einzelne Staaten“, sagte der Geschäftsführer und Mitbegründer des Hauptinvestors dievini Hopp BioTech Holding, Christof Hettich.

Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, bezeichnete den Bericht der „Welt am Sonntag“ auf Twitter als unwahr.

Der Inhalt ist leider nicht mehr verfügbar.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte hingegen am Sonntag in Berlin: „Ich kann nur sagen, dass ich heute mehrfach gehört habe von Regierungsmitgliedern, dass dies zutrifft und dass wir da morgen im Krisenstab darüber reden.“

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) lobte in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ am Sonntagabend die Tübinger Firma dafür, dass sie für die US-Avancen „nicht zur Verfügung steht. Seit Januar forscht CureVac an einem Impfstoff gegen das Coronavirus.

Deutschland will die Forscher halten

CureVac arbeitet mit dem bundeseigenen Paul-Ehrlich-Institut zusammen. Deutschland will die Firma unbedingt im eigenen Land behalten, macht ebenfalls finanzielle Angebote.

„Die Bundesregierung ist sehr daran interessiert, dass Impf- und Wirkstoffe gegen das neuartige Coronavirus auch in Deutschland und in Europa entwickelt werden“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Berlin der „Welt am Sonntag“.

SPD-Fraktionsvize Bernd Westpahl (59) hat die Bundesregierung aufgefordert, einen Verkauf der Tübinger Firma CureVac in die USA zu verhindern. „Es geht jetzt um deutsche und europäische Interessen“, sagt Westphal der Nachrichtenagentur Reuters.

„Die USA haben sich für Abschottung und 'American first' entschieden sowie gegen multilaterale Zusammenarbeit. Daher muss CureVac falls nötig auch mit öffentlichen Geldern unterstützt werden“, fügt er hinzu.

Auch Hessens Europa-Ministerin Lucia Puttrich (58, CDU) fordert ein Eingreifen der Bundesregierung.

Puttrich sagte BILD: „Das Vorgehen von Donald Trump ist eiskalt und rücksichtslos. In Zeiten, wo wir weltweit gegen die Corona-Pandemie ankämpfen, sollte kein eiskalter Wettbewerb um Medikamente ausgelöst werden. Die Bundesregierung sollte jetzt alle rechtlichen und tatsächlichen Maßnahmen prüfen, dass so ein Deal nicht zu Stande kommt und ein Impfstoff allen Betroffenen zur Verfügung steht. Das ist unsere moralische Verpflichtung.“ Weiter sagte Puttrich: „Die Gesundheit von Tausenden und die Sorgen von Millionen Menschen darf Trump nicht zum Gegenstand seiner unanständigen Deals machen. Es geht darum, möglichst vielen Menschen zu helfen. Es geht es um Anstand und Moral in der Krise. Dies gilt auch für die betroffene Firma.“

Der Tübinger Bürgermeister Boris Palmer (47, Grüne) äußerte sich auf seinem Facebook-Account ebenfalls: „CureVac ist weltweit führend bei der Impfstoffentwicklung. Eine der großen Hoffnungen im Kampf gegen Corona. Die Stadt hat immer alles getan, um die Firmen im Technologiepark zu unterstützen. Wir tun das auch heute. Und natürlich ist unser aller Interesse, dass CureVac in Tübingen bleibt.“

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.