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Offerte zum Karneval Briten verkaufen Weltkriegskostüm für Kinder

"Evakuiertes Mädchen": Ein britischer Online-Shop verkauft ein Flüchtlingskostüm für Kinder. Inzwischen hat das Unternehmen reagiert - und macht die Sache noch grotesker.
Screenshot der Seite partycity.de: Der Partyversand bietet das Kostüm eines evakuierten Mädchens aus dem Zweiten Weltkrieg an

Screenshot der Seite partycity.de: Der Partyversand bietet das Kostüm eines evakuierten Mädchens aus dem Zweiten Weltkrieg an

Manchester - Das britische Online-Unternehmen Party Delights bietet Fetenzubehör für alle Lebenslagen: biologisch abbaubares Reispapier-Wurfkonfetti, goldene Serviertabletts und Organzataschen in Rot mit Silberherzen. Was die Briten aber zum Höhepunkt des Karnevals verkaufen, übertritt jede Grenze des guten Geschmacks.

Für 10,99 Euro gibt es das Kinderkostüm "Zweiter Weltkrieg - evakuiertes Mädchen". Das dreiteilige Kostüm, so heißt es, sei "typisch" für die Vierzigerjahre und komme "im schicken Mantelkleid-Stil mit Knöpfen vorne und einem Namensschild aus Filz am Kragen" daher. Dazu gebe es eine braune Filztasche und eine smaragdgrüne Baskenmütze mit Gummizug.

Das Kostüm eigne sich "perfekt" für Partys, bei denen es "um den Krieg" gehe - oder, wohl wegen der Tasche, "zum Welttag des Buches". Die Adressaten, laut Offerte: vier- bis zwölfjährige Mädchen.

Britischer Humor? Oder bewusste Provokation? Nach einer Anfrage von SPIEGEL ONLINE erklärte eine Sprecherin des Unternehmens, man habe das Angebot von der deutschen Seite gelöscht und entschuldige sich für ein mögliches Ärgernis. Sie betont, das Outfit sei Teil einer Serie mit historischen Kostümen. Aus Versehen sei das Kostüm auch auf die deutsche Website gerückt. Grotesk: Auf seiner englischen Seite  bietet Party Delights das Kostüm weiterhin an.

Kritik an Urban Outfitters

In den USA geriet die Modekette Urban Outfitters wegen eines vergleichbaren Falles in die Kritik. Das Unternehmen verkauft in seinen Geschäften einen Wandteppich, der nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Anti-Defamation League (ADL)  an die Uniform homosexueller KZ-Häftlinge erinnert.

ADL-Direktor Abraham Foxman, ein Holocaust-Überlebender, drängte das Unternehmen, das Produkt sofort aus dem Verkehr zu ziehen. Das Unternehmen nahm zunächst nicht Stellung zu den Vorwürfen.

Im vorigen Jahr leistete sich die Modekette Zara einen Lapsus. Als "Striped Sheriff T-Shirt" boten die Spanier ein langärmeliges Hemdchen für Babys und Kleinkinder an. Auf der linken Brust prangte ein großer gelber Stern - der bei Beobachtern die Assoziation mit dem Judenstern hervorrief. Zara nahm das Shirt aus dem Sortiment.

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