Freitag, 6. Juni 2014

Auf vielfachen Wunsch werden wir nochmals über unsere Reise berichten, und zwar am
 10. Juli um 19.30 Uhr, beim DAV, im Pfarrsaal der katholischen Kirche in Bubenreuth, Birkenallee 60, 91088 Bubenreuth.
 Am 13. November um 19.00 Uhr, beim Fernwehforum in Erlangen Begegnungsstätte, Kulturpunkt Bruck, Fröbelstr. 6, Erlangen Wenn Sie weiterhin über eventuelle Aktivitäten unterrichtet werden wollen, informieren Sie sich am besten in unserer Praxispost. Die neue Praxispost erscheint voraussichtlich Juni 2014.
Falls Sie unseren Newsletter noch nicht abonniert haben, können Sie das hier tun.

Sonntag, 29. September 2013

Lichtbildervortrag

Nun ist es soweit.
Wir werden zweimal einen Lichtbildervortrag über unsere Reise halten.

Der erste findet am Mittwoch, 13.11.2013, im Gemeindesaal der Melanchthonkirche, Gumbinner Str. 12, 90411 Nürnberg statt. Beginn ist 20.00 Uhr.

Den zweiten veranstaltet der Deutsche Alpenverein, Sektion Mittelfranken, am Donnerstag, 9.1.2014, im Landbierparadies, Sterzinger Str. 4-6, 90461 Nürnberg. Beginn ist 19.30 Uhr 

Wir freuen uns auf Ihr/Euer Kommen.


Mittwoch, 10. Juli 2013

Das Finale: Vom Reschenpass nach Nürnberg

Auf der österreichischen Seite des Reschenpasses ist ab Nauders sowohl die Bundesstraße als auch der Radweg wegen Reparaturarbeiten gesperrt, so dass wir einen kleinen Umweg über Martina in der Schweiz machen müssen und schließlich auf dem Campingplatz in Ried im Oberinntal übernachten.

Blick auf den  Inn von der Pontlatzer Brücke.
Hier besiegten die Tiroler  sowohl 1703 als auch 1809 die bayerischen Truppen und ihre Verbündeten

Von hier aus radeln wir am nächsten Tag, auf einem schönen Radweg den Inn entlang, über Landeck nach Imst.
Fast schleichend verwandelt sich der schöne Radweg zunächst in einen noch gut befahrbaren Schotterweg,  und dann in einen manchmal etwas unwegsamen Waldweg mit dürftiger Beschilderung.
Nach Nassereith in der Höhe von Fernstein haben wir zum ersten mal Zweifel, ob wir wirklich noch auf dem richtigen Weg sind.



Wir befinden uns auf einem steilen Bergwanderweg mit großen Steinen, hohen Wurzeln und teilweise losem Schotter, so dass wir die Räder mit all dem Gepäck und dem Anhänger nicht nur stundenlang schieben müssen, sondern sie auch mit vereinten Kräften über Wurzeln und Steinstufen zu hieven haben.

Es kommt noch unwegsamer

Schilder wie " Mountainbike Schiebestrecke" und "Wanderweg vorübergehend gesperrt" geben uns dabei nur wenig Orientierung.
Doch schließlich erreichen wir im Nieselregen tatsächlich den Pass und lassen uns erleichtert talabwärts nach Biberwier rollen.

Von da geht es im leichten Regen nach Garmisch und durch die oberbayerische Hügellandschaft nach Wessobrunn, wo wir bei Freunden Unterschlupf finden.

Rain, nothing but rain, auch wenn er nur leicht und nieselig ist auf der Fahrt über Landsberg nach Augsburg, hebt unsere Stimmung nicht wesentlich.

In Neuburg an der Donau können wir jedoch einen trockenen Spaziergang durch die wunderschöne historische Altstadt machen, in der an diesem Wochenende ein Renaissance-Fest stattfinden wird.


Neuburg an der Donau

Die Heimat ruft, und der Regen treibt uns voran. So fahren wir über Eichstätt und den Altmühl-Radwanderweg über das Kloster Plankstetten nach Neumarkt, unsere letzte Station vor Nürnberg.

Am Ludwigs-Donau-Main Kanal entlang schnuppern wir fränkische Heimatluft und erfreuen uns an den aufgestellten Skulpturen, den Licht- und Schattenspielen, dem Konzert der Vögel und an der Stille.


König Ludwig Kanal


Kunst am Kanal



Die letzte Brotzeit dieser Reise


In Nürnberg schließt sich der Kreis. 



Auch wenn unsere Körper hier sind, radelt unsere Seele noch etwas weiter.


.......und manche sagen: "  Ihr habt Euch gar nicht verändert."
Und wir sagen: "Oh !"


Ausblick:

Dem einen oder der anderen fehlt vielleicht noch eine abschließende Reflexion über unsere Reise.
Uns auch.
Möglicherweise werden wir in diesem Blog noch etwas dazu schreiben.


Wer wissen will, wie es nun mit unserer Arbeit in der Praxis und den Seminaren weitergehen wird, findet dies in Kürze in unserem Newsletter, und falls wir über unsere Reise einen Bildervortrag machen, werden wir diesen ebenfalls dort ankündigen.

Der Newsletter kann hier  abonniert werden:






Sonntag, 23. Juni 2013

Italien


Interessiert das noch jemanden? 

Diese Frage haben wir uns oft gestellt, bevor wir mit dem Blog  über diesen Teil der Reise begannen.
Jeder war doch schon in Italien, und es ist klar, dass Berichte aus fernen, unbekannten  Ländern auf ein viel größeres Interesse stoßen als die Fahrt von Ancona nach Nürnberg.
Trotzdem haben wir uns entschlossen, unseren Blog weiterzuführen bis zu unserer Gartentür, so wie es uns wichtig ist, unsere Fahrradreise erst dort zu beenden, wo wir sie auch  begonnen hatten.

Also geht es weiter:

Nach einer stürmischen und regnerischen Überfahrt kommen wir am Abend des 23.5. in Ancona  an, und zwei Tage später erreichen wir Urbino, die Geburtsstadt Raffaels, wo wir Freunde besuchen.

Urbino


Eine ziemlich anstrengende Fahrt in die Berge bringt uns nach Pennabilli, ein wunderschönes altes Städtchen, in dem an diesem Wochenende ein internationales Festival der Straßenkünstler stattfindet - »Artisti in piazza«.

Pennabilli

In der ganzen Stadt auf großen und kleinen Plätzen, in versteckten Lauben und Gärten treten Musiker, Artisten und andere Künstler auf.


In den Straßen drängen sich Tausende fröhliche und begeisterte Menschen. Alles scheint verzaubert, auch wir.
Gegen Mitternacht zieht ein Feuer speiender Drache durch die Stadt

Das nächste Ziel heißt Cesena am Rande der Poebene. Von dort aus geht es nach Bologna. In Bologna fasziniert uns vor allem die kommunale Bibliothek in der Sala Borsa,

Das Deckengewölbe der Sala Borsa in Bologna

ein wunderschöner Ort, an dem reges Leben herrscht.

Wir durchqueren die Poebene zügig auf kleinen Straßen. In Mirandola steht noch immer eine große Siedlung mit Notunterkünften für die Erdbebenopfer vom letzten Jahr, und die Stadt ist noch gezeichnet von der Katastrophe.

Über Ostiglia erreichen wir Mantua, wo wir das Kastell, und die schönen alten Paläste an der Piazza bewundern.

Mantua

Das Kastell von Mantua



Am Südende des Gardasees müssen wir findig sein, um dem Animationstourismus zu entgehen, dies gelingt uns weitgehend.

In der Nähe von Trento nächtigen wir auf einem sehr verkehrsgünstig gelegenen Zeltplatz.


Die Hauptverkehrstraße mit Tankstelle liegt 20 m hinter uns und die vielfrequentierte Bahnlinie mit Bahnhof direkt vor uns. Gefühlt fährt der Zug in der Nacht mehrmals durch das Zelt.

Auf dem Radweg "Via Claudia Augusta" fahren wir über Bozen und Meran in Vinschgau. In Naturns besichtigen wir die S.Procolo Kirche aus dem 7. Jahrhundert mit wunderschönen Fresken aus dem 8. Jahrhundert.

File:Naturno, chiesa di san proclo, storie di san procolo, affresco IX secolo.jpg
Der Bischof Procolo flieht aus Verona


Die Fresken wirken so lebendig, dass ihr Alter fast unglaublich erscheint. Wir haben das Glück, dass gerade eine Führung stattfindet und so erfahren wir Details die wir sonst nicht wahrgenommen und verstanden hätten.

Mit moderaten Steigungen führt uns der Weg über weite Hänge und durch beschauliche Dörfer auf den Reschenpass.





Die Fürstenburg und das Marienkloster in Burgeis am Fuße des Reschenpasses.


Donnerstag, 6. Juni 2013

Griechenland


Von Kusadasi aus verlassen wir die Türkei. Eine Fähre bringt uns auf die griechische Insel Samos, und von hier aus geht es am selben Tag noch weiter auf die kleine Insel Fourni.             






Fourni erscheint uns wie ein Traum von Griechenland, ein Griechenland aus früheren Zeiten. Ein beschaulicher Hafen mit Fischerbooten, weißgekalkte Häuser mit blaugestrichenen Türen und Fenstern, wenige Autos, dafür viele, viele Katzen und einen Dorfplatz mit großer Platane und einer kleinen Kneipe, in der sich am Abend Einheimische und Touristen bei Wein und Souflaki treffen.








Wir lassen uns verzaubern von dieser Atmosphäre und fahren erst drei Tage später mit einer kleinen Personenfähre 



nach Ikaria und von dort aus mit einem großen und sehr vollen Schiff - die griechischen Osterferien gehen zu Ende - weiter nach Piräus, 

Der Hafen von Piräus

dort steigen wir um in eine Fähre nach Methana (Peleponnes).
Hier geht es wieder aufs Rad. 
Unser erstes Ziel ist Epidauros. Besonders beeindrucken uns hier das grandiose Theater - es wird auch heute wieder für Aufführungen genutzt - 



und die archäologischen Stätten des antiken Heilzentrums. Nach diesem Vorbild wurden ähnliche Einrichtungen in der gesamten antiken Welt gegründet, unter anderem das Asklepion in Pergamon, welches wir wenige Wochen vorher besucht hatten.



Via Navplio radeln wir weiter nach Tripoli. Bevor die Straße ansteigt, geht es entlang an einer malerischen Bucht und dann ins karge Bergland, mit einer nicht weniger kargen Hochebene. Hier macht uns für einige Stunden heftiger Gegenwind das Leben schwer.

Und hier soll das Paradies sein????


Nach Megalopoli - einem eher tristen Braunkohlegebiet - führt die Straße in Richtung Kalamata bergab durch ausgedehnte Olivenhaine und idyllische kleine Dörfer.

Straßenblockade

Wir lassen Kalamata links liegen und fahren über Messini nach Pylos, wo wir unser Zelt für einige Tage auf einem an einer Bucht gelegenen Zeltplatz direkt am Meer aufschlagen.

   
Bei dem Weg nach Patras gelingt es uns, zumindest über einen Teil der Strecke, die alte Nationalstraße zu nehmen und somit dem großen Verkehr auszuweichen. 

In Olympia besichtigen wir das erste Olympiastadion und den Zeusaltar, an dem alle 4 Jahre das olympische Feuer entzündet wird.

Das erste Olympiastadion






Zeusaltar in Olympia



Hermes rettet Dionysos





In Patras nehmen wir Abschied von Griechenland. 
In Griechenland begann sich der Kreis zu schließen: Wir sind nicht nur wieder in Europa (die Türkei gehört dazu, oder?) angekommen, sondern auch im Euroraum und in einem Land, welches wir schon von früheren Reisen kennen, ein Land, das wir lieben und schätzen. 

Seine Landschaft und seine Kultur sind uns eher vertraut, das »Zuhause« wird zum Greifen nahe. 





Griechenland im scharfen Wind



Dieser Olivenbaum ist über 1000 Jahre alt.


Donnerstag, 16. Mai 2013

Tuerkei

"In Istanbul on the ground 12 degrees and rain" ertoent es im Bordlautsprecher. Einige der Passagiere, die fast alle aus Sri Lanka oder den Malediven kommen, reagieren mit einem leisen "oh" und die ersten Pullover und Regenjacken werden ausgepackt.
Entsprechend bekleidet fahren wir dann, im leichten Nieselregen, vom internationalen Flughafen Atatuerk aus nach Istanbul hinein und setzen mit der Faehre nach Kadikoey ueber, wo Abdullah wohnt, bei dem wir die naechsten Tage zu Gast sein werden.



 Die Faehre ueber den Bospurus verbindet Europa mit Asien


Waehrend wir tagsueber in das volle Touristenprogramm eintauchen und uns verzaubern lassen von Hagia Sophia, blauer Moschee, Basilika Zisterne und anderer Pracht,



Die Blaue Moschee

Die Basilika Zisterne sicherte im 6. Jahrhundert die Wasserversorgung der Stadt


entfuehrt uns Abdullah am Abend in kleine, nur von Einheimischen besuchte Lokale mit traditioneller und einfacher Kueche, zeigt uns seine Lieblingsmoschee, malerische Plaetze und andere versteckte Juwelen dieser faszinierenden Stadt.

Abdullah erlaeutert seine Stadt

In langen abendlichen Gespraechen haben wir auch Gelegenheit, unsere bisherigen Ansichten ueber das Land in Frage zu stellen, neue Einsichten zu bekommen und eine Innenperspektive kennen und besser verstehen zu lernen. Wieder einmal sind wir froh, dank "warmshowers" so schnell und leicht jenseits der ueblichen touristischen Wege Zugang zu einem Land zu finden.

Eine Faehre bringt uns dann von Istanbul ueber das Marmara Meer nach Bandirma, von wo aus wir nach Canakkale radeln. In Canakkale sind wir zunaechst ueberrascht , dass wohl ausser uns auch Tausende von Australiern und Neuseelaendern in diese Stadt gekommen sind. Doch bald wird uns klar, dass sie alle auf die Halbinsel Gallipoli uebersetzen, um dort ihrer Gross- und Urgrossvaeter zu gedenken. Der 25. April ist ein Gedenktag, weil hier 1915, im ersten Weltkrieg, ein grosses Disaster fuer die Alliierten begann, bei dem Tausende von Australiern und Neuseelaendern ihr Leben lassen mussten. Bereits in Neuseeland sahen wir an vielen Orten Gedenkstaetten, die an dieses Ereignis erinnern.
Dieser militaerische Sieg der Tuerken war auch der Beginn der Karriere des Offiziers Mustapha Kemal, der spaeter als Atatuerk die Geschichte des Landes massgeblich beeinflusste.

In den naechsten 10 Tagen radeln wir an der Westkueste entlang nach Sueden. Dabei besuchen wir Orte, deren Namen uns z.T. seit der Kindheit vertraut sind und die uns immer wieder zum Staunen bringen.
Die erste Station ist Troja, wo wir die Ruinen der alten Stadt und Burg besichtigen. Auch wenn in spaeteren Jahrhunderten immer wieder Veraenderungen vorgenommen wurden, wird fuer uns der Kampf um Troja wieder lebendig.

 Das Odeon in Troja

Auf kleinen Strassen geht es weiter nach Sueden bis Babakale und dann die Kueste entlang, bis wir nach einigen Tagen die Stadt Bergama erreichen. Dort koennen wir die Ausgrabungsstaetten des antiken Pergamon kennen lernen. Wir durchstreifen die Akropolis hoch ueber der Stadt mit ihrem schwindelerregend steilen, in den Felsen gebauten Amphithetater, Tempeln, Palaesten und den Resten einer Bibliothek, die in der Antike ebenso bedeutsam war wie die von Alexandria, und nicht zuletzt die Fundamente des Zeus-Altars, der im 19.Jahrhunder nach Deutschland "exportiert" wurde und jetzt als Pergamon-Altar in Berlin steht.

Auch das Asklepion, eine Heilstaette oder Klinik , mit seinen Behandlungsraeumen und Heilquellen beeindruckt uns sehr. Hier wirkte der Arzt Galen (131-210 AD), an dessen Saeftelehre auch heute noch Naturheilkundler anknuepfen.

Ob die Heilquelle - heilige Quelle - noch wirkt?


Unsere naechste Station ist Izmir, das in der Antike Smyrna hiess und eine der groessten und wichtigsten Staedte Kleinasiens war. Nach einigen nervenaufreibenden Kilometern auf grossen Schnellstrassen mit dichtem Verkehr erreichen wir den "Kordon" der Stadt, eine grosszuegige (meist autofreie) Uferpromenade mit Gruenflaechen, auf denen zahlreiche Menschen flanieren, picknicken oder spielen. Unsere Unterkunft liegt in einem sehr lebendieg alten Viertel mit vielen kleinen Geschaeften und Lokalen, in denen auch am Abend das Leben pulsiert.
Am naechsten Tag besuchen wir das Museum fuer Kunst und Geschichte, in dem Sammlungen antiker Skuplturen, Keramik und Schmuck ausgestellt werden, und die roemische Agora mit einer riesigen Basilika, Gewoelben und Wasserleitungen.

Unterirdische Gaenge der Basilka in Izmir



Insgesamt gefaellt uns Izmir sehr gut. Die Stadt hat eine Atmosphaere von Vielfalt, Lebendigkeit und Offenheit, ohne von Touristen ueberlaufen zu sein.
 Dann geht es weiter nach Sueden, und am 2.5. kommen wir in Selcuk an, von wo es nur 2km nach Ephesus sind. Unterweg treffen wir einen jungen Wanderer, der zu Fuss auf dem Weg nach Tibet ist und vor 14 Monaten in Deutschland losging.
Wir verbringen mehrere Stunden auf dem Gelaende der am besten erhaltenen griechisch-roemischen Stadt Ephesus, die zu ihrer Bluehtezeit 250 000 Einwohner hatte.

Das Theater von Ephesus


Wir stiessen in der Tuerkei nicht nur auf Schritt und Tritt auf Wurzeln unserer eurpaeischen Kultur und Geschichte und wir hatten in Abdullah nicht nur einen hervorragenden Gastgeber, sondern wir hatten auch eine Unzahl von kleinen menschlichen Begegnungen.

Interesse an uns, unserer Reise und unseren Raedern - und dann noch einen Chai


Wir wurden oft mehrmals taeglich von der Strasse weg zu einem Chai eingeladen. Viele Menschen interessierten sich fuer uns, unsere Reise und auch fuer unsere treuen Raeder.


Es gibt immer eine Loesung


Auch bei unseren kleinen Pannen - innerhalb von 100 km hatten wir vier Platten und einen gebrochenen Staender - trafen wir auf grosse Hilfsbereitschaft und technisches Geschick.





Dienstag, 16. April 2013

Kulturelles Dreieck - Hochland - Zurueck nach Negombo

Von Negombo aus fahren wir ueber Puttalam in das 180 km entfernte Anuradhapura. Die Strassen sind auch zwischen den Orten gesaeumt von zahllosen Laeden und Verkaufsstaenden.


Wasser, Wasser, Wasser - um 9.30 Uhr hat es schon fast 40 Grad

 Daraus ergibt sich zwar fuer Radler eine hervorragende Infrastruktur, man kann jederzeit seinen Wasser- und Essensvorrat ergaenzen oder eine kleine Pause machen, andererseits merken wir mehr und mehr, dass das Klima zum Radfahren absolut nicht ideal ist. Wir fahren ueber weite Strecken bei 40 Grad und mehr, und dies bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Wir baden  im Schweiss, die Haut weicht langsam auf und es bilden sich auch bereits die ersten Blasen an den Haenden.

So erreichen wir endlich Anuradhapura. Anuradhapura ist eine fuer die Buddhisten heilige Stadt und sie war ueber 1000 Jahre lang der Sitz der Koenige von Sri Lanka. Ab dem 4. Jahrhundert v. Ch. wurden hier Klosteranlagen, Tempel und Palaeste errichtet. Das Zentrum der heiligen Stadt ist der Sri Maha Bodhi, ein ueber zweitausend Jahren alter Ableger des Baumes, unter dem Buddha erleuchtet wurde.





Der Baum "Sri Maha Bodhi"ist zur Sicherung von einer Mauer umgeben
Wir erkunden das Gelaende mit Hilfe eines Einheimischen, der uns mit seinem Fahrrad vorausfaehrt und uns damit viel Suchen und Umwege erspart.

Wir besuchen das aelteste Kloster Sri Lankas, das fuer lange Zeit Treffpunkt fuer Moenche und Gelehrte aus ganz Asien war

Das aelteste Kloster Sri Lankas aus dem 3. Jahrhundert v. Ch

In der Koenigsstadt zeugen zahlreiche Saeulen von der Existenz eines riesigen Palastes, der in seiner Bluehtezeit ueber 9 Stockwerke mit jeweils 100 Zimmern verfuegte.

Grosse Stupas sind ueber das ganze Gelaende verteilt, dazwischen immer wieder Grundmauern von Kloestern und Palaesten mit Bewaesserungsanlagen, Badebecken, Statuen und kunstvollen Reliefs.
Haendler versuchen ihre "echt handgefertigten, einmalg guenstigen" kunsthandwerklichen Souveniers zu verkaufen, Schlangenbeschwoerer zeigen ihre Kuenste und Handleser und Astrologen bieten ihre Dienste an.



Die heilige Stadt ist jedoch nicht nur ein Museum fuer Touristen, sondern ein lebendiges spirituelles Zentrum und Ziel von zahlreichen Glaeubigen.



Unser naechstes Ziel ist Sigiriya, eine Felsenfestung aus dem 5. Jahrhundert, die voellig uneinnehmbar auf einem ueber 200 m hohen, bizarr aus der flachen Ebene ragenden Granitmonolith angelegt wurde.


Nicht nur die Ueberreste der Festung, die kunstvoll angelegten bewaesserten Gaerten am Fusse des Felsens und die grandiose Aussicht beeindrucken uns. Wie schon Reisende vor 1500 Jahren, die ihre anerkennenden poetischen Graffitis in die glatte Felswand ritzten, sind auch wir fasziniert von den Wolkenmaedchen, den beruehmtesten Wandmalereien Sri Lankas, die den Archaeologen immer noch Raetsel aufgeben. Ihre Farben leuchten auch heute noch, so als waeren die schoenen Frauen gerade erst gemalt worden.

Die Wolkenmaedchen

In Dambulla, einem weiteren Hoehepunkt im kultuellen Dreieck, besichtigen wir die Hoehlentempel, die vor ueber 2000 Jahre angelegt wurden und heute Weltkulturerbe sind.
Der Ueberlieferung nach soll der Hindu-Gott Vishnu selbst bei der Schaffung der Hoehlen mitgewirkt haben.
Die mit Wandmalereien geschmueckten Grotten beherbergen - aus unserer Sicht - eine (Ueber)Fuelle von Statuen, so befinden sich zum Beispiel in einer 35m langen und ca. 25 m tiefen Grotte ueber 60 lebensgrosse Buddhaskulpturen und ein Stupa, um den sich weitere 10 sitzende Buddhas gruppieren, dazu kommen noch einige andere Gottheiten.




Von Dambulla aus geht es nun bergan in die Koenigsstadt Kandy. Kandy liegt malerisch von Huegeln umgeben am Kandysee, an dem sich auch das Kloster befindet, in dem ein Eckzahn Buddhas aufbewahrt wird.
"Zahntempel"

Wir sind hier zu Gast bei Benjamin - einem Warmshowersmitglied - und seiner Familie, und dies erweist sich als grosses Glueck
Wir werden so herzlich aufgenommen, dass wir uns bald wie ein Teil der Familie fuehlen. Benjamins Mutter, eine sehr warmherzige Frau und fantastische Koechin, weiht uns ein in die Geheimnisse eines guten Currys.

 Gut aufpassen!



Auch auf offenem Feuer wird gekocht.





Das Ergebnis kann sich sehen und schmecken lassen. 

Da die Mutter darueber hinaus in der Praxis eines homoeopathischen Arztes arbeitet, der zweimal im Monat von Colombo aus anreist und hier seine Sprechstunde abhaelt, und die ganze Familie seit ueber 30 Jahren homoeopathisch behandelt wird, tauschen wir uns intensiv aus und es ergibt sich eine tiefe Verbundenheit.


 Die Mittel kenne ich doch!

Benjamin begleitet uns auch auf unserer Tour durch Kandy. Wir besuchen mit ihm eine Auffuehrung von Kandy-Taenzern. Die akrobatische Performance ist einerseits fuer Touristen und andererseits aber auch ein Teil der lebendigen Kultur mit einer langen Tradition.


Kandy Dancer

Wir sind froh und dankbar, Benjamin und seine Familie kennenlernen zu duerfen.

Die Umgebung von Kandy ist auch fuer den Gewuerzanbau bekannt. Hier finden wir die auch bei uns beliebten und vertrauten Gewuerze wie Pfeffer, Muskat, Zimt, Vanille, Kardamom, Nelken usw.



Da wo der Pfeffer waechst........


und auch die Muskatnuss, Nelken, Vanille, Kardamom u.s.w

Von Kandy aus gibt es eine beruehmte Bahnstrecke ins Hochland. Wir fahren den ersten Teilabschnitt bis nach Nuwara Eliya, die Strecke fuehrt durch eine atemberaubende Landschaft und der Zug braucht fuer die knapp 100 km ca 4 Stunden. Es bieten sich Ausblicke auf tiefe Schluchten und spaeter auch auf gruenglaenzende Teeplantagen, die man sich relativ gefahrlos von der offenen Zugtuer aus anschauen kann.

Nuwara Eliya liegt auf ca. 1850 m Hoehe und hat deswegen ein deutlich angenehmeres, kuehleres Klima, was die Stadt schon zu Zeiten der Englaender zu einem  Ferienort machte. Dies ist heute noch an vielen Orten zu sehen, zum Beispiel am altehrwuerdigen Postamt mit rotem Briefkasten.




Schon wieder?????

 Von hier aus besuchen wir den Horton Plains Nationalpark, wo wir durch eine voellig andere, zum Teil an schottische Hochmoore erinnernde Landschaft zum "World's End" wandern. Hier bricht der Berg ueber 900 m steil ab, und bei klarem Wetter kann man bis zur Suedkueste schauen.



Als regelmaessige Teetrinker lassen wir es uns nicht entgehen, auch eine Teefabrik zu besichtigen, wo uns der gesamte Prozess der Teeherstellung ausfuehrlich erlaeutert wird.


Wieder zurueck in Kandy, steigen wir nach einem herzlichen Abschied von Benjamin und seiner Familie wieder auf die Raeder und fahren ueber Pinnawale zurueck nach Negombo.
In Pinnawale befindet sich ein Elefantenwaisenhaus. Dieses Waisenhaus beherbergt und pflegt derzeit 80 Tiere. 


Zweimal taeglich baden die Elefanten im Mahaweli River


Die meisten von ihnen sind Opfer eines schwer loesbaren Konflikts zwischen den frei lebenden Elefanten und den Interessen der Landwirtschaft. Ein Elefant benoetigt am Tag ca. 250kg Gruenfutter, und da der Lebensraum der Elefanten mehr und mehr eingeengt wird, zerstoeren und verwuesten diese immer haeufiger die Felder der Bauern. Bei dem Versuch, die Elefanten zu vetreiben, werden leider oft Tiere verletzt und manche auch getoetet. Das Waisenhaus sieht seine Aufgabe darin, verwaiste junge Tiere grosszuziehen und verletzten Tieren eine Heimstatt zu geben. Ein Teil der Tiere wird wieder in der freien Natur ausgesetzt, andere wiederum werden als Arbeitselefanten eingesetzt.

Soweit es geht, fahren wir auf kleinen Strassen mit vielen Reisfeldern und ab und zu  an einem Wasserbueffel und Arbeitselefanten  vorbei.






Leider ist die Strasse nicht immer so leer.


Da das buddhistisch/hinduistische Neujahrsfest vor der Tuer steht (13./14.4.), erleben wir in den Staedten eine rege Betriebsamkeit. Wer es sich einrichten kann, verbringt diese Tage im Kreise de Familie. Es wird geputzt, aufgeraeumt und eingekauft, aehnlich wie auch wir es vor Festtagen kennen. An vielen Staenden werden Boeller angeboten, und in einer Nacht haben wir das Vergnuegen, unser Zimmer unmittelbar neben einem privaten "Boeller-Labor" zu haben. Es kracht die halbe Nacht.

Da Negombo eine katholische Enklave ist, bekommen wir hier zunaechst vom buddhistischen Neujahr nur wenig mit. Umso groesser ist unsere Freude, als uns unser buddhistischer TukTuk-Fahrer Kumara, dessen Dienste wir wieder in Anspruch  genommen haben, zum Neujahrsessen in seine Familie einlaedt. Kumaras Frau Chandima  entpuppt sich dabei als eine wahre Meisterkoechin und wir lernen auch einige Braeuche des buddhistischen Neujahrsfestes kennen.

 Bei Kumaras Familie

Die Wochen in Sri Lanka gehen zu Ende.
Das Fahrradfahren war fuer uns durchaus zweischneidig. Auf der einen Seite die hohen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit, und ein Verkehrsverhalten der Autofahrer, bei dem wir haeufig real gefaehrdet waren. Es gab viele Beinahe-Unfaelle, und wir hatten offensichtlich nicht nur Glueck, sondern eine ganze Heerschar von Schutzengeln. So sind wir dankbar, dass alles gutging.
Auf der anderen Seite erlebten wir wunderschoene Natur, beeindruckende Kultur, eine ausgezeichnete Kueche selbst in kleinen, einfachen Lokalen und herzliche, offene Menschen.
Oft hatten wir bereits nach einer Stunde Fahrradfahren das Gefuehl,  bereits tausendmal angelaechelt worden zu sein, von Mann und Frau, Gross und Klein, Alt und Jung, kleinen Kindern und zahnlosen alten Menschen, mit strahlenden Augen, die ganz schnell auch unser Gesicht und unser Herz zum Laecheln brachten.