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Gereifter Rückkehrer: Nick Woltemade will im zweiten Anlauf bei Werder Bremen durchstarten

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Nick Woltemade ist zurück beim SV Werder Bremen und hat sich für den neuen Anlauf in der Bundesliga einiges vorgenommen.

Bremen – Es gibt da ja diesen Schlager aus den Neunzigern. Im Vorspann einer recht beliebten TV-Serie lief er, Roland Kaiser singt darin die einprägsamen Worte „Ein Ende kann ein Anfang sein“. Nun ist das Fußball-Geschäft selten so kitschig wie die besagte Arzt-Schmonzette, zu der das Lied gehört. Ganz aus der Luft gegriffen ist die Zeile aber auch dort nicht. Wie im Fall von Nick Woltemade. Für den Offensivmann war vor knapp einem Jahr erst einmal Schluss beim SV Werder Bremen, er wurde an die damals drittklassige SV Elversberg verliehen. Saarländische Provinz statt traditionsreicher Bundesliga-Club, kleine Bühne statt großer Auftritt. Die Sache mit dem Durchbruch im Profibereich schien einen herben Dämpfer erhalten zu haben. Doch dann legte Woltemade ein Jahr hin, das nicht nur sportliche Höhepunkte bot, sondern sich auch auf anderer Ebene als enorm wertvoll entpuppte.

Werder Bremens Nick Woltemade hat „gelernt, dass man manchmal einen Schritt zurück machen muss“

„Ich habe gelernt, dass man manchmal einen Schritt zurück machen muss“, gesteht der 21-Jährige. „Viele haben bei meinem Wechsel nach Elversberg gedacht, dass es vielleicht nicht gut überlegt war. Ich habe aber gelernt, dass es immer schnell gehen kann.“ Denn Woltemade avancierte in Windeseile zum Leistungsträger, wurde im Laufe der vergangenen Saison stärker und stärker. Am Ende hatte er in 35 Pflichtspielen für die Elversberger 17 Tore erzielt und zehn weitere vorbereitet. Gemeinsam mit der SVE gelang obendrein der unerwartete Aufstieg ins deutsche Fußball-Unterhaus. Da kann die Bilanz nur positiv ausfallen. „Emotional, erfolgreich und sehr zufriedenstellend beschreibt es ganz gut“, sagt Nick Woltemade und grinst. „Wenn man 35 Spiele macht, entwickelt man sich deutlich weiter. Vor allem, wenn man erfolgreich ist. Ich glaube, ich habe mich als Spieler und als Mensch weiterentwickelt. Das möchte ich jetzt weiter fortführen.“ Nun, wo aus der geografischen Distanz wieder die gewohnte Nähe geworden ist.

„Ich war das erste Mal weit von zu Hause entfernt, ohne dass meine Eltern in der Stadt waren. Das allein ist schon ein Schritt, weil man sich selbst um seine Sachen kümmern muss“, meint Nick Woltemade. „Und ich habe einen Schritt in die 3. Liga gemacht. Das ist zwar auch Profifußball, aber es ist etwas anderes als Bundesliga. Da gibt es eine andere Aufmerksamkeit, da wird anderer Fußball gespielt. Das muss man auch wertschätzen.“ Und es ist durchzuhören, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. „Daran musste ich mich am Anfang auch erstmal gewöhnen“, räumt der Offensivakteur des SV Werder Bremen ein. „Wenn man das versteht und sich darauf einlässt, bringt man auch seine Leistung. Man gewöhnt sich irgendwann daran, dass man in Kleinbussen zum Training fährt und keinen eigenen Kraftraum hat. Das sind alles Sachen, die einen erden. Dass man es wertschätzt, was man in Bremen hat.“

„Ihm merkt man an, dass er ein Jahr lang im Rhythmus gespielt hat“, sagt Werder Bremens Ole Werner über Nick Woltemade

Jetzt hat er es wieder. Und so schnell möchte er es nicht mehr hergegeben. An eine neuerliche Leihe denkt der Angreifer derzeit überhaupt nicht. „An dem Punkt sind wir noch nicht. Wir sind erst seit ein paar Tagen wieder in der Vorbereitung. Ich konzentriere mich jetzt erstmal darauf, hier wieder anzukommen“, erklärt Nick Woltemade, der neben reichlich Ehrgeiz auch den Titel des „Spielers der Saison“ in der 3. Liga mitbringt. „Für mich spielt die Auszeichnung keine so große Rolle, denn du hättest auch fünf, sechs andere Spiele von Elversberg auszeichnen können“, sagt Woltemade. „Natürlich freut es mich, aber ob es mir jetzt einen neuen Status gibt, das möchte ich mir nicht einreden.“

Von den Qualitäten des gebürtigen Bremers waren und sind die Entscheider beim SV Werder Bremen seit jeher überzeugt, nun besteht die Chance, dass Nick Woltemade an der Weser tatsächlich noch vom vielversprechenden Talent zum wirkungsvollen Bundesligaspieler wird. „Ihm merkt man an, dass er ein Jahr lang im Rhythmus gespielt hat“, meint Chefcoach Ole Werner. „Das ist ja auch das, was wir immer wieder sagen: Für junge Spieler ist es das Wichtigste, auf einem guten Niveau zu spielen. Er hat in Elversberg eine Mannschaft gehabt, die so Fußball gespielt hat, wie es seinen Stärken entspricht. Das hat ihm sichtbar gutgetan.“ In Bremen hatte es das bis zum Intermezzo in Elversberg nicht mehr gegeben. Mal verbauten Verletzungen Woltemade den Weg, dann passte er mit seiner Spielweise nicht so ganz ins System des Trainers. Doch Werner will offensiv künftig variabler agieren, was für Woltemade nicht die allerschlechteste Nachricht ist. Im Grunde hat er den beflügelnden Rückenwind genau zum richtigen Zeitpunkt im Gepäck. Das zeigte sich auch beim Testspiel in Verden, wo er unter anderem den Siegtreffer von Oliver Burke auflegte. „Die Vorbereitungszeit ist dazu da, um auf sich aufmerksam zu machen, und heute hat er auf jeden Fall einen ziemlich guten Start hingelegt“, goutiert Ole Werner die erste Darbietung.

Nick Woltemade lieber im Angriff oder Mittelfeld bei Werder Bremen? „Fühle mich auf beiden Positionen wohl“

Nun wird es für Nick Woltemade darum gehen, weitere Akzente zu setzen, die notwendige Konstanz in sein Spiel zu bringen. Schließlich ist die teaminterne Konkurrenz aktuell enorm groß. Doch der einstige Junioren-Nationalspieler lässt sich diesbezüglich nicht stressen. „Ich mache mir da nicht so einen Kopf. Ich versuche einfach, meine Leistung zu bringen und mich auf mich zu konzentrieren“, betont er. „Erstmal muss ich mir die Zeit geben, anzukommen. Natürlich weiß ich, dass wir viele Spieler auf meiner Position haben, aber ich versuche, einfach weiter Gas zu geben.“ Zumal er nicht nur auf eine Rolle festgelegt ist, wie auch die Partie in Verden bewiesen hat. „Ich habe in Elversberg die ganze Zeit im Sturm gespielt, in einer Doppelspitze. Heute habe ich im Mittelfeld gespielt. Ich glaube, dass ich in beiden Rollen meine Fähigkeiten einbringen kann“, unterstreicht Woltemade. „Wo ich schlussendlich gesehen werden, ist mir eigentlich egal. Ich kann es ja eh nicht ändern und fühle mich auf beiden Positionen wohl.“ Sein Wunsch ist nur, dass er spielt. Hier bei Werder Bremen. Seinem Verein. Damit aus dem Anfang nach dem Ende etwas richtig Schönes wird. (mbü)

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