Ruth Leuwerik († 91): Abschied von der letzten Schwarz-Weiß-Diva
Ihr schlichter Sarg wirft lange, vergessene Schatten auf dem knirschenden Schnee.
Ruth Leuwerik!
Ihr leiser Tod ging in der lauten Medienwelt unter. Sie schlief am 12. Januar ein in ihrem geliebten München. Gestern stand ihr heller Sarg in der Stephanuskirche.
Freunde und Fans nahmen Abschied. Die Beisetzung findet im kleinen Familienkreis in der kommenden Woche statt.
★★★
Ruth Leuwerik († 91) war eine Kino-Legende. Sogar Chinas Diktator Mao († 82) hat sie bewundert – im Kino-Welterfolg „Die Trapp Familie“ – und Thomas Mann.
★ In 12 Jahren schaffte sie 31 Filme – und war Deutschlands Kultstar (1950–1963).
Sie war nicht so sexy wie Romy Schneider († 43). Nicht so verrucht wie Hildegard Knef († 76). Sie war nicht so männerverschlingend wie Herz-Glucke Maria Schell († 79).
Aber: Sie war die letzte Diva in Schwarz-Weiß (1. deutscher Farbfilm: 1941, erstes Farb-TV: 1967).
Sie war „Miss Heile Welt“ im harmonie-sehnsüchtigen Nachkriegs-Deutschland (5 Bambis!), als sie 1963 Stress-Pause machte, starb Opas Kino. Hollywood rief an, hatte sogar einen Künstlernamen für sie: „Livingston“.
Aber: „Ich hätte dort nicht leben können! Das Aufhören ist mir leicht gefallen.“
Hinter der Mauer, hohen Hecken und 10 000 qm Garten ihrer gelben Villa neben dem Nymphenburger Schloss wurde sie zum glücklichen Dornröschen des deutschen Films (man sah sie noch bei „Derrick“ oder „Die Buddenbrooks“):
„DIE“ Leuwerik stöhnte mit ihrer leisen, sanften, verhauchten Stimme: „Wir leben leider in einer maßlosen, beängstigenden, geschwätzigen Welt.“
Eine Handleserin hatte ihre Karriere prophezeit: „Aber Sie sind zu sensibel! Sie brauchen ein Haus mit Hecke und Zaun, wo Sie immer verschwinden können.“
Sie wurde unsichtbar.
Nach zwei Heirats-Affären mit TV-Star Herbert Fleischmann († 59) und dem Kult-Sänger Dietrich Fischer-Dieskau († 86) fand sie Augenarzt Heinz Purper (95) als Lebensmensch. Sie guckten wenig TV und reisten viel: „Wir sind schon fast kriminelle Leser und Museumsgänger.“ Kinder hatte sie keine.
Die Einladungen zu Galas verstaubten.
Ab und zu wurde sie auf der Straße noch erkannt.
Sie war eine Dame aus dem letzten Jahrhundert – und nicht aus dem Dschungelcamp! Kritiker schrieben zum Abschied: „Monarchin der Herzen“ (FAZ), „Die ideale Frau“ (WELT), „Der Star, den jeder kennt und keiner sieht“ (BamS).
Wenn so ein Star stirbt, lebt er ewig!
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