Gewalt-Exzess gegen Schiri: Er droht zu erblinden!

Als in der Nachspielzeit noch der Ausgleich fällt, prügeln Spieler auf den Referee ein. Ein Trainer geht dazwischen: „Ich wollte nicht, dass sie ihn totschlagen.“ Auch er wird dabei schwer verletzt.
| Nina Job, Tim Wessling
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Tatort Spielfeld: In Rosenheim ist ein Schiedsrichter auf dem Platz brutal verletzt worden.
imago/HJS Tatort Spielfeld: In Rosenheim ist ein Schiedsrichter auf dem Platz brutal verletzt worden.

Rosenheim - In der Nachspielzeit schlugen sie ihn krankenhausreif: Bei einem Fußballspiel der A-Klasse haben am Tag der Deutschen Einheit mehrere Spieler den Schiedsrichter auf dem Rasen zusammengeschlagen. Der Unparteiische liegt in einem Münchner Krankenhaus – und wird vielleicht auf einem Auge erblinden.

Es stand 2:1 für den Gastgeber FC Iliria in den Rosenheimer Innflutmulden gegen den ESV Rosenheim. Das Spiel war aggressiv. Schiedsrichter Thomas K. hatte schon elf Gelbe und zwei Gelb-Rote Karten gegen Iliria ausgesprochen. Die Gäste hatten vier Gelbe kassiert. Wegen der vielen Unterbrechungen gab Thomas K. vier Minuten Nachspielzeit. In letzter Minute fiel der Ausgleichstreffer für den ESV Rosenheim nach einem Freistoß am Strafraum. Da drehten mehrere Spieler der anderen Mannschaft durch.

ESV-Trainer Talip S.: „Plötzlich gingen welche auf den Schiedsrichter los. Ein Auswechselspieler schlug ihm zwei Mal ins Gesicht.“ Der 48-Jährige wollte ihn schützen. „Das sah so brutal aus. Ich wollte nicht, dass sie ihn totschlagen.“ Talip S. schrie den Schlägern zu: „Macht doch sowas nicht, ihr macht alles kaputt!“ Dann wurde er selbst zum Opfer: „Ein 90-Kilo-Mann mit Fußballschuhen hat mir in den Rücken getreten.“ Neben ihm ging der Schiedsrichter bewusstlos zu Boden. Dann rückte die Polizei mit mehreren Streifenwagen an.

Talip S. und Thomas K. wurden ins Krankenhaus gebracht. „Dort haben wir uns noch kurz gesprochen. Er tut mir so leid“, sagt S. „Der Schiri verdient 30 oder 40 Euro für so ein Spiel. Er sagte zu mir, er wird nie wieder pfeifen.“

Die Ärzte diagnostizierten bei dem Trainer eine Rückenprellung und eine Nierenquetschung. Den Referee traf es noch viel schlimmer. Sein Sohn Alexander sagte am Freitag zur AZ: „Mein Vater wird gerade am Auge operiert. Es ist eine sehr komplizierte Operation. Wir wissen nicht, wie es ausgeht. Es kann sein, dass er sein Augenlicht verliert.“ Zudem verlor Thomas K. mehrere Zähne und erlitt einen Jochbeinbruch. Die Polizei ermittelt. Am Freitag musste S. seine Aussage machen.

Im Heimatverein des Referees, in dem er selbst aktiver Spieler ist, herrscht Entsetzen: „Er ist Schiedsrichter mit Herz und Seele und genoss bei Kollegen und Spielern immer hohes Ansehen!“, sagt Anton Kammerloher, Vorstand vom TV Feldkirchen.

Auch beim FC Iliria – bei dem überwiegend Albaner spielen – debattiert man, wie es zu dem Exzess kommen konnte. Im Internet schreibt ein Klubmitglied, der Schiri sei selbst schuld: „Er hat alles kaputt gemacht mit seinem Nazi-Getue. Er hat doch nur darauf gewartet, uns wütend zu machen.“

ESV-Vorstand Horst Spensberger ist fassungslos: „Ich verstehe nicht, dass der Iliria-Trainer solche Spieler nicht aussortiert. Die gehören ins Gefängnis, nicht aufs Spielfeld. Es ist ein Wahnsinn. Wir leisten mit unserem Verein viel Sozialarbeit mit 300 ausländischen Kindern auf dem Spielfeld.“

 

 

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