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Queere Menschen seien eben nicht alle akzeptiert, deshalb brauche es Orte wie die Queerspiele, sagt die Mitorganisatorin Kathleen Schreiber.

© Jana Demnitz / Tsp

Queerspiele in Lindow: „Wir wollen mit Gleichgesinnten Sport treiben und uns vernetzen“

Im brandenburgischen Lindow finden im Juni die vierten Queerspiele statt. Mitorganisatorin Kathleen Schreiber im Gespräch über Safe Spaces im Freizeitsport und die Teilnahmebedingungen für das Sportfest.

Kathleen Schreiber, was genau sind die Queerspiele?
Die Queerspiele sind ein Sportwochenende vom 23. bis 25. Juni, das von einer bunten Gruppe aus Freiwilligen aus der queeren Berliner Sportcommunity organisiert wird. Wir möchten den Schwulen, Lesben, trans, inter, bisexuellen Menschen und Sternchen Plus Personen die Möglichkeit geben, in einem Safe Space an einem Wochenende Sport zu treiben.

Diese Sportangebote werden überwiegend von Berliner LSBTTIQ* Sportvereinen wie Seitenwechsel, Vorspiel, den Regenbogenforellen, Berlin Bruisers, GBC Berlin und queeren Gruppen in Vereinen wie der Rudergruppe Queerschlag vorbereitet und betreut. Die Trainer:innen sind selbst in den Sportvereinen aktiv. Wir freuen uns aber über jeden weiteren Sportverein, der dazukommen möchte.

Das Wochenende soll auch eine Plattform sein, um sich als queerer Sportverein zu präsentieren. Es ist ein Event von der Community für die Community. Wir haben das Sport- und Bildungszentrum Lindow von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag ganz für uns alleine gebucht.

Die Queerspiele 2023 finden erneut im Sport- und Bildungszentrum Lindow statt.
Die Queerspiele 2023 finden erneut im Sport- und Bildungszentrum Lindow statt.

© Jana Demnitz

Warum ist es ihnen so wichtig, ein queeres Sportevent nur für die queere Community zu veranstalten? Gerade der Sport hat doch auch so viel Verbindendes.
Es gibt immer noch viele Anfeindungen gegenüber queeren Personen. Wie oft müssen wir uns Sprüche anhören und es werden Witze auf unsere Kosten gemacht. „Ihr wollt doch nur alle zusammen unter die Dusche gehen“, sind nur die verbalen Ausfälle.

Gerade ist bekannt geworden, dass die Queerfeindlichkeit in Berlin im letzten Jahr erneut angestiegen ist. Auch wenn das viele in diesem Land denken, aber wir werden eben nicht alle akzeptiert, so wie wir sind. Deshalb ist es so wichtig, in einem geschützten Raum zu sein.

Safe Spaces sind also weiterhin notwendig?
Ja, es braucht immer noch geschützte Räume für unsere Community. Die braucht es vielleicht nicht in allen Lebenslagen. Aber Sport ist ein Gemeinschaftsprojekt, ein Ort, um Leute kennenzulernen. Und da möchte ich nicht überlegen, ob ich Anfeindungen ausgesetzt sein könnte, oder blöd angeguckt werde. Ich möchte das alles bedenkenlos wahrnehmen. Und das ist bei uns möglich.

Aber es geht ja nicht nur um unangenehme Blicke oder Kommentare. Wir wollen einfach mit Gleichgesinnten Sport treiben, Interessen austauschen und uns vernetzen. Wir wollen Schwulen, Lesben, trans, inter, bisexuellen Menschen und Sternchen plus Personen verbinden, weil selbst wir in der Community große Differenzen haben, und auch Anfeindungen untereinander erleben. Ich denke dabei vor allem an trans Personen.

Also auch eine Art Hilfe zur Selbsthilfe?
Ja, wir wollen uns insgesamt stärken, um gemeinschaftlich andere Themen anzupacken. Berlin ist ein queerer Hotspot, den müssen wir aber auch pflegen und schützen. Wenn wir das nicht einmal in Berlin schaffen, eine Einigkeit in unserer queeren Community hinzubekommen, wird man das auch nicht in anderen Orten von Deutschland erreichen.

Und die Queerspiele in Lindow sind so ein schöner Ort, um Gemeinschaft zu erleben. Wir haben die Butch-Lesbe neben dem femininen Schwulen, neben der trans und inter Person. Und am Ende feiern alle ein gemeinsames Sportfest.

Bei den Queerspielen 2023 wird auch Klettern angeboten.
Bei den Queerspielen 2023 wird auch Klettern angeboten.

© Jana Demnitz / Tsp

Sie haben ja auch schon reichlich Erfahrungen mit den Queerspielen gesammelt.
Angefangen haben wir 2014 im zwei Jahres Rhythmus und im Juni ist unsere vierte Veranstaltung. In den letzten drei Jahren grätschte uns natürlich Corona direkt rein und auch wir mussten lernen, mit dieser Situation klarzukommen.

Es hat sehr lange gebraucht, bis wir uns als Orga-Team wieder gefunden haben, auch weil wir den Verlust von Carsten Grohne, unserem Orga-Mitglied und Mitbegründer der Queerspiele, verarbeiten mussten. Sein unerwarteter Tod im letzten Jahr hat uns tief erschüttert. Carstens Verlust hat aber auch dazu beigetragen, dass wir gesagt haben: Wir gehen noch einmal gestärkt in die nächste Runde und wollen auch für ihn die kommenden Queerspiele umsetzen und gestalten.

Das Gelände in Lindow ist auch für Beach-Soccer geeignet.
Das Gelände in Lindow ist auch für Beach-Soccer geeignet.

© Jana Demnitz / Tsp

Welche Sportarten können die Teilnehmenden ausprobieren und wie fit muss man sein?
Für mehr als 20 Sportarten haben wir bereits feste Zusagen. Darunter sind Rudern, Kajak, Völkerball, Volleyball, Beach-Soccer, Stand-Up-Paddeling, Bogenschießen, Rugby, Parcour, Tanzen und Achtsamkeitstraining. Für weitere Infos am besten auf unserer ständig aktualisierten Webseite schauen. Und wer uns mit einem weiteren Trainingsangebot unterstützen möchte, bitte schnell noch melden.

Zum Thema Fitness: Für jedes Einstiegslevel halten wir die Kurse bereit. Es gibt sicher auch ein paar Kursangebote für Fortgeschrittene. Aber die Masse ist für Einsteiger:innen. Wir bieten Freizeitsport an, der aber professionell trainiert und mit sehr viel Herzblut beigebracht wird.

Bei den Queerspielen im Juni wird auf dem Wutzsee wieder Rudern zum Ausprobieren angeboten.
Bei den Queerspielen im Juni wird auf dem Wutzsee wieder Rudern zum Ausprobieren angeboten.

© Jana Demnitz / Tsp

Die Preisspanne der Tickets liegt zwischen 70 Euro und 240 Euro. Das ist nicht für jede Person erschwinglich.
Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir die Preisstruktur definieren. In den letzten sechs Jahren sind unsere Preise relativ stabil gebliebenen. Unser Veranstaltungspartner in Lindow hat aber die Preise aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen erhöht, daher mussten auch wir die Teilnahmegebühren dieses Jahr etwas anheben.

Am Ende des Tages bekommt man für die 240 Euro eine dreitägige Unterkunft mit Vollpension, Vollverpflegung und ein vielfältiges Sportangebot. Für Menschen, die das nicht aufbringen können oder möchten, bieten wir auch eine Teilnahme ohne Übernachtung für 130 Euro an. Wir haben auch ein Tagesticket für 70 Euro und einen Sozialfonds ausgearbeitet. Bei Härtefällen könnt ihr gerne mit unserem Orga-Team in Verbindung treten.

Was erwartetet die Besucher:innen sonst?
Zu der Sportanlage gehört ein Hotel. So gibt es neben dem ganztäglichen Sportangebot, auch eine Sauna, eine Kegelbahn und ein kleines Kulturprogramm, abends Party und nicht zu vergessen: Direkt vor der Tür liegt der Wutzsee, wo man jederzeit ins Wasser springen kann. Doch das Beste ist und bleibt, die Möglichkeit jede Menge netter Menschen kennenzulernen.

Die vierten Berliner Queerspiele finden vom 23. bis 25. Juni in Lindow statt. Die Anmeldung läuft.

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