EXIT steht für Expressive Arts in Transition. EXIT nutzt theoretische und methodische Bezüge der Expressive Arts Therapie und wird seit den 90er Jahren als Intervention für
Menschen angewandt, die unter starkem Stress leiden, sowie für Menschen, die
durch Naturkatastrophen oder durch andere Menschen verursachte Traumata
erfahren haben. Die EXIT Methode unterstützt diese Menschen dabei sich in der
Gegenwart zu ankern und nach vorne zu blicken. Der klare und sichere Rahmen der
Arbeit, der unmittelbare Ausdruck durch Körper und Stimme, das individuelle
Sehen und Gehört werden aller Teilnehmenden sowie der starke partizipative
Ansatz mit wechselnder Leitung aus der Gruppe heraus steigern die Resilienz der
Einzelnen und erlauben es emotionale Höhen und Tiefen gut zu durchlaufen.
METHODIK: EXIT bedient sich einer sehr klaren Struktur, um das
(Wieder-)Entdecken und Stärken von individuellen und der Gemeinschaft eigenen
Ressourcen spielerisch erfahrbar zu machen. Schritt für Schritt werden
Spielräume und Kreativität erweitert. Ziel ist es, bei den Teilnehmenden
Hoffnung, Freude, das Gefühl von Sicherheit und die Zugehörigkeit zu einer
Gruppe zu stärken. Expressive Arts Therapie (EXA), Grundlage von EXIT,
kombiniert u.a. Körpererfahrung durch Fokus auf Atem und Bewegung, darstellendes
Spiel, gestalterische Ansätze wie Malen und Zeichnen, Stimme und Musik. Der
Schwerpunkt liegt hierbei auf einer Arbeit, in der mit einfachen Techniken eine
hohe Sensibilität gefördert wird. Im EXIT-Programm wird den Teilnehmenden ein
Raum gegeben, in dem sie auch durch nicht-sprachliche Ausdrucksformen Gefühle
und innere Themen zum Ausdruck bringen können. Dabei steht nicht ein Endprodukt
im Fokus, sondern der Prozess des Selbstausdrucks. Beweglichkeit, Imagination,
Engagement, Verbundenheit, im Hier-und-Jetzt-Sein, Sicherheit und
Eigenverantwortlichkeit werden so kontinuierlich gesteigert.
WIRKUNG: EXIT trägt erfolgreich dazu bei Menschen zu stabilisieren, die
unter extremem Stress leben und/oder Traumata überlebt haben. Eine gute
Einbindung in die jeweilige Institution und ins Gemeinwesen spielt dabei eine
wichtige Rolle. EXIT wurde in Norwegen von Melinda Ashley Meyer DeMott und
ihrem Team über 30 Jahre lang entwickelt und wissenschaftlich evaluiert. Der
Ansatz wurde erfolgreich mit vielen verschiedenen Zielgruppen erprobt und
insbesondere mit jungen geflüchteten Menschen als frühes Interventionsprogramm
erfolgreich eingesetzt.
EMPOWERMENT: Die EXIT Arbeit unterstützt Empowerment-Gruppen in
Aufbau und Festigung ihrer Grundstruktur, das hat unsere Erfahrung der letzten
Jahre gezeigt. Diskriminierungserfahrungen können traumatisierende Auswirkungen
mit sich bringen. Das ressourcenstärkende Methodenspektrum von EXIT bietet für
Menschen mit Diskriminierungserfahrung vielfältige Impulse zur Stabilisierung,
Heilung, Bewusstwerdung und zum Community-Building. Die EXIT-Arbeit bietet
vielfältige Instrumente für Menschen die Empowerment-Gruppen leiten, die in
Ihrer Arbeit von einfachen Methoden zur Selbststabilisierung und
Resilienzsteigerung profitieren, sowie generell für Menschen die mit Menschen
arbeiten die unter Stress und Trauma leiden und hierfür in einfacher und
wirksamer Art Werkzeuge weitergeben wollen.
WIE IST DIE FORTBILDUNG AUFGEBAUT?
Diese Fortbildung umfasst insgesamt 8 Fortbildungstage und hat
zum Ziel die Komponenten von EXIT (u.a. Anfangs- und Endrituale,
Energiebarometer, Innere Landschaft, Zukunftsszenario) zu vermitteln. Es geht
darum die Elemente aus dem Bereich Bewegung, Kunst, Psychoedukation und
Bioenergetik zu erproben, theoretische Grundlagen zu verstehen und die
verschiedenen Programmelemente selbst anleiten zu lernen.
Das erste Modul von drei Tagen führt in die
Methodik ein und bietet Kontext und Hintergrund der Arbeit. Es wird von Anfang
an viel praktisch erprobt und reflektiert. Teilnehmende entwickeln hier Ideen
für eine eigene EXIT-Gruppe im Hinblick auf Netzwerk, Zielgruppe und mögliche
Unterstützer. Das zweite Modul von drei Tagen ist der Kern der
Fortbildung zur Gruppenleitung. Hier üben und testen wir die EXIT Elemente praktisch.
Wir untersuchen was beim Tun passiert, wie die jeweilige Methode wirkt, was an
Salutogenese durch den Prozess der Arbeit entstehen kann. Die Teilnehmenden
finden Klarheit über eine eigene EXIT-Gruppe. Teilnehmende der zwei Module, die
keine eigene Gruppe anleiten möchten, erhalten eine Teilnahmebestätigung. Für
alle anderen schließt sich die Praxisphase einer eigenen EXIT-Gruppe mit
ca. 5-10 Teilnehmenden an. Die Gruppe findet an insgesamt 10 Treffen von 90
min. statt. Die eigene Leitungserfahrung wird durch eine Teamsupervision (6
Termine) begleitet, in der die Praxis reflektiert wird und Fragen besprochen
werden können. Zwei Reflexionstage dienen dazu die Erfahrungen
aus den verschiedenen Gruppen auszutauschen, das methodische und theoretische
Wissen zu vertiefen, verschiedene Variationsmöglichkeiten in der Durchführung
zu besprechen und am Ende abschließend auszuwerten.
Nach erfolgreichem Abschluss der eigenen EXIT-Gruppe (10
Treffen), der Teilnahme an der Supervision und den beiden Reflexionstagen erhalten
die Teilnehmenden ein Zertifikat als EXIT-Gruppenleitung von adis e.V. und
NIKUT (Norwegian Institute for Expressive Arts Therapy).
WER KANN TEILNEHMEN?
Die EXIT-Fortbildung richtet sich an Professionelle aus der
Empowermentarbeit, aus dem Bereich Soziale Arbeit, Schule und dem
therapeutischen Bereich (verschiedene Kreativtherapien), die mit Menschen
arbeiten, die unter starkem Stress leiden und/oder traumatische Erfahrungen
gemacht haben, und die das EXIT-Programm selbst gerne umsetzen möchten. Nach
Rücksprache können auch Studierende an der Fortbildung teilnehmen.
Die Gesamtanzahl der möglichen Teilnehmenden ist auf insgesamt
14 Personen begrenzt, um ein intensives Arbeiten zu ermöglichen. Bei
größerem Interesse müssen wir gegebenenfalls eine Auswahl treffen. Der Eingang
der Anmeldungen wird dabei berücksichtigt.
TERMINE: Alle Termine jeweils 10-18 Uhr
Modul 1 (in Präsenz): 20.-22.April 2023
Modul 2 (in Präsenz): 20-22.Juli 2023
Reflexionstag 1 (online): Donnerstag, 05.Oktober 2023
Reflexionstag 2 (in Präsenz): Donnerstag, 14.Dezember 2023
ORT: Kulturzentrum Franz.K, Unter den Linden 23, 72762 Reutlingen
(Baden-Württemberg)
Anmeldeschluss: 31.März 2023
Teilnehmendengebühren: 950.-€
In den Teilnahmegebühren sind alle Materialien, der umfangreiche
EXIT-Ordner und die Tagungsgetränke enthalten. Ein ermäßigter
Teilnehmendenbeitrag ist möglich. Bitte sprechen Sie uns an!
DAS AUSBILDUNGSTEAM:
In den letzten Jahren wurden die EXIT-Fortbildungen in
verschiedenen Ländern Europas (z.B. Schweden, Italien, Malta) und darüber
hinaus angeboten. Nach einer Pilotphase 2018/2019 in Deutschland ist dies der
vierte Fortbildungsjahrgang. Im Leitungsteam arbeiten zusammen:
Elisabeth Yupanqui Werner (Pronomen sie/ihr) gestaltet gerne mit anderen gemeinsam
kreative heilsame Transformationsprozesse. Als queere mixed-race Person mit
indigenen Wurzeln liegt es ihr am Herzen Bewegung, Atem, Imagination, Kunst,
Psychodrama, Schamanismus und Meditation zu verbinden und Communities mit ihrem
ganzheitlichen Wissen und Visionen eines neuen Miteinanders in Richtung soziale
Gerechtigkeit in Kontakt zu bringen. Als Coach und Supervisorin begleitet sie
gerne Menschen dabei, ganz bei sich selbst nach Hause zu kommen, sich an die
eigene Größe und Kraft zu erinnern und den Platz in der Welt einzunehmen, an
dem die eigenen Talente und das innere Wissen blühen und dem Ganzen dienen
können. Sie ist der Überzeugung das spirituelle Praktiken eine gute Grundlage
für persönliche und intergenerationale Heilungsprozesse sind, um Menschen und
Communities dabei zu unterstützen befreiende Praktiken zu verkörpern.
Heiko Kalmbach (Pronomen er/ihm) beschäftigt sich mit kreativen Methoden und Gruppenprozessen in Praxis und Lehre. Er arbeitet als Filmemacher, Theaterregisseur, Videokünstler und Dozent. Der gebürtige Nordschwarzwälder wanderte 1996 nach New York aus, 2006 zog er mit seinem mexikanischen Mann, einem Theatermacher, nach Berlin. Seit 2008 unterrichtet er Film & Dramaturgie am Interprofessional Studio der Architectural Association London. In der künstlerischen Lehre liegt ihm die Entfaltung individueller Talente in Verbindung mit der Entwicklung von Teamprozessen in heterogenen Gruppen besonders am Herzen. 2016 stellt eine chronische Erkrankung sein bestehendes Selbstverständnis als freischaffender Künstler auf den Prüfstand. Eine über 25-jährige Meditations- und Yogapraxis unterstützen diesen Prozess. Seit 2017 erlebt er die Wirksamkeit des Expressive Arts in Transition Kontexts, der es ihm erlaubt einem breiten Spektrum Partizipierender kreative und heilsame Prozessarbeit anzubieten.
Melinda Ashley Meyer DeMott (Gastreferentin beim ersten Reflexionstag im Oktober 2023) ist Professorin an der European Graduate School (EGS) und am University College
South East Norway (HSN), sowie Mitbegründerin des Norwegian Institutes for
Expressive Arts Therapy (NIKUT, 1988). Zusammen mit Ihrem Team entwickelte Sie
das Expressive Arts in Transition Program (EXIT) für Trauma-Überlebende.