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Wohnungsnot in Deutschland: „Wohnungsmarkt fährt mit Vollgas gegen die Wand“

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Der Wohnraummangel ist nicht nur in Berlin ein zentrales Problem. Die Wohnungsnot in Deutschland spitzt sich zu. Die Schuld tragen die Vorschriften.

Berlin – Die Wohnungsnot in Deutschland ist eklatant. Aus Sicht der Bundesregierung braucht es etwa 400.000 neue Wohnungen, um diesen Umstand zu bekämpfen. Denn in der derzeitigen Lage bleibt bezahlbarer Wohnraum teuer. Besonders prekär gestaltet sich die Wohnungsnot in vielen deutschen Großstädten, aber auch in Kleinstädten zeichnet sich bereits seit Längerem ein Wohnraummangel ab.

Ein Experte glaubt, dass „Deutschland in die graue Wohnungsnot“ bei Rentnern rast. Derweil sind in der derzeitigen Lage besonders Familien von der Wohnungslosigkeit bedroht.

Wohnungsnot in Deutschland: „Der Wohnungsmarkt fährt gerade mit Vollgas an die Wand“

Während sich die Baubranche in der Krise befindet und laut des Handwerkspräsidenten Jörg Dittrich das „Baugewerbe komplett einzubrechen droht“, sind vor allem die gestiegenen Kosten für Neubauten ein großes Problem. So auch beim Wohnbau Lörrach in Baden-Württemberg, der offenbar Neubauvorhaben komplett von der Liste gestrichen hat. Denn nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Nostadt seien selbst ohne Renditeausrichtung und mit Fördermitteln Kaltmieten von 15 Euro je Quadratmeter und mehr erforderlich. „Der Wohnungsmarkt fährt gerade mit Vollgas an die Wand“, erklärt Nostadt bei der FAZ.

Nach eigenen Angaben beinhalte die Liste der Interessenten 2500 Haushalte. „Die meisten Menschen leiden still, wohnen halt zu fünft in einer Zweizimmerwohnung.“ Seiner Ansicht nach sei in erster Linie aber nicht mehr Geld vonnöten, sondern weniger Vorschriften. „Wir haben uns erdrosselt mit Standards“, lautet sein Fazit bei der FAZ in Bezug auf die Wohnungsnot in Deutschland.

Wohnungsnot in Deutschland: Vorstoß in Berlin erweckt Aufsehen

Während die Situation immer heiklere Formen annimmt, macht in Berlin ein Vorstoß die Runde, der bundesweit für ähnlich viel Aufsehen sorgt, wie der Vorschlag, höhere Mieten für Rentner zu fordern, um die Wohnungsnot in Deutschland zu mildern. Nach Informationen des Tagesspiegels strebt der Senat in der Hauptstadt offenbar eine Lösung an, um den Wohnraummangel anzugehen. Die Zeitung beruft sich dabei auf einen Entwurf für die neue „Kooperationsvereinbarung“ des Senats mit den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften.

Kräne stehe auf der Baustelle eines Neubauprojektes
Die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland ist heikel. Ein Entwurf in Berlin sorgt für Streit und Ministerin Geywitz hofft auf ein Förderprogramm. © Annette Riedl

Demnach sei pro Person eines Haushalts maximal ein Wohnraum angedacht. Somit würde eine Einzelperson, die eine Immobilie der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften anmietet, nur noch Anrecht auf eine Einzimmerwohnung haben sowie kinderlose Pärchen auf eine Zweizimmerwohnung. Für die Umsetzung stehe eine „Kooperationsvereinbarung“ mit den sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften und dem landeseigenen Immobilienverwalter Berlinovo im Raum.

Wohnraummangel in Berlin: Vorstoß zur Linderung der Wohnungsnot „beschämend“

Deutliche Kritik hagelte es für den Entwurf vonseiten der Liberalen in der Hauptstadt. Der Generalsekretär der Berliner Liberalen, Lars Lindemann, nannte die Überlegung des Senats im Tagesspiegel „beschämend“ und ergänzt gegenüber Bild „Jahrzehntelang die Neubauziele verfehlt und nun müssen die Berliner es ausbaden?“

Doch offenbar scheint eine solche Regelung keine Rolle in den Plänen des Senats mehr zu spielen. Vielmehr sei der Entwurf nach Informationen der Bild wieder vom Tisch und hatte nur als „Diskussionsgrundlage“ gedient. Allerdings will der Senat offenbar an Plänen festhalten, künftigen Mietern eine Maximalgröße für die jeweilige Wohnung vorzugeben. „Was wir angesichts der Diskussion um zu große Wohnungen wollen, ist ein angemessenes Verhältnis zwischen Familien- und Wohnungsgröße“, so die Sprecherin weiter.

Bauministerin Geywitz will Wohnraummangel in Deutschland mit Förderprogramm für Familien bekämpfen

Während der Vorstoß trotz Abmoderierens weiterhin für politischen Zündstoff in der Hauptstadt sorgen könnte, will Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) beim Wohnraummangel in Deutschland an anderer Stelle nachbessern: mit dem Förderprogramm „Wohneigentum für Familien“ (WEF) für den Bestandshauskauf. Die Politikerin will das Förderprogramm für Familien ausweiten.

Dieses Programm soll Familien den Bau oder Kauf eines Hauses über zinsgünstige Kredite ermöglichen. Im Raum stehen dafür die Anhebung der Einkommensgrenze, damit mehr Familien das Förderprogramm in Anspruch nehmen können.

Wohnungsnot in Deutschland: „Kapazitätsabbau könnte sich fatal auswirken“

„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Wohneigentumsförderung für junge Familien zu verbessern“, sagte Geywitz der Neuen Osnabrücker Zeitung. Neben der Grenze für das Einkommen könnten demnach auch die Kredithöhen steigen. Von konkreten Zahlen sprach die Ministerin allerdings noch nicht, da die Abstimmungen noch liefen. Schließlich gehe es um ein „erhebliches Fördervolumen“, das stabil finanziert werden müsse. Zuversicht äußerte Geywitz hingegen schon, „dass die verbesserten Konditionen in wenigen Wochen stehen“.

Allein deshalb beklagt die Ministerin die Schwarzmalerei in der Branche. Ihrer Ansicht nach gebe es „eine kurze konjunkturelle Herausforderung“. Allerdings sagte die SPD-Politikerin der Neuen Osnabrücker Zeitung am Samstag auch: „Ich sehe keinen Niedergang auf den Bau zukommen.“ Darüber hinaus warnte sie, dass sich „ein Kapazitätsabbau fatal auswirken“ könnte. Stattdessen müsse mit aller Kraft verhindert werden, dass Fachkräfte der Branche den Rücken kehrten.

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