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Presse © Anadolu Agency via Getty Images

COVID-19: Amnesty fordert mit neuer Kampagne fairen Zugang zu Impfstoffen weltweit für alle Menschen

11. März 2021

Zusammenfassung

  • Amnesty International startet neue, weltweite Kampagne für Impfstoffgerechtigkeit: Jeder Mensch, egal, wo auf der Welt, muss einen fairen Zugang zu COVID-19-Impfstoffen haben
  • Reiche Länder kaufen mehr als die Hälfte des globalen Impfvorrats auf, stellen aber nur 16 Prozent der Weltbevölkerung
  • Staaten müssen Druck auf Pharmaindustrie ausüben und Pharmaunternehmen müssen Know-How und Technologie teilen, um die Produktion von Impfstoffen zu beschleunigen

Die unnachgiebige Haltung von Pharmaunternehmen und reichen Ländern sorgt derzeit dafür, dass Milliarden durch COVID-19 gefährdete Menschen dieses Jahr womöglich nicht einmal eine erste Dosis an lebensrettenden Impfstoffen erhalten. Amnesty International startet daher zum Jahrestag der Pandemie die weltweite Kampagne „Eine faire Dosis“ und fordert einen fairen, globalen Zugang zu COVID-19-Impfstoffen für alle Menschen ein.

„Die weltweite Ungleichheit beim Zugang zu Impfstoffen droht außer Kontrolle zu geraten. Einige wenige reiche Länder preschen davon, während der Rest der Welt noch versucht, überhaupt starten zu können. Alle haben dasselbe Recht auf einen Impfstoff – beim Recht auf Gesundheit darf es keine Diskriminierung geben”, fordert Stephen Cockburn, Experte für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International.

„Alle Regierungen wollen ihre eigene Bevölkerung zuerst impfen lassen und die Pharmaindustrie klammert sich an ihre Patente; dabei vergessen wir jedoch, dass es hier um Menschenleben geht. Niemand ist sicher, bis wir alle sicher sind", sagt Tamaryn Nelson, Expertin zum Thema Gesundheit bei Amnesty International.

Der Zugang zu Gesundheitsversorgung, darunter auch Impfungen, darf niemandem aufgrund des Wohnorts, Identität oder Einkommens vorenthalten werden. Mit ausreichend Druck an den richtigen Stellen können wir gemeinsam dafür sorgen, dass die Systeme zur Verabreichung der Corona-Impfungen mit den Menschenrechten vereinbar sind.

Stephen Cockburn, Experte für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International

Im Zentrum der Pandemiebekämpfung dürfen nicht Profite stehen, sondern die Menschen, ihr Leben und ihre Gesundheit, die jeden Tag am Spiel steht. Daher müssen Staaten Druck auf Pharmaunternehmen ausüben, damit diese gemeinsam darauf hinarbeiten, besonders gefährdeten Menschen – wie medizinisches Personal und Menschen, die in Krankenhäusern arbeiten – so schnell wie möglich Zugang zu einer fairen Dosis Impfstoff zu ermöglichen, egal in welchem Land der Welt. Das würde uns alle einen großen Schritt weiterbringen, um die COVID-19-Pandemie zu überwinden.

Eine faire Dosis

Mit der Kampagne „Eine faire Dosis“ fordert Amnesty weltweit Pharmaunternehmen und Regierungen auf, ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen nachkommen: Firmen wie AstraZeneca, Pfizer, BioNTech und Moderna müssen ihr Know-How und Technologien teilen, sodass lebensrettende Impfstoffe auf der ganzen Welt rascher produziert und fair verteilt werden können.

Ein Jahr nach Verkünden der COVID-19-Pandemie dürfen wir nicht tatenlos zusehen, wie diese Tragödie ihren Lauf nimmt, wo wir doch Lösungen zur Verfügung haben.

Tamaryn Nelson, Expertin zum Thema Gesundheit bei Amnesty International

Reiche Länder haben zusammen mehr als die Hälfte des globalen Impfstoffvorrats aufgekauft, obwohl sie nur 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. In diesen Ländern wurden bereits mehr als 60 Prozent aller aktuell verfügbaren globalen Impfstoffdosen verabreicht, während in mehr als 100 Ländern noch keine einzige Impfung durchgeführt wurde.

Keine faire Dosis: 60 Prozent Impfdosen für nur 16 Prozent der Weltbevölkerung

Unternehmen wie AstraZeneca, Moderna und Pfizer BioNTech wurden Steuergelder in Milliardenhöhe zur Verfügung gestellt, um Impfstoffe zu entwickeln und zu produzieren. Dennoch weigern sich diese und andere Firmen, ihre Forschungserkenntnisse und ihr technisches Wissen zu teilen. Das bedeutet, dass andere Pharmaunternehmen dieses Wissen nicht nützen können, um die Produktion ihrer eigenen Impfstoffe voranzutreiben. Damit würde das Angebot steigen und ermöglicht, dass sich auch ärmere Länder die Impfungen leisten könnten.

„Wer Zugriff auf Corona-Impfstoffe hat, wann und zu welchem Preis – das sind die wichtigsten und umstrittensten Fragen, vor denen die ganze Welt aktuell steht. Doch die Antworten werden derzeit durch die Interessen von mächtigen Staaten und Unternehmen diktiert“, sagt Stephen Cockburn.

Weitergabe von Know-How und Technologie

Im Mai 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen gemeinsamen Technologie-Pool geschaffen: C-TAP (Covid-19 Technology Access Pool). So können Unternehmen Daten und Wissen austauschen, um anderen potenziellen Herstellern die Nutzung der entsprechenden Technologien und damit die Produktion des Impfstoffs zu ermöglichen. Ziel ist es, den Zugang zu Impfstoffen für alle Menschen schneller zu ermöglichen. Bisher ist jedoch noch kein einziges Pharmaunternehmen C-TAP beigetreten.

Darüber hinaus müssen auch Regierungen ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen nachkommen und einen bei der Welthandelsorganisation eingereichten Antrag auf Aussetzung bestimmter Vorgaben des TRIPS-Abkommens unterstützen. Beim TRIPS-Abkommen handelt es sich um ein globales Übereinkommen, das geistige Eigentumsrechte regelt. Mit dem sogenannten TRIPS Waiver soll der Patentschutz auf alle medizinisch notwendigen Produkte zur Eindämmung von COVID-19 für die Zeit der Pandemie ausgesetzt werden, damit mehr Unternehmen zusätzliche COVID-19 Impfstoffe produzieren können. Dieser Antrag wird von den meisten Ländern ärmeren Einkommen unterstützt, während er von den reichen Ländern abgelehnt wird.

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