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SARS-CoV-2

Magen-Darm-Covid häufiger als gedacht

Gastrointestinale Symptome gehören nicht zu den klassischen Anzeichen einer Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2. Sie sind aber offenbar häufiger als gedacht, vor allem bei älteren Patienten.
Annette Rößler
12.11.2020  17:00 Uhr
Magen-Darm-Covid häufiger als gedacht

Die Erkältungszeit ist da und hat in diesem Jahr eine neue Frage mitgebracht: »Ist es Corona?« Sie stellt sich momentan jedem, der hustet, schnieft oder Halsschmerzen hat. Tatsächlich haben Covid-19, die Grippe und eine banale Erkältung viele Symptome gemeinsam, etwa Husten, Fieber und Schnupfen. Am typischsten für eine SARS-Cov-2-Infektion ist der Geruchs- und Geschmacksverlust. Gastrointestinale Störungen werden dagegen derzeit nicht zu den häufigen Covid-19-Symptomen gezählt.

Möglicherweise zu Unrecht, wie jetzt eine Metaanalyse im Fachjournal »Abdominal Radiology« zeigt. Die Autoren haben 36 Studien zu Art und Häufigkeit gastrointestinaler Manifestationen von Covid-19 ausgewertet, die bis zum 15. Juli 2020 erschienen sind. Demnach betrug die Prävalenz von Symptomen wie Appetitverlust, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen bei Covid-19-Patienten 18 Prozent. Bei 16 Prozent der Patienten könnten Magen-Darm-Beschwerden sogar das einzige Indiz für eine Infektion sein, schreiben die Autoren um Kevin Lui von der University of Alberta in Kanada.

Gastrointestinale Symptome sind demnach so häufig wie Geruchs- und Geschmacksstörungen in der offziellen Statistik des Robert-Koch-Instituts (RKI). Deren Häufigkeit wird dort mit 17 Prozent angegeben, wobei das RKI einschränkt, dass sie in vielen internationalen Studien sehr viel öfter, nämlich bei mehr als der Hälfte der Covid-19-Patienten nachgewiesen wurden. »Die deutlich höhere Prävalenz resultiert vermutlich aus der intensiveren Ermittlung solcher Symptome im Rahmen von Studien im Vergleich zum Meldewesen«, so das RKI. Diese Einschränkung mag auf die Erfassung gastrointestinaler Symptome ebenfalls zutreffen.

Nichtsdestotrotz sollte man den Magen-Darm-Trakt im Zusammenhang mit Covid-19 nicht außer Acht lassen. Denn vor allem ältere Patienten mit entsprechenden Beschwerden haben einer anderen aktuellen Studie zufolge ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf.

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