Nepal Kommission will strengere Regeln für Everest-Bergsteiger
Als eine Art Höhenführerschein könnte man das bezeichnen, was Bergsteiger künftig vorlegen sollen, um den Mount Everest besteigen zu dürfen. Deutlich strengere Bedingungen zumindest fordert die nepalesische Regierungskommission, die sich derzeit bemüht, Gipfelstürme auf den höchsten Berg der Welt sicherer zu machen.
Die Kommission, die sich aus Politikern und Bergexperten zusammensetzt, hat am Mittwoch einen Bericht vorgelegt, in dem folgende geplante Regeln formuliert sind:
- Wer zum Gipfel des Mount Everest emporsteigen will, muss bereits einen mehr als 6500 Meter hohen Berg erfolgreich erklommen haben. Nur mit dieser Erfahrung darf die Genehmigung beantragt werden, die für den Mount Everest notwendig ist.
- Anwärter für den Everest sollen zudem ein vernünftiges Training absolviert haben.
- Sie sollen nachweisen, dass sie bei guter Gesundheit sind und dass sie eine Versicherung haben, die die Kosten für einen Rettungseinsatz abdeckt, falls dieser nötig wird.
- Außerdem darf der Aufstieg zum Gipfel nur zusammen mit einem erfahrenen nepalesischen Guide erfolgen.
- Das Komitee schlägt zudem vor, die Gebühr auf 35.000 US-Dollar (31.000 Euro) zu erhöhen. Bisher mussten Kletterer für eine Genehmigung 11.000 US-Dollar (9900 Euro) bezahlen.
- Auch sollen künftig höchstens 150 Leute pro Tag den Berg besteigen dürfen.
Vorstöße wie diese gab es in den vergangenen Jahren immer wieder, auch initiiert vonseiten der Regierung. So wurden etwa Solo-Besteigungen verboten und mehr Erfahrung gefordert. Auch sollte es Menschen über 75 Jahren, Amputierten und Blinden untersagt werden, sich in Richtung Gipfel aufzumachen. Diese Ideen schafften es allerdings bisher nicht ins Gesetz, teils wurden sie sogar höchstrichterlich gestoppt.
Bei den Vorschlägen der nun eingesetzten Kommission handelt es sich zunächst wieder nur um Empfehlungen. "Die Regierung wird die nötigen Gesetzesänderungen nun vornehmen", sagte Ghanshyam Upadhyaya, ein Verantwortlicher aus dem Tourismusministerium, der Nachrichtenagentur Reuters.
Die erneute Debatte um die Sicherheit im Bergtourismus in Nepal ist eine Reaktion auf die diesjährige Saison, die von einem gefährlichen Massenansturm und vielen Unglücken geprägt war. Elf Bergsteiger kamen in dieser Saison am Mount Everest ums Leben. Weil neun Leichen auf nepalesischer Seite gefunden wurden, lässt die Regierung die Todesfälle derzeit untersuchen.
Todesursachen: Höhenkrankheit, Erschöpfung, Herzstillstand
Nach den bisherigen Erkenntnissen starben die Kletterer an Höhenkrankheit, Herzstillstand, Erschöpfung oder Schwäche, wie Mira Acharya, Mitglied der Kommission, sagte. Nicht die Staus seien dafür verantwortlich gewesen. Im Mai gingen Fotos um die Welt, die zeigten, wie Dutzende Bergsteiger dicht gedrängt in der Todeszone standen und kaum vorankamen - eine extrem bedrohliche Situation, weil der Sauerstoffgehalt in der Luft in der Höhe abnimmt und man sich dort nicht zu lange aufhalten darf.
Zuletzt hatte es Kritik gegeben, dass Nepal viel zu viele Genehmigungen erteilt habe - es waren in diesem Jahr 381 - und dass zu viele Bergsteiger ohne Erfahrung den Aufstieg wagten. Die Klettersaison für den 8848 Meter hohen Gipfel ist sehr kurz, da nur ab März oder April bis in den Mai hinein gute Wetterbedingungen herrschen. Laut der Kommission brauche es ein verlässliches System für die Wettervorhersage.
Im Video: Das Mount Everest-Problem