Samuel Theis und das Kinowunder von Forbach Nach „Party Girl“: Das Kinowunder von Forbach geht weiter

Saarbrücken · Der Forbacher Film „Party Girl“ machte vor ein paar Jahren in Frankreich Furore. Jetzt ist dem Filmemacher Samuel Theis ein neuer Film-Coup geglückt. Und auch in „Petite nature“ spielt wieder seine Heimat Forbach eine Rolle.

 Eine Szene aus dem Film "Petite nature" von Samuel Theis.

Eine Szene aus dem Film "Petite nature" von Samuel Theis.

Foto: THeis/Theis

Das Kino-Wunder aus Forbach geht weiter. Vor rund zehn Jahren drehten Samuel Theis (geboren 1978 in Creutzwald), Claire Burger (geboren 1978 in Forbach), die beide in Forbach aufwuchsen und befreundet sind, zusammen mit der Pariserin Marie Amachoukeli ihren ersten, autobiografisch geprägten Langspielfilm. „Party Girl“ erzählte leicht verändert von Theis’ Mutter, die als Animierdame das Nachtleben in den Clubs zwischen Nassweiler und Saarbrücken liebte und selbst mit 60 nicht davon los kam.

Der Film, der in einem dokumentarischen Stil mit überwiegend Laiendarstellern an Schauplätzen in Forbach und im Saarland gedreht worden war, machte in Frankreich Furore. Beim Filmfestival in Cannes gab es 2014 für das Filmemachertrio dafür die Goldene Kamera für den besten Erstlingsfilm und Angélique Litzenburgerf die als Mutter sich selbst spielte, wurde auf dem roten Teppich gefeiert wie ein Star.

Claire Burger drehte danach einen Spielfilm in ähnlichem Stil über ihre eigene Familie, reüssierte damit auf vielen Festivals, darunter Venedig.

Auch Samuel Theis, in Frankreich bisher vor allem als Schauspieler bekannt, legt jetzt als Filmemacher mit einer weiteren familiär geprägten Geschichte nach. „Petite Nature“ (sinngemäß:  sensibles Pflänzchen, Seelchen) und auf Englisch „Softie“ heißt sein neuer Film, der vorigen Sommer zur „Semaine de la Critique“ in Cannes eingeladen wurde und seitdem mit viel Erfolg und Auszeichnungen auf Festivals tourt.

Bevor der Film am 9. März offiziell frankreichweit in den Kinos startet, zeigt ihn Theis als Preview in seiner Heimatregion: Am Samstag, 26. Februar, 20 Uhr, wird „Petite Nature“ von Samuel Theis in Begeleitung der zwei Hauptdarsteller im Méga Kiné Freyming-Merlebach vorgestellt.

Wer schon einmal bei einer Preview von Claire Burger und Theis im Freyming-Merlebacher Kino dabei, weiß: Es ist ein auch emotional ganz besonderes Erlebnis, weil dort auch viele der Komparsen der Filme anwesend sind und den Film zum ersten Mal sehen werden – und hinterher erstaunlich ernsthaft und klug diskutieren. Doch worum geht es nun in „Petite Nature“?

Vielleicht könnte man den Titel auch mit Schwächling übersetzen. Theis erzählt wieder einen Moment aus seinem eigenen Leben. Diesmal geht es um ihn selbst, den Sohn des Party Girls, der so anders ist als die Kinder seines Alters, zart, sensibel, mit blonden langen Engelshaaren.

Dieser zehnjährige Johnny, wie die Figur im Film heißt, der im Forbacher Viertel Le Wiesberg lebt, das durch seine runden blauen, mit weißen Wolken bemaltenn Wohntürme bekannt ist, interessiert sich in erster Linie für Erwachsenen-Geschichten, nicht für Fußball, weshalb er etwas im Abseits steht.

Als eines Tages ein neuer Lehrer aus der Stadt Johnnys Klasse übernimmt, ihn fördert, ihm intellektuell neue Welten eröffnet, ihm zeigt, dass ein anderes Leben jenseits des Forbacher Arbeitermilieus möglich wäre, erwacht der Junge auch sexuell und verliebt sich in den Lehrer.

Wieder castete Theis für die meisten Rollen des Films Laien, die bis dahin meist noch keinerlei Auftrittserfahrung hatten und drehte wieder an Originalschauplätzen rund um Forbach, auch in Nassweiler.

Das Erstaunliche an der Arbeitsweise von Theis wie Burger ist, dass man es den Darstellerinnen und Darstellern im Film so gut wie nicht anmerkt. Für die Hauptrolle des Johnny fand Theis mit dem jungen Alioscha Reinert aus der Nähe von Nancy ( zur Drehzeit 2019 elf, jetzt 14 Jahre alt) einen umwerfenden Darsteller, dessen Charme und Eloquenz derzeit in Talkshows von sich reden macht.

Zwei bekannte Schauspieler sind an seiner Seite: Johnnys Lehrer Herr Adamski spielt Antoine Reinertz, dessen Frau Izïa Higelin, die Tochter des Sängers und Musikers Jacques Higelin, die auch selbst als Sängerin einen Namen hat.

Wie Theis es schafft, Amateure und Profis so ohne Gefälle miteinander spielen zu lassen, ist ein Rätsel. „Mein Drehbuch ist sehr schriftlich, aber ich gebe es nicht an die Schauspieler weiter“, erklärt er zu seiner Arbeitsweise. „Ich möchte sie auf keinen Fall einfrieren, also improvisieren sie aus der Situation heraus, ich erkläre ihnen, was auf dem Spiel steht, ich geben manchmal ein paar Sätze vor. Das ist eine Art und Weise die gesamte Bühne in die Gegenwart zu versetzen und sich der der geschriebenen Szene beim Drehen zu nähern.“ Am Samstag kann man im Mega Kiné stauen und fragen.

 Samuel Theis, Schauspieler und Regisseur aus Forbach.

Samuel Theis, Schauspieler und Regisseur aus Forbach.

Foto: Theis

Drei Film-Vorstellungen: Am Samstag, 26. Februar, 20 Uhr, wird „Petite Nature“ von Samuel Theis in Begeleitung der zwei Hauptdarsteller im Méga Kiné Freyming-Merlebach vorgestellt, am Tag darauf nacheinander in Metz (15.30 Uhr Cinéma Le Klub, place Saint Jacques) und Nancy ( 18.15 Uhr , Caméo). https://cineworx.ch/movie/petite-nature/

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