Nackte Tatsachen auf dem iPad

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SoftwareNackte Tatsachen auf dem iPad

Der App Store ist für seine strengen Aufnahmekriterien bekannt. Nun präsentiert die britische Boulevardzeitung «The Sun» in ihrer Applikation täglich blanke Brüste. Apple reagiert gelassen.

Henning Steier
von
Henning Steier
Die britische Zeitung «The Sun» bringt nackte Tatsachen aufs iPad.

Die britische Zeitung «The Sun» bringt nackte Tatsachen aufs iPad.

Steve Jobs gab sich bei der Präsentation des iPhone OS 4.0 Anfang April standhaft: «Es gibt bekanntlich einen Porno-App Store für Android, ich denke nicht, dass wir diesen Weg gehen sollten.» Damit spielte er auf ein Angebot namens MiKandi an, welches für Geräte mit Android zur Verfügung steht und sich von Nutzern, die ihr iPhone der ersten Generation entsperren, nun auch nutzen lässt. Allerdings verliert man nach diesen so genannten Jailbreak jegliche Garantieansprüche.

Apple steht immer wieder wegen seines restriktiven Aufnahmeprozesses des App Stores in der Kritik. Anfang der Woche war bekannt geworden, dass die Kalifornier einen Zeichner aufgefordert hatten, die Comicversion des James-Joyce-Romans «Ulysses» zu entschärfen. Nach diversen negativen Medienberichten entschloss sich Apple dann aber, die Originalversion von «Ulysses seen» anzubieten.

Kamasutra erregt Apples Zensoren

Immer wieder beklagen sich Entwickler über den vermeintlich intransparenten Aufnahmeprozess des App Stores. Das Spiel «Zombie School» wurde problemlos aufgenommen. Als in verschiedenen Blogs und Newsportalen die Kritik an der App laut geworden war, reagierte man bei Apple und zog das Game aus dem Verkehr. In dem umstrittenen Spiel ging es darum, eine Schule von einer blutrünstigen Horde Zombieschüler zu befreien. Hingegen wurde die eBook-Reader-App Eucalyptus zunächst abgelehnt, weil man mit ihr das Kamasutra des Projekts Gutenberg lesen konnte. Ebenso ging es vor einem Jahr der Applikation Newspaper(s), mit der sich diverse Zeitungen lesen lassen - darunter auch das britische Boulvardblatt «The Sun», welches seinen Lesern täglich auf Seite 3 eine halbnackte Frau präsentiert. Erst nachdem «The Sun» ausgesperrt worden war, wurde die Applikation zugelassen.

Ende Februar hatte Apple über 5000 Apps entfernt, weil sie leicht bekleidete Frauen zeigten. Dabei war dem Unternehmen die Applikation Tubes! durch die Lappen gegangen. Dümpelte ihr Tagesumsatz zuvor bei 30 US-Dollar, verdoppelte er sich binnen 24 Stunden. Als in den folgenden Tagen mehr und mehr Apps gelöscht wurden, stieg der Tageserlös von Tubes! sogar auf 1600 US-Dollar. Den Entwicklern der Applikation war zugute gekommen, dass sie Tubes! nicht im US-iTunes-Store angeboten hatten und die Anwendung so offenbar nicht zu den ersten Apps gehörte, die entfernt wurden. Anfang März war dann auch für sie Schluss.

Gedruckte Erotik kommt durch

Seit kurzem ist die iPad-App der Zeitung «The Sun» verfügbar. Wer 8,80 Franken investiert, erhält einen Monat lang zwei Versionen - einerseits eine für den Tablet-PC optimierte und andererseits die tägliche Printausgabe in digitaler Form. Wie im obigen Screenshot zu sehen ist, wurde letztgenannte 1:1 übernommen, also auch mit den barbusigen Frauen. Die deutsche Boulevardzeitung BILD hatte Anfang des Jahres wegen des so genannten «BILD-Girls zum Schütteln», das sich auf Wunsch des Nutzers bis auf die Unterwäsche auszieht, Probleme mit Apple bekommen. In der über die App aufrufbaren PDF-Version der Zeitung sind aber jeweils halbnackte Seite-1-Mädchen zu sehen. Wegen einer erotischen Bildergalerie war das Hamburger Magazin «Stern» kurzzeitig entfernt worden.

«Texte und Bilder, die in der Tageszeitung publiziert werden, sind auch in der App-Version erlaubt», stellte hingegen nun Apple-Sprecherin Bethan Lloyd gegenüber 20 Minuten Online klar. «Wenn Apple über die Aufnahme einer Applikation entscheidet, spielen Hauptzweck und Anbieter eine wichtige Rolle.» So konnte das Nachrichtenmagazin «DER SPIEGEL» auch Ende Mai problemlos nackte Haut zeigen. In einem Artikel über den Einluss des Internets auf das Sexualleben Jugendlicher gab es blanke Brüste zu sehen, wenngleich die Gesichter verpixelt waren.

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