Musk-Offerte auf Eis :
Spielball Twitter

Sven Astheimer
Ein Kommentar von Sven Astheimer
Lesezeit: 2 Min.
Elon Musk
Was steckt hinter der neuesten Überraschung im Milliarden-Geschäft? Will Elon Musk den Preis drücken – oder ist der Milliardär sogar auf dem Rückzug?

Elon Musk hat am Freitag die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter auf Eis gelegt, weil er auf nähere Informationen des Managements zum Ausmaß gefälschter Nutzerprofile wartet. Das reichte, um den Twitter-Aktienkurs auf Talfahrt zu schicken. Gleichzeitig legten die Papiere des Elektroautoherstellers Tesla, Kernstück des Muskschen Imperiums, so stark zu wie lange nicht. Schließlich machen Sorgen die Runde, die 44 Milliarden Euro teure Übernahme könnte selbst den reichsten Mann der Welt und damit auch Tesla in eine finanzielle Schieflage bringen.

Will Musk mit der neusten Wende schlicht den Preis drücken in einem stark eingetrübten Marktumfeld für Tech-Werte? Oder bereitet der exzentrische Milliardär schon den Einstieg in den Ausstieg vom spektakulären Deal vor? Die Antwort kennt derzeit – bestenfalls – Musk selbst.

Fragen nach Plausibilitäten lassen sich jedoch stellen. Das Twitter-Management musste seinen anfänglichen Widerstand aufgeben, nachdem kein weißer Ritter einen ähnlich hohen Preis zu zahlen bereit war wie Musk. Dieser wiederum müsste trotz eigener Zusagen in Milliardenhöhe und rund 7 Milliarden Dollar von weiteren Investoren immer noch fast 20 Milliarden Dollar durch Schulden stemmen.

Was sollten Management und Alteigentümer nun entgegensetzen, wenn Musk den Kaufpreis nachverhandeln wollte, sollten sich ernsthafte Zweifel an der tatsächlichen Nutzerzahl und damit der Werthaltigkeit von Twitter erhärten? Zuletzt nährte die Führung selbst Spekulationen mit entsprechendem Aussagen.

Musk könnte andernfalls für die festgeschriebene Summe von einer Milliarde Dollar vom Kauf zurücktreten. Für diesen Fall hat er schon angekündigt, seinen Anteil komplett zu verkaufen. Analysten schätzen, dass Twitter damit die Hälfte seines Wertes verlieren würde. Die Plattform, deren Bedeutung im politischen Raum ihresgleichen sucht, ist ökonomisch zum Spielball geworden.