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Düngerkrise und Düngerpreise

Düngerpreise exorbitant hoch: So viel zahlen die Bauern im April

Mineraldünger.
am Donnerstag, 21.04.2022 - 11:15 (1 Kommentar)

Die Düngerpreise bleiben für Landwirte weiter sehr hoch. Obwohl die Gaspreise gefallen sind. Nur auf dem Papier gibt es leichte Korrekturen nach unten. Dabei müssten die Düngerpreise eigentlich denen Preisen für Gas folgen. Das war jedenfalls das Argument der Düngerindustrie, als es in die andere Richtung ging.

Düngerpreise.

Auf dem Papier geben die Düngerpreise etwas nach. Also an den Terminmärkten. Je weiter die Termine nach hinten liegen, desto niedriger sind die angezeigten Preise. Am physischen Markt ist die Lage komplizierter. Er hat sich scheinbar von den Terminmarktpreisen abgekoppelt. Dort bewegt sich nämlich kaum etwas. Die Angebotspreise an den deutschen Importhäfen liegen nur geringfügig unter ihren bisherigen Höchstpreisen.

So werden für Kalkammonsalpeter (KAS) diese Woche knapp 920 Euro verlangt und damit nur 40 Euro weniger als zur absoluten Preisspitze im März. Die Harnstoffpreise verharren hingegen – anders als die Terminmarktpreise – auf einem sehr hohen Niveau bei 1.280 Euro je Tonne. Nicht viel anders ist es beim wichtigsten Phosphordünger Diammoniumphosphat (DAP). Hier werden von den deutschen Einkäufern nach wie vor Rekordpreise von knapp 1000 Euro je Tonne verlangt.

Auch für Kalidünger müssen Landwirte weiterhin Rekordpreise von knapp 500 Euro je Tonne zahlen. Aus Frankreich wurden vor allem bei Harnstoff moderate Preisrückgänge gemeldet. Dort liegen die Einkaufpreise jetzt bei 1005 Euro je Tonne und damit 30 Euro niedriger als vor zwei Wochen – und auch etwas niedriger als in Deutschland.

Düngerpreise für US-Landwirte im April auf Rekordhoch

Harnstoffpreise.

Beim wichtigsten französischen Stickstoff-Dünger – Ammoniumnitrat 27 % - geben die Preise ebenfalls nur ganz wenig nach. Händler verlangen derzeit 910 Euro je Tonne. Unverändert hohe Preise meldet man auch beim wichtigsten Phosphordünger Diammoniumphosphat (DAP). Hier müssen die französischen Bauern weiterhin Rekordpreise von 1170 Euro je Tonne hinblättern. In den USA ist der Widerspruch zwischen den am Terminmarkt notierten Papierpreisen und dem, was von den Farmern verlangt wird, noch größer.

Allerdings hat dort im Mittelwesten gerade die Aussaat begonnen und die physische Nachfrage ist offenbar hoch. Doch am Terminmarkt gaben die Preise für Harnstoff diese Woche bis auf 780 USD je Tonne für den April und auf 750 USD für Mai deutlich nach. Gleichzeitig werden von den Händlern beim Verkauf von Harnstoff Rekordpreise von 1.031 USD je Tonne verlangt, ein Plus zum Vormonat von 14 %, berichtet Russ Quinn, vom Branchendienst DNT.

Quinn sagt: „Die Großhandelspreise für Düngemittel steigen weiter und höher. Alle Düngemittel waren im April erneut teurer“. Der in Amerika enorm wichtige Flüssigdünger „Anhydrous Ammonia (NH3)“ verteuerte sich auf ein neues Allzeithoch von 1.534 USD je Tonne. Auch der DAP-Preis war im Vergleich zum Vormonat um 13 % teurer mit  1.040 USD je Tonne, auch ein Allzeithoch. Die Kalipreise legten gegenüber dem Vormonat um 6 % auf 875 USD je Tonne ebenfalls kräftig zu.

Gaspreise sind deutlich gefallen – Düngerpreise nicht

Phosphordünger.

Dabei gibt es einen echten Grund für schwächere Stickstoffpreise. Nämlich die zuletzt deutlich zurückgegangen Erdgaspreise – auch wenn sie im langfristigen Vergleich immer noch sehr hoch sind. So lagen die Erdgaspreise, am wichtigsten europäischen Handelsplatz Trading Natural Gas EU Dutch TTF, am Mittwoch (20.04) bei 92,80 Euro je Mwh und damit niedriger als im März – als die Preise in der Spitze bei 225 Euro je MWh lagen.

Analysten sagen allerdings auch, dass die anhaltend schwache internationale Nachfrage und eine (gasbedingte) Erholung der europäischen Ammoniumproduktion die Preise allmählich weiter nach unten drücken dürfte. Die großen Hersteller und Händler warten jedoch auch auf den nächsten indischen Tender, mit dem etwa Mitte Mai zu rechnen ist.

Der Markt weiß aber noch nicht, ob sich Indien zur Deckung seines Bedarfs auch an Russland wenden wird, was zu einer deutlichen Entspannung des globalen Düngemittelmarktes führen könnte. Am globalen Markt ist zudem die südamerikanische Nachfrage auf ein saisonales Tief gesunken. An den internationalen Märkten warten viele Käufer auf einen stärkeren Preisrückgang, um ihren zusätzlichen Bedarf zu decken.

Exportquoten und Sanktionen für Russland

Kalipreise in Deutschland.

Begrenzt wir das Angebot auch durch die neuen westlichen Sanktionen gegen Russland. So hat auch die finnische Bahn den Warenaustausch mit Russland am 6. April eingestellt. „Damit ist der finnische Hafen von Kotka für russische Harnstoffproduzenten unerreichbar“, sagt der Analyst Mike Nash.

Außerdem hat die EU Quoten für russische Düngemittelimporte festlegte: 840.000  Tonnen im Jahr für Kali und 1,58 Millionen Tonnen im Jahr für NPK-Dünger. Diese Quoten treten am 10. Juli für ein Jahr in Kraft. Diese Sanktionen werden „die russischen Exporte von Stickstoffdüngemitteln aus der Ostsee reduzieren“, sagt Nash.

Am 10. April hatte zudem der russische Düngerhersteller EuroChem die Produktion bei seiner Tochtergesellschaft Lifosa in Litauen eingestellt. Der Grund: logistische und finanzielle Probleme im Zusammenhang mit der Sanktionierung des ehemaligen Hauptaktionärs von EuroChem, Andrey Melnichenko. Angesichts der von der EU verhängten Sanktionen überlegt Russland offenbar, seine Exportquoten für Düngemittel nun nicht nur bis Ende Mai, sondern noch bis Ende 2022 zu verlängern.

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