Visionen, Weill und ein Panscherl mit Wolferl

Neue Platten, FALTER 32/2017 vom 09.08.2017

Sie war der unumstrittene Star der Wiener Opernszene um 1780, und kein Geringerer als Wolfgang Amadeus Mozart schrieb ihr die Rolle der Susanna in "Le nozze di Figaro" auf den Leib: Nancy Storace. Sogar ein Panscherl soll Wolferl mit der entzückenden Engländerin gehabt haben. Nun haben sich Katharina Ruckgaber und Marie-Sophie Pollak auf die Spuren der vergessenen Prima buffa begeben. Entstanden ist mit "Arien für Nancy Storace" (Coviello) ein reizvolles Album, das neben Werken von Mozart auch Arien seiner damals berühmten Zeitgenossen wie Giovanni Paisiello, Antonio Salieri oder Giuseppe Sarti enthält. Fein gesungen, mitreißend musiziert und fast schade, dass nach nur zehn Stücken Schluss ist.

Eine Reise in die französische Spätromantik unternimmt Véronique Gens mit "Visions"(Alpha). Neben Arien bekannter Komponisten wie Franck, Bizet und Massenet erfreut die Opernsängerin vor allem mit unbekannten Schätzen, etwa von Niedermeyer, Fevrier, Godard oder Bruneau. Egal, ob dramatisch oder ekstatisch, sakral oder profan, sinnlich oder keusch - Gens findet für jede Stimmung den richtigen Ton, gemeinsam mit Hervé Niquet am Pult des ganz und gar frankophil aufspielenden Münchner Rundfunkorchester.

"Wanted" (Supraphon) nennt Dagmar Pecková ihren Streifzug durch die Musiklandschaften Kurt Weills. Begleitet von einer Jazzband interpretiert sie Songs aus zwei Jahrzehnten, vom berühmten "Mackie Messer" und dem "Alabama Song" über französische Chansons (herzzerreißend: "Je ne t'aime pas") bis hin zu Jazz-, Tangound Broadwaynummern, inklusive gesanglicher Ausflüge in die derbe Welt der Berliner Kneipen und Bordelle aus der "Dreigroschenoper". 15 geniale Lieder, bei denen Pecková mit viel Stimme, Herzblut und Leidenschaft dabei ist. Zu viel? Leider klingt das meiste doch sehr opernhaft. Weniger wäre da bestimmt mehr gewesen.

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