Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Lkw-Friedhof in der Lindauer Straße
Insolventes Transportunternehmen nutzt Grundstück seit Jahren als Abstellplatz
FRIEDRICHSHAFEN - Auf dem Gelände eines insolventen Transportunternehmens in der Lindauer Straße stehen etwa zwei Dutzend Lastwagen und Autos. Das Landratsamt betrachtet sie als „unerlaubte Abfallablagerung“, denn die Fahrzeuge wurden lange nicht bewegt. Die Kennzeichen und Tankdeckel fehlen, teils stehen die Ladeluken offen.
Aus dem Eintrag im Handelsregister geht hervor, dass das Transportunternehmen im November 1996 gegründet wurde. Im November 2013 ging die Firma in die Insolvenz. Über die freien Parkflächen verteilt sprießen Bäumchen, die teilweise schon so hoch sind wie die Lastwagen selbst. Ein Anzeichen dafür, dass sich hier seit Jahren nichts mehr bewegt hat.
Das Gelände ist von der Straße einsehbar und deshalb so manchem aufgefallen. Beim Häfler Onlineportal „Sags doch“wurden bereits im Juni 2015 Sorgen geäußert, dass „auf Dauer Betriebsstoffe wie Öl, Kühlmittel etc. aus den Fahrzeugen“in den gekiesten Boden gelangen könnten, aufgrund von Frostschäden oder Korrosion. Im Juni 2017 platzt einem Schreiber auf „Sags doch“der Kragen: „Privatleute müssen für abgemeldete Fahrzeuge Verwertungsnachweise bringen, hier rotten ca. 20 Lkw vor sich hin und es interessiert nicht.“
Das hat sich inzwischen geändert. Auf Anfrage der SZ gibt Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts, zwar Entwarnung: „Wir haben keine akute Umweltgefahr erkannt“, sagt er. Trotzdem ziele das Landratsamt auf eine Räumung des Geländes: „Das Umweltschutzamt betrachtet die Situation als unerlaubte Abfallablagerung und ist mit den Eigentümern in Kontakt, um eine Beseitigung zu erreichen“, so Schwarz.
Seit dieser Stellungnahme des Landratsamts vom 29. Oktober hat sich die Situation verschärft. Mittlerweile sagt Schwarz: „Wir sind mit den Eigentümern inzwischen im Rechtsstreit“. Vom Landratsamt wurde das Gelände mehrfach kontrolliert. „Es ist keine akute Gefahr im Verzug, sodass wir die Fahrzeuge behördlich abräumen müssten“, sagt Schwarz. Für eine solche Maßnahme benötige man eine ausreichende Begründung. „Außerdem müsste die Allgemeinheit dann zunächst die Kosten tragen. Ob sie zurückerstattet werden, ist immer fraglich.“
„Das Umweltschutzamt betrachtet die Situation als unerlaubte Abfallablagerung.“
Das Landratsamt bezieht sich auf Paragraf 3 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes. Darin wird der Umgang mit Stoffen oder Gegenständen geregelt, die „nicht mehr entsprechend ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung verwendet werden“und die „aufgrund ihres konkreten Zustandes geeignet sind, gegenwärtig oder künftig das Wohl der Allgemeinheit, insbesondere die Umwelt, zu gefährden“. Kurzfristig sieht der Pressesprecher noch keine Gefährdung für die Umwelt, langfristig aber schon. „Die Fahrzeuge sind uns ein Dorn im Auge – weil da Betriebsstoffe drin sind, die irgendwann durchbrechen“, sagt Schwarz.
Teils findet sich auf den Lastwagen das Logo von ZF Friedrichshafen. Ist ZF Eigentümer dieser Fahrzeuge und damit auch für ihren Abtransport verantwortlich? Ein ZF-Sprecher weist das zurück: „Die Lkw haben nie ZF gehört und waren immer im Eigentum des Transportunternehmens. Diese Firma war über viele Jahre ein starker Partner für uns in den Bereichen Transport, Lager und Hebebühnen. Das Unternehmen ging in die Insolvenz, seither stehen die Lkw dort.“
Ein Kontakt zum Transportunternehmen, der der SZ vermittelt wurde, führt zu einer Person, die keine Stellungnahme abgeben möchte. Für das Landratsamt hält Robert Schwarz am Ziel der Räumung fest: „Früher oder später werden die Fahrzeuge weggeräumt. Aber das ist ein längerer Weg.“