Rückkehrer vor Durchbruch bei Werder?: Woltemade: Ich bin ein anderer Nick geworden

Will sich endlich festbeißen: Werder-Eigengewächs Nick Woltemade

Will sich endlich festbeißen: Werder-Eigengewächs Nick Woltemade (rechts)

Foto: Carmen Jaspersen/dpa
Von: Markus Balczuweit und MIchel Schröer

Nick Woltemade (21) ist von Drittliga-Meister Elversberg nach Bremen zurückgekehrt und will jetzt bei Werder durchstarten. Der gebürtige Bremer über das Erwachsenwerden, zerschossene Netze und überwundene Selbstzweifel.

BILD: Herr Woltemade, Zweitliga-Aufstieg, Spieler der Saison, wie breit ist Ihre Brust?

Woltemade: „Es war eine rundum erfolgreiche Zeit. Ich habe einen wichtigen Schritt gemacht und bin gewachsen. Es hat meinem Selbstvertrauen enorm gutgetan.“

BILD: Wie schwer fiel es, Elversberg nach dieser schönen Zeit wieder zu verlassen?

Woltemade: „Es war dort schön und sehr emotional. Der Kontakt zu den Jungs ist auch weiterhin da. Trotzdem habe ich mich gefreut, zurück nach Bremen zu kommen. Umstellen musste ich mich dennoch. Das Umfeld in Elversberg ist doch etwas ruhiger als bei Werder.“

BILD: Sind Sie durch die Ausleihe erwachsen geworden?

Woltemade: „Ich war erstmals in meinem Leben weit weg von der Familie. Aus Elversberg kannst du nicht mal schnell acht Stunden nach Hause fahren. Da musste man dann viele Dinge einfach selbst lösen, wo man von zu Hause vielleicht Unterstützung bekommen hätte. Das hat mir viel gebracht. Dazu kam die Spielzeit auf dem Rasen. Ich bin ein anderer Nick Woltemade geworden – sportlich und menschlich gewachsen.“

BILD: In Elversberg waren Sie ein Schlüsselspieler. Bei Werder sind Sie einer von vielen. Wie beabsichtigen Sie die breite Brust beizubehalten?

Woltemade: „In Bremen treffe ich auf gestandene Bundesliga-Spieler. Da musste ich mich erst mal wieder einordnen. Ich weiß aber, dass ich auch hier Impulse setzen kann. Das habe in den Testspielen schon bewiesen.“

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Quelle: ATP/Instgram: @alainmanager

BILD: Als zweite Spitze haben Sie den Durchbruch gepackt. Ist das jetzt Ihre Position?

Woltemade: „Ich fühle mich im Mittelfeld und im Sturm wohl, kann auf beiden Positionen meine Qualitäten einbringen. Die hängende Spitze ist für mich jedoch die Position, auf der ich mich am wohlsten fühle.“

BILD: Mit welchem Ziel gehen Sie in die Saison?

Woltemade: „Ich will auf Spielzeit kommen, um mich stetig weiterzuentwickeln und mein Selbstbewusstsein weiter zu stärken. Auch wenn ich natürlich weiß, dass es hier viel Konkurrenz gibt.“

BILD: Dass Sie wie in Elversberg in der Startelf stehen werden, ist zu bezweifeln. Wären Sie mit regelmäßigen Kurzeinsätzen zufrieden oder wird dann ein Abgang Thema?

Woltemade: „Ich weiß, dass ich Geduld mitbringen muss. Ich komme aus der 3. Liga, es ist ein völlig anderes Niveau. Aber die Saison ist lang. In der letzten Saison gab sehr viele Verletzte. Am Ende hat Werder kaum noch den Spieltagskader voll bekommen. Es zeigt, wie schnell neue Situationen entstehen können. Mein Ziel bleibt, mich hier bei Werder in der Bundesliga durchzusetzen.“

BILD: Was macht Mut?

Woltemade: „Ich merke selbst und durch das bisherige Feedback, dass ich ein besserer Spieler geworden bin. Ich fühle mich sehr gut vorbereitet.“

BILD: Sollten Sie feststellen, es reicht nicht: Ist dann Elversberg Adresse Nr.1?

Woltemade: „Die Zeit dort war sehr schön und erfolgreich, der Kontakt besteht immer noch. Aber es ist ganz klar, dass ich mich auf Werder fokussiere. Nach dem Pokal-Spiel in Köln sieht man die Dinge sicher noch mal klarer.“

BILD: Reiner Calmund plauderte in einem Podcast Werders Plan aus. Demnach will der Verein mit Ihnen verlängern, um sie womöglich gleich wieder zu verleihen. Für Sie vorstellbar?

Woltemade: „Ich weiß nicht, ob die Aussagen notwendig waren. Der Plan war mir aber bekannt. Es stand nie zur Debatte, dass ich hier nicht verlängern will. Ich komme aus Bremen und spiele hier, seit ich neun bin. Der Verein bedeutet mir viel. Ich kenne hier jede Kabine, jeden Grashalm. Eine Verlängerung ist demnach durchaus möglich.“

BILD: Warum haben es eigentlich in den letzten Jahren nur so wenige Werder-Talente gepackt?

Woltemade: „Der Step von der U19 oder der U23 ist so groß. Spieltempo und Niveau sind völlig anders. Ich selbst hatte in der Jugend alles zerschossen, war aber noch nicht so weit. Und: Werder hat turbulente Jahre hinter sich. In solchen Phasen auf junge Spieler zu setzen, ist schwieriger als für einen Verein, der sich in sicheren Gefilden bewegt.“

BILD: Klingt recht realistisch …

Woltemade: „Ich bin ein reflektierter Mensch. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, warum es nicht funktioniert hatte. Auch beim Wechsel in die 3. Liga war mir bewusst, dass es nicht von allein läuft. Zudem empfinde ich eine gesunde Selbsteinschätzung als wichtig …“

BILD: Gab es auch die Selbstzweifel: Was, wenn ich es als Profi nicht packe?

Woltemade: „Anfangs in Elversberg dachte ich: Jetzt bin ich in der 3. Liga und selbst da funktioniert es nicht. Mensch, was ist da los? Aber dann habe ich zu mir gefunden, auch weil das Umfeld und der Trainer immer fest an mich geglaubt haben – und ich habe es ihnen gedankt.“

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