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Trendfarbe Weiß Im Schneegestöber

Worüber denkt ein Neuwagenkäufer wohl am längsten nach? Vermutlich über die Farbe, denn die soll nicht nur den Wagen schmücken, sondern auch zur eigenen Persönlichkeit passen. Und natürlich en vogue sein. Weiß ist in dieser Hinsicht gerade groß im Kommen.

Wer über den Autosalon in Paris bummelt, wird diesen Trend auf jeden Fall erkennen: Die Farbe Weiß ist bei Autodesignern derzeit ungeheuer angesagt. Wer auffallen möchte, wer die Blicke auf sich lenken und sein Produkt besonders hervorheben will - der wählt inzwischen Weiß. Bereits vor zwei Jahren prophezeite der Philosophie-Professor und Farbexperte Christoph Häberle: "Weiß kommt zurück." Und zwar nicht nur bei Computern, Stereo-Anlagen oder Küchengeräten, sondern auch bei Autos. Die Vorhersage scheint sich nun zu erfüllen, denn in den Messehallen an der Porte de Versailles schillern und schimmern die Karossen in allen möglichen Weiß-Schattierungen - Fachleute sprechen von "off-white" - dass es eine helle Freude ist.

Der weiße Rausch hat nahezu alle Hersteller erfasst. Daihatsu zeigt den Copen Z in "white nacre", Lexus seine Hybrid-Luxuslimousine LS 600 h in "white pearl" mit einem Innenraum in "white mellow", der Audi TT steht in "ibis weiß" auf dem übrigens komplett in weiß gehaltenen Messestand, die BMW-M-Modelle parken in blendendem "alpin weiß" in Halle 1, und der neue Volvo C30 trägt eine Lackierung in "cosmic white" mit einem Interieur im Farbton "virtual white".

Fahrer weißer Autos sind "sensibel und pflichtbewußt"

Weiße Autos sind nicht nur für Designer derzeit der letzte Schrei, auch die Sicherheitsfachleute dürften sich über diesen Trend freuen. Denn keine andere Farbe wird im Straßenverkehr so gut wahrgenommen wie weiß - außer es herrscht gerade ein Schneegestöber, aber das kommt in unseren Breiten ja nicht allzu oft vor. Auf der Internetseite www.farbenundleben.de , die unter anderem vom Autolack auf die Charatereigenschaften des Fahrers rekurriert, ist zu lesen, dass die Besitzer weißer Autos unter anderem "sensibel, zurückhaltend und pflichtbewußt" seien und daher die "Straßenverkehrsordnung beachten". Das liest man gerne - auch wenn man selbst keinen weißen Wagen favorisiert.

Weiße Autos, auch das bestätigt der Augenschein sofort, wirken auch sehr viel leichter als zum Beispiel Fahrzeuge mit den gleichen Abmessungen, die dunkel getönt sind. Vor allem die Hersteller von Luxuslimousinen machen sich diesen Effekt zunutze. So bietet Maybach die Nobellimousine 57S ab sofort erstmals auch in weiß an. "Antiqua white" heißt der Farbton, der perlmuttartig schimmert und den Wagen glänzen lässt wie ein übergroßes Stück Elfenbein. In Paris steht das Auto in einer gläsernen Vitrine - ein Bild, das die Assoziation zum unschuldigen Schneewittchen im Glassarg weckt.

Studien in Weiß, weil die Farbe so schön "dominant" ist

Weiß tragen vor allem auch einige Studien, die in Paris gezeigt werden. Der flotte Kia-Kompaktwagen Pro-Cee'd steht auf einem Stand ganz in Weiß und trägt einen cremigen Lack mit dem Namen "cashew"; die Peugeot-Studien 207 Spider und der Le-Mans-Rennwagen 908 glänzen in sattem Weiß und auch Ford hat seine SUV-Studie Iosis X in purem Weiß auf die Rampe gefahren. Designerin Ruth Pauli sagt dazu: "Weiß ist aus Sicht des Produktdesigners eine ausgesprochen dominante Farbe, darum haben wir sie sowohl für die Karosserie als auch für das Interieur eingesetzt." Im Innenraum sind zahlreiche Verkleidungen in strahlendem "Piano-Weiß" lackiert; und außen wirkt das Auto wie ein sonniger Wintertag. "Wer in einen Eistunnel blickt, erkennt jenes Silber und dieses schneestaubige Weiß, das sich in der Karosserielackierung widerspiegelt", so Pauli.

Überhaupt scheint die Farbe Weiß nicht nur die Formgeber zu inspirieren, sondern auch die Namensgeber. Denn um die Farbigkeit des jeweiligen Weiß-Tons sprachlich zu fassen, haben sich die Firmen geradezu poetisch betätigt. Audi nennt das Weiß des Riesen-Geländewagens Q7 "calla weiß", bei Bentley heißt das helle Schimmern "porcelain", die schwedische Marke Saab hat die Farben "arctic white" und "polar white" im Programm. Die US-Marke Buick wiederum bietet Autos in der Färbung "cappucino cream" an, die brachial-Geländewagen von Hummer gibt es in einem Weiß, das "cement" heißt, und Aston Martin hat sich für seinen weißen Lack den Namen "morning frost" ausgedacht. Allein deshalb sollten weiße Autos künftig wieder bei mehr Kunden voll ins Schwarze treffen.

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