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Alte Kiefern Jahresringe beweisen globale Erderwärmung

Forscher haben neue Zeitzeugen des Klimawandels gefunden: In den Jahresringen der ältesten Bäume der Welt haben sie Beweise für den extremen Temperaturanstieg der vergangenen Jahrzehnte gefunden. Seit 1950 wurden die Ringe pro Jahr dicker als in den 3700 Jahren zuvor.
Jahresringe: Sie liegen unterschiedlich eng bei einander - je nach äußeren Bedingungen

Jahresringe: Sie liegen unterschiedlich eng bei einander - je nach äußeren Bedingungen

Foto: Universität Bologna/ picture-alliance/ dpa

Washington - Kiefern der Art Pinus longaeva sind - wie der Name schon sagt - besonders langlebig und können mehrere tausend Jahre alt werden. Die Methusalem-Kiefer ist vor allem in den US-Staaten Kalifornien, Utah und Nevada heimisch. Weltberühmt sind einige Exemplare in den White Mountains im östlichen Kalifornien, die dort schon mehr als 4000 Jahren stehen. Sie gelten als die ältesten Bäume der Welt.

Zwar können Bäume nicht sprechen und von dem berichten, was sie in all den Jahren schon erlebt haben. Trotzdem taugen sie als Zeitzeugen für den Wandel des Klimas auf der Erde. Wie die Forscher um Matthew Salzer von der University of Arizona in Tucson und seine Kollegen jetzt im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences"  berichten, bergen die langlebigen Kiefern Beweise für die fortschreitende globale Erwärmung.

Diese Entdeckung machten die Forscher anhand der Jahresringe, der kreisförmigen Maserung, die im Querschnitt gefällter Bäume sichtbar ist. Jahresringe gelten als Indikator für die Lebensbedingungen in einem Gebiet. Je breiter ein solcher Ring ist, desto schneller ist der Baum im jeweiligen Jahr gewachsen. Und das wiederum ist ein Beleg für gute Wachstumsbedingungen - also viele Nährstoffe, Wasser, Licht oder Wärme.

Große Wachstumsschübe ab 1950

Salzer und seine Kollegen analysierten die Jahresringe der Kiefern am Berghang des Pearl Peak in Nevada und stellten dabei fest: Seit 1950 wachsen die Bäume schneller als sie in den 3700 Jahren zuvor je gewachsen sind. Die Exemplare, die die Wissenschaftler untersuchten, wuchsen in einem Bereich bis zu 150 Meter unterhalb der oberen Baumgrenze. Der Effekt trete ausschließlich bei Exemplaren auf, die dicht an der Baumgrenze lebten und deren Wachstum fast ausschließlich von der Temperatur abhänge, berichten die Forscher. Daher könne ein anderer Faktor wie etwa die Verfügbarkeit von Nährstoffen als Ursache für den Wachstumsschub praktisch ausgeschlossen werden.

Bei der Untersuchung der Jahresringe errechneten die Forscher zunächst die durchschnittlichen Jahreszuwächse für eine Zeitspanne von jeweils 50 Jahren: Bis 1950 betrug der größte jemals gemessene Jahreszuwachs 0,58 Millimeter. Doch ab 1951 beobachteten die Wissenschaftler einen immer stärkeren Anstieg, der bis heute anhält. Allein im Zeitraum von 2001 bis 2005 maßen sie einen durchschnittlichen Jahreszuwachs von 0,67 Millimetern.

Als Gegenprobe untersuchten die Forscher Kiefern, die in wärmeren Regionen wuchsen, nämlich 150 Meter unterhalb der oberen Baumgrenze und bei denen die Temperatur nicht der entscheidende Wachstumsfaktor war. Dort war keine Verbreiterung der Jahresringe von 1950 bis 2005 festzustellen, erklären die Forscher. Das wiederum stützt die These, wonach der Klimawandel das gesteigerte Wachstum verursacht haben muss.

Doch die Entdeckungen der Forscher sind auch für einen anderen Wissenschaftszweig interessant: Die Wachstumsringe der Langlebigen Kiefer spielen auch eine Rolle bei der sogenannten Radiokarbonmethode, mit deren Hilfe Wissenschaftler historische und prähistorische Funde datieren. Je besser das Wachstumsverhalten dieser uralten Bäume verstanden ist, so die Wissenschaftler, desto genauer würden die Datierungen, weil die Baumringe oft als Referenzwerte verwendet werden.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hatte gestanden, "die Bäume wuchsen rund 150 Meter über der Baumgrenze." In diesen Gegenden gibt es jedoch zwei Baumgrenzen - eine obere und eine untere. Richtig ist deshalb: "Die Bäume wuchsen in einem Bereich bis zu 150 Meter unterhalb der oberen Baumgrenze." Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

cib/ddp
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