WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Wirtschaft
  3. Weltwirtschaft: Nur noch sechs Länder stecken in Rezession

Wirtschaft Weltwirtschaft

Nur noch sechs Länder stecken in Rezession

2010 wird die Wirtschaft stärker wachsen, als die Experten vorhersagen. Sicher? Nein. Aber wahrscheinlich. Denn mittlerweile befinden sich weltweit nur noch sechs Länder in der Rezession. In Deutschland zieht deswegen der Export an – und Lagerbestände werden endlich wieder aufgefüllt.

Fast schien es, als wolle da eine Zunft den Deutschen die Adventslaune verderben. Mitte Dezember eines jeden Jahres warten Dutzende Bankvolkswirte und Wirtschaftsforschungsinstitute mit ihren Prognosen für das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr auf.

Diese Woche war es wieder so weit. Und was das Publikum zu hören bekam, war nicht geeignet, die Stimmung zu heben: Die konjunkturelle Erholung werde verhalten bleiben, es drohe weiter Ungemach für die Finanzwelt und für den Arbeitsmarkt. Eigentlich fehlt nur die Warnung, der Himmel könne uns auf den Kopf fallen.

Das Hamburgische Weltwirtschaftinstitut HWWI etwa rechnet nur mit 1,5 Prozent Wachstum im Jahr 2010. Ökonomen, die zwei Prozent erwarten, sind schon zum Lager der Optimisten in der Branche zu zählen. Aber keine Bange. Offenbar steht da eine Zunft selbst noch unter dem Schock der Krise: Samt und sonders hatten die Volkswirte erst Ende 2007 den beginnenden Abschwung unterschätzt und dann Ende 2008 die Tiefe der kurzen, aber heftigen Rezession. Erfahrungen, die viele Experten offenbar übervorsichtig werden lassen.

Das ist immer so nach Krisen. Und so werden denn auch Aufschwünge mit schöner Regelmäßigkeit von der Fachwelt kleingeredet. Die Folge: Fehlprognosen. 2006 etwa hatten selbst die zuversichtlichsten Volkswirte nur ein Wachstum von zwei Prozent vorhergesagt. Tatsächlich startete die deutsche Wirtschaft richtig durch in jenem Jahr – und kam auf eine Zuwachsrate von 3,2 Prozent. Für 2007 waren die Prognosen ähnlich verhalten, und wieder kam die deutsche Wirtschaft immerhin auf 2,5 Prozent Wirtschaftswachstum.

Dieses Mal könnte es ähnlich sein. Manches spricht dafür, dass ab 2011 das Wachstum enttäuschend sein wird. Unter anderem, weil Geld- und Finanzpolitik dann genötigt sein werden, kräftig auf die Bremse zu treten, um Inflationsgefahren und ausufernde Staatsdefizite in den Griff zu bekommen.

Doch eine Wachstumsprognose von nur 1,5 Prozent ist, solange von den Öl- oder Finanzmärkten nicht unerwartet große Schockwellen ausgehen, kaum plausibel. Allein ein statistischer Effekt, ein sogenannter Überhang, wird dafür sorgen, dass selbst bei faktischer Stagnation das ganze Jahr hindurch das ausgewiesene Wachstum bei rund einem Prozent liegen würde. Und es deutet unabhängig davon viel darauf hin, dass 2010 ein recht gutes Konjunkturjahr wird. Zumindest aber ein Jahr, das die gegenwärtigen Erwartungen übertrifft:

- Finanz- und Geldpolitik werden weiter stimulierend wirken. Michael Heise, der Chefvolkswirt der Allianz, glaubt, dass allein die Konjunkturpakete das Wachstum in Deutschland um einen Prozentpunkt anschieben werden.

- Die Unternehmen haben gerade erst begonnen, ihre im Krisenschock leer geräumten Lagerbestände wieder aufzufüllen. Das könnte noch einmal ein halbes Prozent Wachstum bringen.

- Nach einem Einbruch von 20 Prozent im laufenden Jahr ist ein deutlicher Anstieg der deutschen Exporte im Jahr 2010 so gut wie sicher – zumal die Wirtschaft in China und anderen wichtigen Abnehmerländern schon wieder richtig brummt. Nachholbedarf gibt es auch bei den Investitionen, die im internationalen Vergleich schon vor der Krise auf Sparflamme waren.

Anzeige

- Der Konsum wird auch bei steigender Arbeitslosigkeit nicht einbrechen, ein massives Angstsparen wird es nicht geben. Denn, so Allianz-Experte Heise, „die Ersparnis ist schon auf sehr hohem Niveau“.

Das Fazit: Drei Prozent Wachstum sind 2010 drin, vielleicht sogar etwas mehr. Es sei denn, der Himmel fällt uns doch auf den Kopf.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema