Gudrun Schäfer-Burmeister

"Eigentlich ist der Häfler Veloring ein Halbkreis", präzisiert Erster Bürgermeister Stefan Köhler das ambitionierte Fahrradweg-Projekt der Stadt Friedrichshafen, denn der Bodensee bildet die natürliche Grenze. Der Veloring soll in Manzell vom Bodenseeradweg, auf den er dann nahe der Rotach-Mündung nach sieben Kilometern wieder führt, abzweigen. Dazwischen entsteht, in fünf Abschnitte und mehrere Teilstücke untergliedert, eine Art innerstädtische Schnellstraße für Fahrräder und Pedelecs. Baubeginn war am 1. März. Am Samstag wurde das erste Teilstück offiziell und feierlich eröffnet. Es besteht aus zwei Teilen von insgesamt 1,7 Kilometern Länge und verläuft auf der Trasse des ehemaligen Industriegleises. Der Abschnitt "Bodenseecenter" und "Mühlöschstraße" misst 925 Meter, die Strecke "Aistegstraße" 750 Meter. Letztere ist noch etwas holprig, die Restarbeiten sollen zügig abgeschlossen werden.

"Der Veloring wird für unsere Bürger und Bürgerinnen gebaut", hebt Köhler hervor. Wo immer möglich soll neben dem 3,50 Meter breiten Radweg ein 2,50 Meter breiter Fußweg verlaufen. 8,5 Millionen Euro hat der Gemeinderat für das Gesamtprojekt freigegeben. Bis zur Fertigstellung des Velorings werden noch einige Jahre ins Land gehen. Der Anschluss bis Manzell beispielsweise kann erst gebaut werden, wenn 2021 der B-31-Tunnel fertiggestellt ist. Hoch hinaus will Friedrichshafen nicht nur mit dem Ziel, Fahrradstadt zu werden, wie der Slogan "FahrRad in FN" andeutet. Nach Vorbild Kopenhagens soll außerdem eine Hochtrasse angelegt werden, die kreuzungsfrei über die Autostraßen hinweg führt und so manchen Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit auf die umweltfreundlichere, staufreie Alternative umsteigen lassen dürfte.

Das erste Veloring-Teilstück eröffneten (von links) Gemeinderat Eberhard Ortlieb (Freie Wähler), Landtagsabgeordneter Klaus Hoher (FDP), ...
Das erste Veloring-Teilstück eröffneten (von links) Gemeinderat Eberhard Ortlieb (Freie Wähler), Landtagsabgeordneter Klaus Hoher (FDP), Gemeinderätin Christine Heimpel (SPD), Gemeindrat Gerhard Leiprecht (Grüne), Erster Bürgermeister Stefan Köhler, Bodensee-Center-Manager Mark Jarosz und ADFC-Kreisvorsitzender Karl Honnen. | Bild: Gudrun Schäfer-Burmeister
Ein zusätzlicher Radschnellweg wird bis nach Löwental führen, dann könnte es heißen: "FN – bike and fly". Karl Honnen, Kreisvorsitzender des Fahrradclubs ADFC, zeigte sich am Samstag erfreut und zuversichtlich über den Fortgang des Projekts. Der Manager des Bodensee-Centers, Mark Jarosz, äußerte sich begeistert über den Vorbildcharakter für andere Städte.

Als dann gleich mit sieben Scheren das Absperrband zerschnitten und der Weg offiziell freigegeben war, starteten nicht nur die Schnellradler des Radsportvereins "Seerose" und der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt, Freddy Pfleiderer, mit dem Handbike. Gleich im Anschluss konnten die Gäste per Fahrrad-Shuttle den Weg kennenlernen. Maximilian Zwerz und Boris Magazin stellten zwei Pedelec-Rikschas des "Seepferdle-Express" aus Konstanz und ihre Muskelkraft zur Verfügung. Der ADFC war mit Informationen und zur Fahrradcodierung zur Stelle, die Stadt spendierte Getränke und Brezeln und sogar Kaffee kam per Rad. Anika und Valentino Dunkenberger aus Ravensburg gaben mit ihrem Coffee-Bike einen Vorgeschmack auf den künftigen Standplatz im Fußgängerbereich der Friedrichstraße.

Banner an der Strecke

Weiße Schrift auf pinkfarbenem, geschwungenem Herzchen vor hellblauem Hintergrund: „Tu’s aus Liebe“ ist auf insgesamt 20 Bannern zu lesen, die die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK-BW) entlang der neu eröffneten Strecke angebracht hat. Damit wird um Rücksichtnahme geworben. „Bring Licht ins Dunkel“ soll Radler daran erinnern, rechtzeitig das Licht einzuschalten, „Umsehen statt übersehen“ daran, wie wichtig es ist, über die eigene Schulter zu blicken. „Meine Seite – Deine Seite. Geisterfahrer nein danke!“, wirbt dafür, nicht auf der falschen Seite zu fahren. Und schließlich: „Zebrastreifen: Nur wer schiebt, hat Vorfahrt“, weist darauf hin, dass Radfahrer wie Fußgänger an Fußgängerüberwegen bevorrechtigt passieren dürfen, wenn sie absteigen und ihr Rad schieben. (gsb)