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Ausland Klimagas

Die Wirtschaftskrise ist der größte Umweltschützer

Steinkohlekraftwerk Scholven: Viel Dampf, viel CO2 Steinkohlekraftwerk Scholven: Viel Dampf, viel CO2
Steinkohlekraftwerk Scholven: Viel Dampf, viel CO2
Quelle: AP
Im Zuge der Wirtschaftskrise ist der deutsche Ausstoß an schädlichen Klimagasen drastisch gefallen. Allein die energiebedingten CO2-Emissionen sanken 2009 um etwa 7,7 Prozent. Zählt man die Emissionen aus Industrieprozessen hinzu, ist das Minus sogar noch größer.

Der deutsche Ausstoß an schädlichen Klimagasen ist im Rezessionsjahr 2009 drastisch gefallen, wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen am berichtet. Zählt man die Emissionen aus Industrieprozessen hinzu, betrug das Minus insgesamt fast neun Prozent.

Damit lagen die CO2-Emissionen den vorläufigen Berechnungen zufolge 2009 um 27 Prozent unter dem Wert von 1990. Das bedeutet, dass Deutschland erstmals das eigentlich schon für 2005 zugesagte Klimaziel erreicht, den Kohlendioxidausstoß um 25 Prozent unter den Wert von 1990 zu bringen.

Die internationale Verpflichtung aus dem Kyoto-Protokoll werden inzwischen deutlich übererfüllt. Dort war eine Verminderung von CO2 und fünf weiteren Klimagasen um 21 Prozent bis 2012 zugesagt. Tatsächlich dürfte der Wert für alle sechs Klimagase zusammen in diesem Jahr bei „reichlich 28 Prozent“ liegen, wie der Emissionsexperte der AG Energiebilanzen, Hans-Joachim Ziesing, der Nachrichtenagentur DAPD mitteilte.

Zusammen lagen die „energie- und prozessbedingten CO2-Emissionen“ in diesem Jahr bei knapp 760 Millionen Tonnen, wie Ziesing vorrechnete. Das seien 74 Millionen Tonnen weniger als noch 2008. Im Vergleich zu 1990 liegen die Kohlendioxid-Emissionen um knapp 280 Millionen Tonnen niedriger. Die Krise mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um etwa fünf Prozent habe somit den höchsten Emissionsrückgang seit 1991 bewirkt, erklärte Ziesing. Damals war der Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft ausschlaggebend.

Nun fiel unter anderem der drastische Produktionsrückgang der Stahlindustrie um knapp 32 Prozent ins Gewicht. Auch die Chemie- und die Zementindustrie erzeugten deutlich weniger. „Es muss nun versucht werden, einem erneuten Emissionsanstieg bei einer wirtschaftlichen Erholung von vorneherein entgegenzuwirken“, erklärte der Experte.

Daran ist laut Bundesregierung auch nicht gedacht. Man halte trotz der schwachen Ergebnisse des Kopenhagener Klimagipfels an dem Ziel fest, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 um 40 Prozent unter den Wert von 1990 zu bringen, bekräftigte Umweltminister Norbert Röttgen in Brüssel. Dort berieten die EU-Umweltminister die Ergebnisse von Kopenhagen.

Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte, dass Deutschland im kommenden Jahr weiter auf ein verbindliches Abkommen zum Klimaschutz im Rahmen der Vereinten Nationen hinarbeiten will. „Wir lassen uns nicht entmutigen“, sagte Wilhelm.

Nagelprobe für globale Solidarität

Die Kirchen mahnten mehr internationale Solidarität im Kampf gegen die Erderwärmung an. Der Klimaschutz sei „die Nagelprobe für die ernsthafte Bereitschaft“ aller gesellschaftlicher Akteure, Nachhaltigkeit und globale Solidarität im 21. Jahrhundert praktisch umzusetzen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, der Nachrichtenagentur DAPD. Zugleich fordere er mehr Nachhaltigkeit im Denken und Handeln: „Wir müssen wegkommen von einem 'Quartalsdenken'“, sagte er.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, warnte beim Klimaschutz trotz aller Rückschläge vor Fatalismus. „In Deutschland haben wir die Emissionen deutlich abgesenkt. Jeder von uns kann durch sein persönliches Verhalten etwas dazu beitragen“, sagte sie. Außerdem sei sie überzeugt, dass sich weltweit eine Koalition der Vernunft bilde, weil die Folgen des Klimawandels nicht mehr zu übersehen seien.

AP

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