Panorama

Festnahme in Kreis Tübingen Polizei überprüft Mann in Giftmischer-Fall

Eines der Fahndungsfotos der Polizei: Mit vergifteten Lebensmitteln will dieser dringend tatverdächtige Mann Millionenbeträge erpressen.

Eines der Fahndungsfotos der Polizei: Mit vergifteten Lebensmitteln will dieser dringend tatverdächtige Mann Millionenbeträge erpressen.

(Foto: dpa)

Der Fahndungsaufruf zeigt Wirkung: Bei der Suche nach dem Lebensmittel-Erpresser vom Bodensee gehen bei der Polizei Hunderte Hinweise ein. Eine vermeintliche Spur in Niedersachsen entpuppt sich als Fehlalarm. Wenig später gibt es eine Festnahme.

Im Zusammenhang mit der Suche nach dem Supermarkterpresser am Bodensee gehen die Ermittler in Baden-Württemberg konkreten Hinweisen nach. So werde ein Mann aus dem Kreis Tübingen überprüft, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Abend mit. Polizeisprecher Markus Sauter betonte, es stehe keineswegs fest, ob es sich bei dem Mann um den gesuchten Verdächtigen handele. Den Angaben zufolge wurden die Ermittler durch Hinweise aus der Bevölkerung auf ihn aufmerksam. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz. Der Mann sei vorläufig festgenommen worden.

Zuvor hatte eine weitere Spur ins niedersächsische Peine geführt. Angestellte eines Geschäfts in der Innenstadt informierten vor dem Wochenende die Polizei, weil sie einen Mann beobachtet hatten, der dem mutmaßlichen Erpresser sehr ähnlich gesehen haben soll. Die fragliche Person konnte allerdings vor Eintreffen der Beamten das Geschäft verlassen, wie die Polizei am Abend mitteilte. Eine Fahndung verlief zunächst ohne Ergebnis. Bei dem Geschäft handelte es sich nach Polizeiangaben um die Filiale einer Drogeriekette.

Eine Auswertung des Videomaterials und "intensive Spurensuche" haben nach Angaben der Polizei ergeben, dass der Verdächtige keine Lebensmittel im Geschäft vergiftet hat. "Er hat eingekauft", sagte ein Polizeisprecher. Die Videoaufnahmen aus dem Geschäft in Peine werden nach Angaben des Sprechers an die Kollegen in Baden-Württemberg weitergereicht, wo sie ausgewertet werden sollen. Dort müssten die Aufzeichnungen mit dem Originalvideo einer Überwachungskamera verglichen werden, hieß es.

200 Hinweise zur Person

Fahndungsaufruf der Polizei

Im Erpressungsfall von Friedrichshafen bitten Polizei und Staatsanwaltschaft die Öffentlichkeit um Mithilfe. Gesucht wird ein etwa 50-jähriger Mann, der in der vergangene Woche in einem Lebensmittelmarkt in Friedrichshafen von einer Überwachungskamera erfasst wurde. Neben Standbildern veröffentlichten die Behörden dazu auch ein Video.

Hinweise nimmt das Polizeipräsidium Konstanz unter Tel. 0049 (0)7531 995 - 3434 oder per Mail unter Friedrichshafen.KD.callcenter@polizei.bwl.de entgegen.

Die Polizei hatte am Donnerstag Fahndungsbilder eines dringend tatverdächtigen Mannes veröffentlicht. Er soll damit gedroht haben, vergiftete Lebensmittel in Supermärkten und Drogerien in Umlauf zu bringen, um eine zweistellige Millionensumme zu erpressen. Mitte September waren Beamten Hinweisen des Erpressers nachgegangen und hatten in Friedrichshafen fünf vergiftete Gläschen mit Babynahrung sichergestellt.

Die Behörden nehmen die Drohungen des Täters ernst und riefen die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Gefahndet wird nach dem Erpresser und möglichen Helfern auch im Ausland, vor allem in Österreich und der Schweiz. Bis Freitagnachmittag gingen bei der Polizei bereits rund 1000 Anrufe und 200 E-Mails ein. Etwa 200 Hinweise bezogen sich auf die gesuchte Person. Das teilten die Staatsanwaltschaft und die Polizei in Konstanz mit.

Ein eiskalter Verbrecher?

"Bislang zeichnet sich jedoch noch keine heiße Spur ab, weshalb die Ermittlungsbehörden nach wie vor auf die Mithilfe der Bevölkerung bei der Fahndung nach dem mutmaßlichen Giftausbringer setzen", erklärten Oberstaatsanwalt Alexander Boger und Polizeivizepräsident Uwe Stürmer. Das Callcenter des Polizeipräsidiums Konstanz mit einem Dutzend Mitarbeiter bleibt daher rund um die Uhr besetzt.

Bei dem gesuchten Mann dürfte es sich nach Einschätzung einer Psychologin vermutlich um einen Psychopathen oder Narzissten handeln. Entweder sei es ein skrupelloser, eiskalter Verbrecher ohne Empathie oder Mitgefühl, sagte Professorin Isabella Heuser-Collier von der Berliner Charité. "Oder er genießt es einfach, im Mittelpunkt zu stehen und die ganze Republik in Aufregung zu versetzen."

In diesem Fall sei von krankhaftem Narzissmus auszugehen, erklärte die Expertin. Dass tatsächlich eine giftige Substanz gefunden wurde, spreche eher für die erst Variante. Heuser-Collier ist Direktorin der Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité in Berlin.

Quelle: ntv.de, mmo/jug/dpa

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