Die Energiegenossenschaft Ingersheim (EGI) als Betreiber der Windkraftanlage hat sich bereiterklärt,  das Windrad vom Hersteller Enercon dem Dauertest durch ein Konsortium von Wissenschaftlern auszusetzen. Bei einer Bürgerversammlung waren rund 50 Besucher in die SKV-Halle gekommen, die von Vertreter von fünf Universitäten, des Karlsruher Instituts für Technologie (KTI), des Windradherstellers Enercon und Dieter Hallmann, Vorsitzender der EGI, als Gastgeber über Langzeitmessungen informiert wurden.
Die wissenschaftlichen Experten sollen im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie durch intensive Luft- und Bodenmessungen herausfinden, wie stark die Schallemissionen, die die Rotoren verursachen, und wie stark die Schwingungen auf den Untergrund sind.  Wissenschaftler der Universitäten Bielefeld und Halle sollen zudem durch eine Befragung  von rund 200 Anwohnern im Umkreis von fünf Kilometern ab diesem Monat herausbekommen, wie Schall und Erschütterungen von Menschen empfunden werden und ob sie deren Gesundheit beeinträchtigen. Parallel zu Ingersheim sollen die gleichen Untersuchungen auch in einem Windkraftpark nahe Bremen stattfinden, der auch mit Enercon-Windrädern bestückt ist.

Grundlagen für Veränderungen

Sinn des Ganzen soll sein, Grundlagen darüber zu gewinnen, wie sich Schall und Erschütterungen auf Gebäude und Menschen auswirken, beziehungsweise Erkenntnisse darüber zu bekommen, welche technischen Verbesserungen an neuen Windrädern nötig sind. Daran ist auch die Auricher Firma Enercon interessiert, wie Dr.-Ing. Uli Krause als deren Vertreter versicherte: „Wir betreten damit auch Neuland.“ Finanziert wird das Forschungsprojekt   ausschließlich vom Bundeswirtschaftsministerium, das sich diese bis 2019 befristeten Untersuchungen 1,85 Millionen Euro kosten lässt, wie Dr.-Ing. Peter Kudella vom KIT sagte.
Sowohl Wissenschaftlerin Dr.-Ing. Francesca Calarco vom Institut für Flugzeugbau der Uni Stuttgart („Wir machen Schallmessungen im Niederfrequenzbereich“) als auch Dr.-Ing. Gerhard Huber vom Karlsruher Institut für Technologie stellten danach ihre Messvorhaben und die dazugehörigen Instrumentarien vor. Tanja Stüttchen (Enercon) berichtete, dass ihr Unternehmen bereits drei Messanhänger in unterschiedlichen Entfernungen vom Ingersheimer Windrad platziert habe, um Schallmessungen vorzunehmen. Dabei solle unter anderem herausgefunden werden, wie sich Schall im Flachland (Bremen) und im hügeligen Land (Ingersheim) auswirkt. Sogenannte „Logger“ sollen gleichzeitig Anwohnern zugeteilt werden. Mit denen können auffällige Störgeräusche per Knopfdruck gemeldet werden, um sie später identifizieren zu können.
Dr. Johannes Pohl und Dr. Michaela Liebig-Gonglach von der Martin-Luther-Universität warben bei den Zuhörern dafür, sich an ihren Interviews und schriftlichen Befragungen zu beteiligen. Denn sowohl ihrem Institut für Psychologie als auch der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Uni Bielefeld geht es um die Sorgen und Nöte von Anwohnern, in deren Nähe ein Windpark entstehen soll. Vor allem aber auch darum, ob dadurch gesundheitliche Schäden entstehen könnten. „Denn“, so ein Akustiker aus Bietigheim, „Menschen nehmen durchaus unterschiedlich Geräusche wahr.“

Ergebnisoffene Untersuchungen

 Alle bei den Langzeitmessungen wie auch den Befragungen erzielten Forschungsergebnisse werden voraussichtlich in Jahresfrist auch in Ingersheim vorgestellt und würden auf alle Fälle veröffentlicht. Sämtliche Untersuchungen seien selbstverständlich ergebnisoffen, versicherte zudem Peter Kudella vom KTI, „schließlich werden sie mit Steuergeldern finanziert“.