Gewerkschaft warnt vor Kollaps

Inzidenz 4.000! Corona-Explosion bei Sachsens Polizei?

21. November 2021 - 9:33 Uhr

Kümmerte sich sächsisches Innenministerium nicht um Booster-Impfungen?

"Die Polizei hat's wieder mal verschlafen", entrüstet sich Cathleen Martin. Die Pressesprecherin der Deutschen Polizeigewerkschaft Sachsen fürchtet, dass die Beamten in ihrem Bundesland bald nicht mehr einsatzfähig sind. Von 14.000 Polizisten seien schon jetzt rund 400 an Corona erkrankt und 600 in Quarantäne. Ein Ausfall, der kaum aufzufangen ist. "Wenn man das umrechnet, sind wir bei einer Inzidenz von circa 4.000", sagt sie. Martin wirft dem Innenministerium vor, sich nicht rechtzeitig um Booster-Impfungen gekümmert zu haben. Die Behörde erklärte jedoch, dass sie diese Einschätzung der Lage nicht bestätigen könne. "Die Einsatzfähigkeit der sächsischen Polizei ist aktuell jedoch nicht gefährdet", erklärte das sächsische Innenministerium auf RTL-Anfrage.

Cathleen Martin: Impfangebot wurde zurückgezogen

Erst jetzt werde der Bedarf für Booster-Impfungen geprüft, sagt die Gewerkschafterin. "Für mich völlig unverständlich. Man hat im September bei den Auszubildenden angefragt, wer sich impfen lassen will. Und dann hat man gesagt: 'Nein, geht doch nicht.'" Viele Auszubildende seien "glücklicherweise" noch zu Impfzentren gegangen, doch die seien inzwischen überlaufen.

Polizei Sachsen: Booster-Appell verhallte offenbar

Booster-Impfung
Laut Cahtleen Martin wies der Amtsarzt Mitte des Jahres darauf hin, dass die Polizisten eine Booster-Impfung bräuchten (Symbolbild).
© imago images/Jochen Tack, imago stock&people via www.imago-images.de, www.imago-images.de

Zwar habe die Polizei seinerzeit die Erstimpfung angeboten und dabei "Johnson & Johnson gekauft, weil's am billigsten ist", erinnert sich Cahtleen Martin. Aber als der Amtsarzt Mitte des Jahres beim Innenministerium hinterlegte, die Polizisten müssten dringend geboostert werden, sei der Appell offenbar verhallt. "Man hat nichts gekauft", sagt die Pressesprecherin.

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80 Prozent der an Corona Erkrankten sind geimpft

"Jetzt haben wir massive Corona-Fälle innerhalb der Polizei." Zu 80 Prozent seien geimpfte Beamte betroffen, erklärt Martin. "Ich weiß nicht, wie lange der Dienstbetrieb in den einzelnen Revieren aufrechterhalten werden kann. Es wird jetzt langsam megakritisch. Denn zu den Erkrankten kommen ja noch die Ungeimpften, die 14 Tage in Quarantäne müssen." Ohnehin gebe es 1.500 Langzeitkranke. Cathleen Martin ist sich sicher: "Die nächsten zwei bis fünf Wochen werden bei Sachsens Polizei richtig heikel."

Innenministerium kündigt Booster-Impfung für sächsische Polizei an

Das Innenministerium widersprach den Vorwürfen der Polizeigewerkschafterin. "Bei den Aussagen von Frau Martin handelt es sich um eine Einzelmeinung, die durch die Polizei Sachsen nicht bestätigt werden kann", erklärte die Behörde auf RTL-Anfrage. Zwar schlage sich das hohe Infektionsgeschehen auch in der sächsischen Polizei nieder, die Einsatzfähigkeit sei aber nicht gefährdet. Genaue Zahlen zum Krankenstand innerhalb der Polizei wollte das Innenministerium nicht nennen.

Zu den Impfungen der Beamten äußerte sich das Ministerium ebenfalls: "Aktuell wird eine neue Impfkampagne innerhalb der sächsischen Polizei vorbereitet, die in der 48. Kalenderwoche starten soll. Ziel ist es, den Bediensteten zeitnah Booster-Impfungen anzubieten." Bis Mitte des Jahres sei den Bediensteten eine Impfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson angeboten worden, bestätigte das Innenministerium. "Aufgrund der zuletzt geringen Nachfrage bei den Bediensteten und den vielfältigen anderen Impfmöglichkeiten, beispielsweise in den Impfzentren oder beim Hausarzt, wurde die Impfaktion eingestellt." Das sei in Übereinstimmung mit den Empfehlungen des polizeiärztlichen Dienstes geschehen. (bst/jgr)