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Polen ist jetzt das Paradies für Schnäppchenjäger

Trotz schwachen Zlotys warten viele Händler vergeblich auf einen Ansturm deutscher Einkaufstouristen. Dabei kann es sich durchaus lohnen, über die Grenze zu fahren und billig zu shoppen. Allerdings sollten sich Schnäppchenjäger die Angebote vorher genau anschauen. WELT ONLINE gibt Tipps.

Im Lebensmittelladen von Adam Szubert in der polnischen Grenzstadt Slubice herrscht wenig Betrieb. „Der Winter ist immer eine schlechte Zeit fürs Geschäft“, sagt der Inhaber des gleich hinter der Frankfurter Stadtbrücke gelegenen Geschäfts. Rund 80 Prozent seiner Kunden seien Deutsche, die vor allem Getränke in Plastikflaschen, Wurst und Gebäck kauften. Eigentlich sollte der Laden brummen. Denn der Zloty-Kurs ist seit Herbst deutlich gefallen. Gab es im August 2008 für einen Euro gerademal 3,35 Zloty und im Dezember 3,95 Zloty, so zahlen die Wechselstuben jetzt über 4,40 Zloty dafür.

„Das rechnet sich für die Deutschen richtig“, sagt Szubert. Dennoch sei die Zahl seiner Kunden aus dem Nachbarland kaum gestiegen. Er hofft, dass ab März mehr Deutsche bei ihm hereinschauen als im Vorjahr. Auch in anderen Geschäften der Slubicer Innenstadt hält sich der Andrang wohl auch wegen der kühlen Witterung in Grenzen. Trotz des günstigen Wechselkurses gibt es weder beim Gemüsehändler einige Häuser weiter noch in der im November eröffneten Einkaufsgalerie einen Ansturm deutscher Kunden.


Anders sieht es bei einem Discounter aus, auf dessen Parkplatz stehen zahlreiche Fahrzeuge mit deutschen Nummernschildern. Auch an den Tankstellen herrscht Betrieb. An den Zapfsäulen der Aral-Station im Slubicer Zentrum legen fast ausschließlich Deutsche einen Stopp ein. „Tanken in Polen lohnt sich wieder richtig“, sagt der 67-jährige Peter Böttcher aus Müllrose. Der Liter Super koste umgerechnet 84 Cent. In Deutschland sind es über 30 Cent mehr. Vor einem halben Jahr waren die Preisunterschiede nur halb so groß.


Er kaufe kaum noch in Slubice ein, sagt der 67-Jährige. Im Sommer bummle er mal über den Basar, kaufe Spargel oder esse dort am Imbiss. Nur Zigaretten seien in Polen noch günstig, die Stangen kosteten aber mittlerweile auch ab 16 bis 17 Euro, sagt ein Rentner aus Berlin, der mit seiner Frau durch die Slubicer Fußgängerzone läuft. Ansonsten glichen sich die Preise in beiden Ländern immer mehr an. Ein polnischer Handwerker habe ihnen erzählt, dass er Lebensmittel nur in Deutschland kaufe, weil sie in den dortigen Discountern günstiger seien.

Viele, aber nicht alle Lebensmittel könne man billiger in Deutschland einkaufen, sagt die Leiterin der deutsch-polnischen Verbraucherberatung in Frankfurt (Oder), Katarzyna Trietz. Milchprodukte und Öl beispielsweise seien westlich der Oder günstiger, Brot und häufig auch Fleisch dagegen in Polen. „Man kann nicht pauschal sagen, dass Polen ein Billigland ist, sondern muss genau gucken, ob man bei einem Produkt sparen kann“, rät Trietz.

MIlchprodukte sind teurer geworden

„Generell ist Polen teurer als vor einem Jahr“, hat sie festgestellt. So seien Milchprodukte von Monat zu Monat etwas teurer geworden, Butterpackungen von 250 auf 200 Gramm verkleinert worden. Diese schleichenden Preisanhebungen machten sich innerhalb eines Jahres schon bemerkbar, so dass deutsche Kunden heute trotz des günstigen Wechselkurses bei manchen Produkten ebenso viel ausgeben würden wie damals. Günstig seien weiterhin Dienstleistungen mit einem hohen Anteil an Arbeitszeit, etwa der Besuch beim Friseur, sowie Kraftstoff und Zigaretten.

Viele Polen gehen aber trotz des für sie sehr teuren Euro weiterhin in Deutschland einkaufen. Beim Winterschlussverkauf in Bekleidungsläden können sie immer noch ein Schnäppchen machen. Zudem seien internationale Markenartikel hierzulande häufig günstiger als in Polen, weiß Trietz.

Nur wenig Betrieb herrscht auf den Grenzbasaren, wo generell in Euro gehandelt wird und die Einkaufstouristen die Kursschwankungen daher kaum merken. Die Händler hätten jetzt zwar pro Verkauf mehr Geld in der Tasche, weil sie für die eingenommenen Euro in der Wechselstube mehr Zloty erhielten als früher, sagt Pawel Slawiak vom Rat der Slubicer Basarhändler. Aber es kämen nur wenige Kunden auf den Markt. In der 30 Kilometer nördlich gelegenen Grenzstadt Kostrzyn (Küstrin) ist die Lage noch dramatischer: Dort wurden einem polnischen Pressebericht zufolge schon über 100 der insgesamt rund 1000 Marktstände wegen des schlechten Geschäfts geschlossen.

ddp/PHJ

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