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Pilotenstreik Air France legt Pläne für Billigtochter auf Eis

Mit ihrem Streik zwingen die Piloten von Air France ihr Management zu Eingeständnissen. Die Fluggesellschaft setzt ihre Expansionspläne für die Billigtochter Transavia aus. Der Verkehrsminister verkündet gar schon das Ende des Projekts.
Streikende Air-France-Piloten in Paris: Druck auf die Airline ist groß

Streikende Air-France-Piloten in Paris: Druck auf die Airline ist groß

Foto: ERIC FEFERBERG/ AFP

Paris - Gewerkschaften haben in Frankreich eine große Macht. Das haben die Piloten von Air France erneut bewiesen. Mehr als eine Woche haben sie gestreikt und so den französischen Flugverkehr in weiten Teilen lahmgelegt. Nun will sich das Unternehmen zumindest teilweise dem Druck der Streikenden beugen und seine Pläne für einen europaweiten Ausbau der Billigtochter Transavia auf Eis legen.

Es sei jedoch "verfrüht", davon zu sprechen, dass das Vorhaben komplett begraben worden wäre, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Pläne würden zwar für neue Verhandlungen mit den streikenden Piloten ausgesetzt, seien aber noch nicht vom Tisch.

Zuvor hatte Verkehrsminister Alain Vidalies erklärt, dass das Projekt nach anderthalb Wochen Piloten-Streik aufgegeben wurde. "Es wurde nicht für drei Monate ausgesetzt, es wurde vom Management zurückgezogen", sagte Vidalies dem Radiosender RMC.

Der Protest der Air-France-Piloten richtet sich hauptsächlich gegen die Ausbaupläne von Transavia. Bereits am Dienstag hatte Air France in Aussicht gestellt, das Vorhaben zunächst bis Jahresende auszusetzen. Falls bis dahin keine Einigung erzielt werde, sei das Management verpflichtet, das Projekt abzubrechen.

Die wichtigste Pilotengewerkschaft SNPL wies dieses Angebot aber zurück. Ihrer Forderung, das Projekt eines europaweiten Ausbaus von Transavia aufzugeben, schlossen sich noch fünf weitere Gewerkschaften verschiedener Berufsgruppen von Air France an.

Streik kostet täglich bis zu 20 Millionen Euro

Der Konzern Air France-KLM will Kurz- und Mittelstrecken an Transavia übertragen und seine jährlichen Kosten so um mehr als eine Milliarde Euro senken. Die Fluggesellschaft wollte damit auf die wachsende Konkurrenz durch Billigflieger wie Easyjet oder Ryanair reagieren. Die Piloten, die bis zu 250.000 Euro im Jahr verdienen, forderten einen einheitlichen Vertrag für ihre Berufsgruppe. Sie fürchteten, durch billigere Kollegen bei Transavia ersetzt zu werden. Air France hatte Garantien angeboten, diese reichten nach Ansicht der Gewerkschaft aber nicht aus, um einen Stellenabbau in Frankreich auszuschließen.

Zuletzt hatten die Piloten verkündet, ihren Ausstand bis zum kommenden Freitag zu verlängern. Es wäre der längste Streik in der Geschichte der nach der Lufthansa zweitgrößten europäischen Fluggesellschaft. Frankreichs Regierung bangte bereits um die Zukunft des angeschlagenen Unternehmens. Durch den Ausstand entstünden Air France Betriebsverluste von bis zu 20 Millionen Euro täglich, hatte der Konzern erklärt. Das Unternehmen konnte am Montag und Dienstag nicht einmal die Hälfte der Flüge sicherstellen.

mmq/AFP/Reuters