BERLIN/HANNOVER -

und Marco Seng

BERLIN/HANNOVER - Ausgerechnet Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) muss sich seit ein paar Tagen mit dem Vorwurf herumschlagen, er verschmutze unnötig die Atemluft mit Auto-Abgasen. Berliner Boulevardblätter titulieren den Niedersachsen inzwischen als „Öko-Ferkel“. Gabriel, der derzeit in Berlin und Brüssel ironischerweise für verbindliche Grenzwerte für den Schadstoffausstoß von Autos kämpft, lässt die Kritik (noch) abtropfen.

Offenbar beschwerten sich Mitarbeiter der Fahrbereitschaft des Gabriel-Ministeriums über die Angewohnheit des Niedersachsen, zu Terminen im Bundesgebiet mit der Bahn anzureisen, am Bahnhof dann aber in den gepanzerten Dienstwagen zu steigen, der leer von Berlin zum Zielort kutschiert wurde.

„Alles nur eine Öko-Show“, wird ein Gabriel-Fahrer in einer Zeitung zitiert. Laut „Spiegel“ nutzt Gabriel den Berliner Dienstwagen sogar, um sich vom Bahnhof Hannover ins heimatliche Goslar fahren zu lassen. In einer ersten Reaktion wies das Umweltministerium die Darstellungen als „unzutreffend“ zurück. Der SPD-Politiker greife lediglich aus Sicherheitsgründen auf den Fahrdienst zurück.

Wörtlich teilte Gabriels Pressestelle am Mittwoch dieser Zeitung mit: „In bestimmten Fällen ist die Benutzung eines Dienstfahrzeugs selbst dann unvermeidbar, wenn der Minister einen Teil der Dienstreise mit der Bahn zurücklegt, zum Beispiel dann, wenn ein Reiseziel im Bundesgebiet nicht in zumutbarer Frist per Bahn erreichbar ist.“

In Hannover sorgten die Enthüllungen für Erstaunen und Verärgerung „Das ist der Populismus, den er im Landtag auch schon immer betrieben hat“, sagte Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) dieser Zeitung. Auch Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel ging mit dem Bundesumweltminister hart ins Gericht.


„Gabriel treibt beim Thema Klimaschutz ein doppeltes Spiel“, sagte Wenzel. Er versuche den Anschein zu erwecken, dass er sich für den Klimaschutz einsetze. In Wirklichkeit verhindere er aber etwa in der EU den Bau von Autos mit geringem Spritverbrauch.