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…oder wie werde ich ein guter Spieler?

Wie werde ich ein guter Spieler?

Ich habe mich letztens dabei ertappt, wie ich beim Spielen mit dummen Kommentaren die Stimmung in einer Spielrunde nicht unbedingt positiv beeinflusst habe. Natürlich, es ist manchmal auch zu toll, die Szene ist zumindest in meinen Augen witzig, und dann….die Worte tanzen einem schon auf der Zunge und wollen raus. Und kaum macht man die Lippen ein Stück weit auf, sind sie schon draußen. Irgendwie habe ich erst im Nachhinein bemerkt, wie blöd es eigentlich wirklich ist, vor allem weil ja grad jemand anderes mit dem Erzähler etwas gespielt hat. Dann fiel mir auch noch ein, dass ich blöderweise eine Viertelstunde zu spät gekommen bin. Und auf dem weiten Heimweg vom Rollenspielverein in Biberach zu meiner Freundin überlegte ich mir, was macht mich zu einem guten Spieler? Ich möchte gar nicht auf die Erfahrung oder so etwas eingehen, sondern auf die Dinge, die jeder Spieler für sich selber beeinflussen kann. Ich habe mir folgende Punkte überlegt und möchte sie einmal  zur Diskussion stellen.

Pünktlichkeit

Zu einer Runde  sollte man immer pünktlich sein, und damit meine ich nicht, dass man zum eigentlichen Beginn da ist. Wenn man, während alle schon da sitzen und eigentlich beginnen wollen, erst die Jacke ablegt und  dann anfängt seinen Kram raus zu holen, dann macht man sich keine Freunde. Bei langen Wochenendessessions ist das sicher nicht so das ganz große Problem. Aber bei den Runden unter der Woche, wie bei  uns in Biberach, da freu ich mich immer über maximale Ausnutzung  der Spielzeit. 

Kenne die Regeln

Wenn möglich,  und wenn es nicht gerade das erste Mal ist, dann sollte man zumindest die Basis-Regeln kennen. Ich find es immer ein wenig befremdlich, wenn Spieler noch nach 10 Mal spielen nicht einmal wissen, wie eine einfache Fertigkeitsprobe abläuft. Ich rede nicht von irgendwelchen, sehr selten benutzten Sonderregeln, sondern von einfachen Proben. Und das nachfragen dann, ist dann  irgendwie doch  recht lästig. Niemand wird einem den Kopf abreißen, wenn man nachfragt, und niemand wird jemanden auslachen, wenn er sich Notizen  macht.

Kenne deinen Charakter

Ich  persönlich bin ein Freund davon, wenn man vom gleichen Spieler verschiedene Darstellungen zu verschiedenen Charakteren bekommt.  Nichts ist nerviger wenn ein Tim, egal welchen Charakter er gerade  spielt, einfach ein Tim ist. Immer dicke Wummen in der Hand, immer mit dem Kopf durch die Wand, immer coole Klamotten. Von Rollenspiel nicht die Spur. Eher eine Art psychologische Reflektion/Projektion….so wäre er gerne. Ich finde ja, mal etwas anderes zu spielen, ist wie das Salz in der Suppe. Natürlich ist es zu Beginn immer schwierig, sich in eine fremde Rolle rein zu versetzen, aber wenn man sich im Vorfeld an gewissen Fragen entlanghangelt und sich überlegt, wie man in welchen Situationen handeln würde, dann klappt das auch im Spiel.  Lasst euch ruhig zwei oder drei Sekunden Zeit zu handeln. Überdenkt, wie würde euer Charakter handeln, wenn er sieht, dass etwas geschieht.  Ich möchte noch einmal unterstreichen, dass es hier um euren Charakter geht, und es gerade dann Rollenspiel ist, wenn er etwas  tut, das du nicht tun würdest.

Kenne die Vergangenheit

Es ist  nicht verboten, sich Notizen zu machen. Gerade Namen und wichtige  Begebenheiten sollte man auf dem Papier haben. So ein Stück Papier, eine Kladde oder sogar ein Büchlein sind das Gedächtnis eures Charakters. Sich hier nochmal einzulesen, was in der letzten Session passiert ist, ist nie verkehrt. Manche Spielleiter verbieten explizit, dass die Spieler sich Outtime darüber unterhalten. Es gilt dann als vergessen. Und überhaupt, sich im Off zu unterhalten, zerstört die Spielstimmung. Ich finde immer super, wenn das auf ein  absolutes Minimum reduziert ist.

Optional kann von der Runde oder dem Spielleiter eine Wiki oder ein Blog geführt werden. Wir verweisen auf unseren entsprechenden Artikel: Verdammt, was war da nochmal….

Lasse Leuten ihre Szenen

Manchmal spielt der Spielleiter eine Szene mit einem Spieler, eventuell ist man mit seinem Charakter gar nicht dabei.  Lasst dann diesen Leuten ihre Szenen! Ich weiß, wie toll es ist, dass man mal die Hauptperson ist.  Nichts ist lästiger, als wenn Leute sich in die Szene mit hinein drücken wollen und die Aufmerksamkeit des Erzählers einfordern. Ich kenne einen Spieler, der wollte immer mit dabei sein, und immer etwas zu der Szene beisteuern, und es musste dann am Besten so laufen, wie er wollte. Das hat irgendwie latent aggressiv gemacht. Überlegt euch also, wie sinnvoll es ist, euch einzubringen. Es wird bestimmt zu Situationen kommen, wo der Spielleiter (so er denn gut  ist) auf euch eingehen wird, und ihr dann die Hauptperson seid.

Seid aufmerksam

Ich als Spielleiter bekomme ja immer die Krise, wenn ich eine Szene  beschreibe, einen Spieler gezielt anspielen möchte, und der hat  sich grad mit etwas anderem beschäftigt. Das stört mich massiv und wenn ich dann angepisst bin, lasse ich sie auflaufen. Quasi mit geistiger Leere durch die Straße gelaufen und das Auto nicht  bemerkt, das auf jemanden zugefahren kam. Aber nicht nur als Spielleiter nervt das, auch wenn ich der Spieler bin, und entweder eine Szene spiele, in die ich involviert bin, oder interessiert zuhöre. Zwei Quatschtanten zerstören die Stimmung. Auch das ist ein Teil Fairness, sich hier nicht mit jemand anderem zu beschäftigen.  

Seid ausgerüstet

Das ist eigentlich ein recht einfacher Punkt. Habt eure Würfel dabei, auch ein Würfelbrett und einen Würfelbecher, sofern ihr die beiden letzten Dinge nutzt. Auch ein Stift und ein Notizblock kann nicht schaden. Ach ja, und euer Charakterbogen ist natürlich zwingend nötig. Und wenn ihr besonders gute Gäste seid, dann bringt auch was zu Trinken und zu Essen mit. Das sichert euch die Gönnerhaftigkeit der Runde und des Spielleiters! Naja…manchmal..

Wer keine Würfel dabei hat oder sich keine kaufen will, aber ein Smartphone oder ein Pad hat, kann auch Simulatoren benutzen. Hier haben wir eine kleine Sammlung von Tools für euch.

Ich denke, alles weitere ist Erfahrung beim Spielen. Wie haltet ihr es in euren Runden aber mit den obigen Punkten?

Artikelbild: despotiphotos © telos9

15 Kommentare

  1. Hallo Laivindil,
    wir würden uns sicher freuen wenn du in deiner Community einen Link zu dem Artikel hier setzen würdest. Wir von Teilzeithelden freuen uns nämlich sehr über jeden Besucher.
    Liebe Grüße
    Andreas

  2. Kann ich voll unterschreiben. Ich spiele in einer Runde, in der Pünktlich ein Problem ist. Irgendwer ist immer zu spät und das an einem Freitagabend, wo die Müdigkeit klare Grenzen nach hinten setzt. Kenne die Regeln war früher ein Problem, aber mittlerweile geht es. Aber was zu Essen und zu trinken mitzubringen, wenn es nicht gerade heißt „Wir bestellen was“ finde ich nicht nett, sondern einen Grundsatz. Es kann nicht sein, dass der Gastgeber, der wahrscheinlich dafür noch sein Wohnzimmer umräumen muss noch dafür zuständig ist alleine die Leute zu verpflegen. Da soll bitte jeder einen Anteil mitbringen.

  3. In meiner festen Runde habe ich einen Spieler, der im Prinzip (zumindest in meinen Runden) immer den selben Charaktertyp spielt. Sicher gibt es Nuancen, aber das Grundkonzept ändert sich nicht wirklich, und leider stand diese Grundhaltung oft dem Handlungswillen der restlichen Gruppe entgegen. Das wurde etwas besser, nachdem ich mich mit ihm darauf geeinigt hatte, dass er zwei oder drei Leitmotive für seinen Charakter definiert und irgendwie im Hintergrund seines Charakters unterbringt und darauf achtet, dass sie sich auch mit den Zielen der Gruppe kompatible sind.

    Das mit den Würfeln finde ich nicht so wild, wir haben alle inzwischen so viele Würfel, dass wir einen vergesslichen Spieler entsprechend ausstatten können.

    Der Punkt „Kenne die Vergangenheit“ ist bei unseren monatlichen Runden wichtig. Daher führt bei uns ein Spieler ein „Tagebuch“ und fasst zu Beginn der Sitzung die letzten Ereignisse zusammen. Der Charakter der Spielers bekommt dafür dann auch immer einen Erfahrungspunkt extra.

    Das Thema mit der Aufmerksamkeit…
    In meinen festen Runden ist das eigentlich kein Problem. Manchmal wird halt gespalten, aber da wir keine hardcore Immersionsspieler sind, nimmt einem das im Normalfall keiner übel. In anderen Gruppen habe ich das schon verstärkt negativ erlebt. Wenn einer nur still im Abseits sitzt und sein IPhone foltert, lasse ich das meistens unkommentiert und binde ihn, wenn möglich, nicht weiter in die Handlung ein (bis er sich von selber meldet). Die Leute müssen selber wissen, was sie mit ihrer Freizeit machen wollen. Wenn der Charakter allerdings benötigt wird, dann spreche ich den Spieler gezielt auf sein Verhalten an. Quatscher sind da natürlich schon viel nerviger. Die Versuchung, Spielerverhalten in game zu sanktionieren (das Beispiel mit dem Auto…), kenne ich nur zu gut, finde das aber sehr problematisch. Probleme im Spielerverhalten sollten auf der Spielerebene geklärt werden, nicht in-game durch spielleiterische Allmacht.

  4. Hmmm,, diesen Artikel finde ich nicht gut. Ich stimme dir zwar zu, dass Regeln der Höflichkeit auch unter Rollenspielern gelten müssen (Pünktlichkeit, Aufmerksamkeit), aber …

    Du schreibst aus der Sicht eines einzigen Typs Rollenspieler, ziehst auch noch über andere Typen her:
    „Nichts ist ner­vi­ger wenn ein Tim, egal wel­chen Cha­rak­ter er gerade spielt, ein­fach ein Tim ist. Immer dicke Wum­men in der Hand, immer mit dem Kopf durch die Wand, immer coole Kla­mot­ten. Von Rol­len­spiel nicht die Spur.“
    Ich finde es ehrlich gesagt etwas vermessen deine Art zu spielen als „guter Spieler“ zu bezeichnen, aber den „Tim“ Typen so herunter zu machen. In einer Runde aus Tims ist so ein Verhalten sicherlich genau das, was einen guten Spieler ausmacht. Es ist eben auch schon Rollenspiel, wenn jemand immer die selbe Rolle spielt und Dinge tut, die er real niemals tun würde.

    Wenn ich mit Freunden spiele, bin ich tolerant genug, um diese so spielen zu lassen wie sie wollen, egal ob mit dem Kopf durch die Wand oder in ihren Rollen aufgehend, schließlich sind es Freunde. Wenn ich mir neue Runden suche habe ich immer die Wahl, mit den jeweiligen Spielern nicht zu spielen, da ihr und mein Spielstil nicht zu vereinbaren sind.

  5. Kleine Ergänzung:

    Ich selber würde mich als Plottrunner mit Teilen eines Rollenausspielers bezeichnen. Als Plottrunner kann es manchmal auch echt nervig sein, wenn andere Spieler schon seit mehreren Stunden in einem One on One Spiel ihre Rollen ausspielen und der Plott dadurch ins Stocken gerät, weil der Spielleiter auch in dieses Spiel gebunden ist. Ich würde aber nie sagen, dass diese Spieler jetzt schlechtere Rollenspieler seien als ein Plottrunner oder umgekehrt.

  6. Unterschreibe ich voll und ganz.

    Da ich meistens aber eine 1:1-Runde mit meiner Freundin spiele, läuft sie Sache sowohl von Spieler- als auch Spielleiterseite ganz gut.

    Interessant wird es immer dann, wenn wir dann doch mal eine größere Runde haben, denn die anderen, die eher Gelegenheits- bis So-gut-wie-gar-nicht-Spieler sind, hat man nahezu automatisch mit allen Problemen zu kämpfen, die oben aufgeführt sind.

    Am liebsten würde ich den ganzen Eintrag als Ordnungsregeln einrahmen und mir an die Wand hängen, aber da meine Spieler stellenweise schon zu faul sind, sich mal die Kurzfassungen gewisser Grundregeln anzusehen, lasse ich es lieber gleich bleiben.

    Aber trotzdem danke!

  7. Ich denke, da gilt es etwas zu unterscheiden. Es gibt Spieler, die haben 1-2 gewisse Archetypen, die sie gerne darstellen und auch gut darstellen können. Und dann gibt es Spieler, bei denen kann man den Charakternamen austauschen und die Punkte gleich lassen. Ich denke, Andreas meint Gruppe 2. ich selbst zB gehöre zu Gruppe 1 und spiele entweder gern den etwas rebellischen Frontmann mit dem Herz am rechten Fleck oder den Supporter in der zweiten Reihe, der mit Rat (dann als halbe graue Eminenz) oder Tat (Wissen, Magie, oder einfach nur ein Ohr für Sorgen( unterstützt.

    Wenn ich zB nun meinen Mirumoto Bushi neben meinen Gangrel, der ethisch leicht City Gangrel war neben meinen Trinity Raumkampfpiloten stelle, sehe ich in all denen den Rebellen oder Hinterfragenden, der aber nicht zögert, die Dinge ordentlich selbst in die Hand zu nehmen. Sehe ich zB meinen Tremere Ahnen aus dem VtM Live oder meinen Assamitenhexer aus einer Tischrunde, waren das die, die aus dem Hintergrund die Fäden ziehen, ohne die es aber nicht läuft.

    Ergo habe ich auch zwei Typen, die ich gerne darstelle, wenn man es auf die Basics runterbricht. Deswegen bin ich sicher alles andere als ein schlechter Spieler ;)

  8. @Matthias:

    Zitat: „Wenn ich mit Freun­den spiele, bin ich tole­rant genug, um diese so spie­len zu las­sen wie sie wol­len, egal ob mit dem Kopf durch die Wand oder in ihren Rol­len auf­ge­hend, schließ­lich sind es Freunde. Wenn ich mir neue Run­den suche habe ich immer die Wahl, mit den jewei­li­gen Spie­lern nicht zu spie­len, da ihr und mein Spiel­stil nicht zu ver­ein­ba­ren sind.“

    Gegenzitat: „Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo die Freiheit der Anderen beginnt.“

    Es ist schwierig für den Spielleiter in solchen Fällen zu regulieren, idealerweise wissen alle Spieler bereits vor Rundenstart welcher Spielstil gefahren wird bzw. mit was für Leuten ich am Tisch sitzen werde. Für schonungsloses „characterplay“ bin ich aber nicht zu haben. Die Gruppe muss, zumindest ab einem gewissen Zeitpunkt im Spiel, eine halbwegs harmonische bzw. funktionable Einheit darstellen. Ansonsten lassen sich meiner Ansicht nach viele Spielsituationen nicht bewältigen. Klar kann man das durch gewisse Intrigen aufpeppen, aber letztlich ist die Gruppe eine Gruppe und keine Ansammlung von X Individuen, die alle ihre eigene Suppe kochen. Es mag zwar Systeme geben, die solche Entwicklungen fördern aber in der Regel werden doch Gruppen über eine gewisse Zeit zusammengeschmiedet, z.B. durch äußere Widrigkeiten (böser Spielleiter, böser) und gehen dann gemeinsam durch dick und dünn. Oder sehe ich das total falsch?

  9. Natürlich hast du Recht Jan. Idealerweise haben alle Spieler ähnliche Spielstile und die Charaktere sind zumindest grob aufeinander abgestimmt (darauf sollte der Spielleiter achten). Wenn ich mit Freunden spiele ist das Spielen an Sich aber auch eher im Hintergrund, das ist eher ein Treffen unter Freunden und nebenbei werden Rollenspiele gespielt.

  10. Hm, da gehe ich in den letzten Jahren andere Wege. Wenn ich eine Rollenspielrunde aus dem Boden hebe, dann des Spielens und Darstellens wegen. Wenn ich mich mit Freunden treffen will, dann reichen mir Brettspiele, Ausgehen, Trinken, etc. Ich hege meist einen gewissen Anspruch an meine Runden, da will ich dann mit Leuten auch spielen, die mit Herzblut dabei sind.

  11. Also ich finde den Artikel sogar ausgesprochen gut, inklusive dem Leitmotto „Kenne deinen Charakter“. Ich denke, dass manche Tims ihre Charaktere nicht deshalb schlecht verkörpern, weil sie schlechte Rollenspieler sind oder nicht Rollen spielen wollen, sondern weil sie schlicht keinen Plan haben, wie ihr Charakter denkt, fühlt und handelt. Das ist etwas, das sich mit etwas Vorarbeit verbessern lässt, und so gesehen ist der Appell „Kenne deinen Charakter“ sogar äußerst konstruktiv. Auch für Tim, dessen Spielspaß nicht unbedingt höher wird, wenn er der einzige ist, der am Tisch sich selbst spielt.

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