Bild nicht mehr verfügbar.

Im Jänner 2012 war die Güssinger Welt noch auf das Vorzeigen konzentiert: Arnold Schwarzenegger beim Dirigieren der Blasmusikkapelle. Ein Besuch beim Biomassekraftwerk stand auch am Programm.

Foto: APA/Pessenlehner

Güssing/Wien - Dass im Biomassekraftwerk Güssing nicht alles zum Besten bestellt ist, war seit längerem bekannt. Schon im Frühjahr hat der Geschäftsführer des Zentrums für erneuerbare Energie, Reinhard Koch, orakelt, der Biomasseforschung drohe das Aus, sollte dem Projekt der Status einer Pilotanlage aberkannt werden. Dann nämlich wären auch die Fördergelder futsch.

Genau das ist jetzt geschehen. Am Montag haben die Biomasse-Kraftwerk Güssing GmbH und Co KG sowie deren Komplementärin Biomasse-Kraftwerk Güssing GmbH Insolvenz angemeldet.

Die Passiva belaufen sich nach Angaben des Kreditschutzverbandes von 1870 auf 5,97 Millionen Euro. Beim Landesgericht Eisenstadt wurde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverantwortung beantragt. Den Gläubigern wird eine Quote von 30 Prozent in Aussicht gestellt, zahlbar binnen zwei Jahren.

Als Grund für die Pleite führten die Schuldner die ausgebliebenen Förderungen an. Das zuständige Finanzamt habe zuletzt entschieden, dass ab dem Jahr 2011 die Forschungsprämie nicht mehr an die Biomasse Güssing ausbezahlt werde. Dadurch sei man um einen Zuschuss in Höhe von 630.000 Euro für die letzten beiden Jahre umgefallen. Zudem habe die Hausbank die Kredite fällig gestellt, sodass keine Liquidität mehr vorhanden sei.

Teil des Energiekonzepts

Das Biomassekraftwerk in Güssing ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und ein wichtiges Puzzlestück im Bestreben der Burgenländer, möglichst unabhängig von Energieimporten zu sein. Die Wurzeln reichen zurück in das Jahr 1990, als in Güssing ein neues Energiekonzept erstellt wurde. Schwerpunkt war der Ersatz von fossilen durch erneuerbare Brennstoffe aus Österreich.

In der Folge wurden ein Fernwärmenetz auf Basis von Biomasse und eine Rapsöl-Methylester-Anlage zur Erzeugung von Biodiesel errichtet. Für die noch fehlende Energieform Strom setzte man auf ein Biomassekraftwerk. Es sollte nicht irgendeines sein, sondern ein kleineres, das sich auch dezentral gut einsetzen ließe. Man entschied sich für den Verfahrensschritt der Vergasung. Viel Forschungsarbeit war notwendig, der Aufwand entsprechend groß. Solange die Förder-Euros rollten, war das kein Problem. Die hohen Rohstoffpreise in Kombination mit gestrichenen Förderungen haben nun aber das Fass zum Überlaufen gebracht.

Fortbetrieb geplant

Die Mehrheitsgesellschafterin Care Beteiligungsverwaltung GmbH will nun versuchen, das notwendige Geld für den Fortbetrieb und die Sanierungsplanquote aufzustellen. Die Forderungen der Gläubiger können bis 23. August geltend gemacht werden. Zum Masseverwalter wurde der Eisenstädter Rechtsanwalt Peter Hayek sen. bestellt.

"Die Güssinger waren sehr geschickt im Anzapfen von Fördermitteln. Anlagen, die permanent Subventionen benötigen, sind keine gute Idee", sagte der Chef der Regulierungsbehörde E-Control, Walter Boltz, dem Standard. "Da ist es besser, man sperrt zu." (Günther Strobl, DER STANDARD, 23.7.2013)