Vor knapp einem Jahr verschwand MH370 vom Radar : Ist das Rätsel um den Geisterflieger gelöst?

Ein britischer Flug-Kapitän hat eine schlüssige Theorie ...

Ein Jahr ist vergangen, seit MH370 vom Radar verschwand. Von der Maschine der Malaysia Airlines und den 239 Menschen an Bord fehlt bis heute jede Spur. Noch nie war ein Passagierjet so lange verschollen.

Kuala Lumpur – Pilot Zaharie Ahmad Shah (53) stand wiederholt im Zentrum der Ermittlungen. Auch britische Luftfahrtexperten kamen nun zu der Ansicht, der Malaysier ist für den Absturz verantwortlich.

Er soll die Maschine vom Kurs abgebracht haben, um noch einmal über seine Heimatinsel Penang zu fliegen. Nach diesem „letzten emotionalen Abschied“ habe er das Flugzeug absichtlich ins Meer gesteuert.

Wie das renommierte Flugportal „flightglobal“ berichten, hat der britische Pilot Simon Hardy die Daten des Fluges MH370 über sechs Monate hinweg ausgewertet und dabei Erkenntnisse gewonnen, die das größte Mysterium der Flugfahrtgeschichte lösen könnten.

8. März 2014. Um 00:41 Uhr Ortszeit hebt Air Malaysia-Flug 370 vom internationalen Flughafen in Kuala Lumpur mit Ziel Peking ab.

Um 1.22 Uhr verschwindet die Boeing vom Radar der malaysischen sowie der thailändischen Luftfahrtkontrolle. Gegen 1.28 Uhr sichtet das thailändische Militär noch einmal die Maschine – danach verliert sich die Spur.

Die Boeing pendelte achtmal zwischen Malaysia nach Thailand

Nach den Auswertungen von Pilot Simon Hardy, der für eine große britische Luftlinie arbeitet, flog die Boeing acht Mal zwischen dem Luftraum von Malaysia und Thailand hin und her. Hardy: „So etwas habe ich noch nie gesehen. Aber es ist eine gute Methode, um Verwirrung bei den Kontrollstellen zu verursachen.“

Anschließend habe die Maschine über der Insel Penang einen scharfen U-Turn gemacht. „Jemand hat einen letzten emotionalen Blick auf Penang geworfen“, so Kapitän Hardy. „Das könnte der vielleicht einzige Hinweis auf den Täter sein.“

Als er dann herausgefunden habe, dass Pilot Zaharie Ahmad Shah von der Insel Penang stamme, hätten sich die Puzzleteile ineinander gefügt.

Einer der Top-Flugsicherheitsfachkräfte Großbritanniens, David Learmount, unterstützt Hardys Theorie. Laut Learmount stehen die australischen Ermittler, die die internationale Suche nach MH370 koordinieren, mit Hardy in Kontakt und halten das Szenario für glaubwürdig.

Hardys Theorie passt zu der Erkenntnis, die unter den meisten Experten inzwischen als unstrittig gilt: Dass der Autopilot des Fliegers von einem Profi im Cockpit manipuliert wurde.

Die entscheidende Frage war bislang nur: WER änderte im Cockpit den Kurs der Boeing?

Wer war Zaharie Ahmad Shah (53)

Nachdem Pilot Shah in den Fokus der Ermittlungen rückte, erschien plötzlich so einiges an dem Mann verdächtig:

► Der 53-Jährige baute sich zu Hause einen hochprofessionellen Flugsimulator mit sechs Monitoren. Er präsentierte sein Schmuckstück stolz in mehreren Videos auf YouTube. Dass er auch in seiner Freizeit „flog“, erschien einigen seiner Piloten-Kollegen „ungewöhnlich“ – zumal er mit 33 Dienstjahren und 18 365 Flugstunden als äußerst erfahren galt.

► Bei einer ersten Auswertung der Flugsimulator-Aufzeichnungen stellten die Ermittler fest: Am 3. Februar wurden Daten von den Festplatten manuell gelöscht.

Der Flugkapitän ist Anhänger des malaysischen Oppositionspolitikers Anwar Ibrahim (66). Der liberaldemokratische Politiker gilt als größter Rivale für die Machthaber in Malaysia. Kurz vor dem Unglücksflug von MH370 wurde Ibrahim wegen angeblicher Homosexualität weggesperrt.

► Shahs Ehe galt als gescheitert. Er und seine Frau hatten sich getrennt, wohnten bis zuletzt aber zusammen mit ihren Kindern unter einem Dach.

► Mysteriös: In den Stunden vor dem Start soll Shah ein Zwei-Minuten-Gespräch mit einer unbekannten Frau geführt haben. Unbekannt deshalb, weil sie mit einer Prepaid-Card telefonierte, die sie sich kurz zuvor unter falschem Namen gekauft hatte.

Pilot Zaharie Ahmad Shah (52, 33 Dienstjahre, 18 365 Flugstunden) hatte sich zu Hause bereits im Oktober 2012 einen eigenen Flugsimulator mit sechs Monitoren gebaut – angeblich weil er „Freunde an der Lust am Fliegen teilhaben lassen wollte“. Seltsam: Als Flugkapitän hätte er jederzeit Zugriff auf die Ausbildungssimulatoren der Malaysia Airways gehabt

Pilot Zaharie Ahmad Shah (52, 33 Dienstjahre, 18 365 Flugstunden) hatte sich zu Hause bereits im Oktober 2012 einen eigenen Flugsimulator mit sechs Monitoren gebaut – angeblich weil er „Freunde an der Lust am Fliegen teilhaben lassen wollte“. Seltsam: Als Flugkapitän hätte er jederzeit Zugriff auf die Ausbildungssimulatoren der Malaysia Airways gehabt

Foto: BILD Grafik

„Hol mir mal einen Kaffee“

Schon bevor Pilot Hardy seine Theorie publik machte, gingen Experten von folgendem möglichen Szenario aus. Kapitän Zaharie schickt den Co-Piloten unter einem Vorwand aus dem Cockpit. Etwa: „Hol mir mal einen Kaffee.“

Dann verriegelt er die Tür von innen, setzt die Sauerstoffmaske auf, und lässt manuell den Druck in der Kabine fallen. Die Menschen können sich noch zwölf Minuten mit den Sauerstoffmasken retten, dann fallen sie ins Koma.

Zaharie lenkt die Maschine an allen Radarpunkten vorbei, schaltet womöglich auf Autopilot. Experten vermuten, dass MH370 noch Tausende Kilometer abseits seines eigentlichen Kurses geflogen ist und dann in den Indischen Ozean stürzte.

Die teure Suche konzentrierte sich lange auf ein Gebiet 1600 Kilometer westlich der australischen Küstenstadt Perth.

Dass die Maschine bis jetzt nicht geortet werden konnte, ist für den britischen Piloten Simon Hardy nicht verwunderlich: Nach seinen Berechnungen flog die Maschine rund 100 nautische Seemeilen von dem bisherigen Suchgebiet ins Wasser.

Hardy geht nicht von einem Absturz aus, sondern von einer bewussten Landung auf dem Wasser. Danach sei die Maschine im Meer versunken. Das könnte erklären, warum bislang keine Wrackteile gefunden wurden.

Wird das Rätsel jemals gelöst?

Etwa 40 Prozent eines 60 000 Quadratkilometer großen Gebiets westlich der australischen Küstenstadt Perth sind bereits abgesucht. Bis Mai soll das Gelände komplett durchkämmt sein – und die Suche wohl eingestellt werden.

„Wir können natürlich nicht für immer weitersuchen“, sagte der australische Verkehrsminister Warren Trus am Montag.

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