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Meinung Umweltschutz

Die brandgefährliche Macht des Öko-Kartells

Sogar ein neues Wort hat die Ökobewegung den Deutschen beschert: die „Verspargelung“ der Landschaft durch Windkraftanlagen Sogar ein neues Wort hat die Ökobewegung den Deutschen beschert: die „Verspargelung“ der Landschaft durch Windkraftanlagen
Sogar ein neues Wort hat die Ökobewegung den Deutschen beschert: die „Verspargelung“ der Landschaft durch Windkraftanlagen
Quelle: dpa
Aus der Graswurzelbewegung der 70er-Jahre ist ein doktrinärer, ökoindustrieller Komplex mit totalitären Zügen geworden. So ist eine abwägende Klima- und Naturschutzpolitik unmöglich.

Die Ökobewegung frisst ihre Ableger. So etwa könnte man es frei nach dem Titel von Wolfgang Leonhard Welterfolg aus den 50er-Jahren formulieren, „Die Revolution entlässt ihre Kinder“. Auf ihn wiederum war Leonhard in Anlehnung an einen ähnlichen Buchtitel aus den Zeiten der Französischen Revolution gekommen. Es geht um das immer wieder neu aufgelegte Gesellschaftsspiel: eine Umwälzung, die langsam aber sicher durchdreht.

Zum Jakobinertum oder zum Stalinismus, wie ihn Leonhard in der Sowjetunion und der DDR erlebte, hat es die Avantgarde der Umweltfront heute noch nicht geschafft. Totalitäre Ansätze aber sind sichtbar, greifen um sich. Und während früher zuerst die Feudalaristokratie und dann der Bourgeois der Hauptfeind war, ist der Ansatz von heute umfassender.

Es geht um den Menschen an sich. Er soll büßen, bis er klein ist, soll sich bescheiden. Der Witz hat inzwischen einen Bart, aber er zählt zu den beliebtesten in der Szene: „Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: ‚Du siehst krank aus’. Antwortet der andere: ‚Stimmt, ich habe Homo sapiens’. Tröstet der eine den anderen: ‚Keine Sorge, das geht vorbei’.“ Haha. Der Mensch als Schädling, den es besser nicht gäbe.

Wie einst der wissenschaftliche Sozialismus

Es geht ums Ganze. Nicht mehr nur um mehr Umweltschutz, sondern um die „Große Transformation“ von Politik und Wirtschaft, als gesellschaftliche Notwendigkeit, bei Strafe des Weltuntergangs. Natürlich wissenschaftlich begründet, so wie einst der wissenschaftliche Sozialismus sich nach scheinbar unumstößlichen Gesetzmäßigkeiten entwickelte. Und wie immer geht es dabei um Macht, um Geld, um Positionen. Um die eigentliche Umwelt weniger.

Peinlich? So wirbt die Regierung für Klimaschutz

Zombie-Angriff im Garten oder ertappte Eltern beim Sex im Wohnzimmer: Mit drei neuen Werbeclips will das Bundesumweltministerium für den Klimaschutz werben. Ist das peinlich oder witzig?

Quelle: Die Welt

Die beiden Journalisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch, vor Jahrzehnten selbst Sprösslinge der Szene, zeigen in ihrem neuen Buch „Alles grün und gut? Eine Bilanz des ökologischen Denkens“ anekdoten- und facettenreich, wie sich die tonangebenden deutschen und europäischen Umweltverbände von ihrem ursprünglichen, selbstgesetzten Auftrag entfernt haben.

Und wie sie sich – vom Bund und EU gleich doppelt aus Steuergeldern finanziert und von den Medien gepäppelt – zum zuständigen Sachwalter des öffentlichen Diskurses aufschwangen. Als wären sie schon ein Pfeiler unserer Gewaltenteilung. Mit dem anmaßenden Begriff der Zivilgesellschaft erheben die einst als NGOs bekannten Gruppen heute erfolgreich den Anspruch, alle Bürger des Landes gegen die böse Regierung und die Wirtschaft zu vertreten.

„Seveso ist eben nicht mehr überall“

Es gab weiß Gott vieles anzupacken in den 60er- und 70er-Jahren in puncto Umweltschutz, Naturschutz, Landschaftsschutz, bei der saubereren Luft, bei den Müllbergen, bei den einst allein aufs heilige Auto ausgerichteten Verkehrskonzepten. Ungemein und auch unerwartet viel erreichten die Graswurzelbewegungen und Bürgerinitiativen in den letzten drei, vier Jahrzehnten.

Deutschland denkt grün. Die Bürger, die Parteien, die Regierung sowieso. Wir sind nahe dran an einer Kreislaufwirtschaft, das Müllproblem ist so gut wie gelöst. Die Verbrennungsanlagen arbeiten auf Nullemissionsniveau, sind wahre Dioxinsenken. Im Rekordtempo konnte die Industrie ihre Dreckschleudern entsorgen. So dass Fritz Vahrenholt, Autor des aufrüttelnden Kultklassikers von 1978, „Seveso ist überall“, heute sagt: „Seveso ist eben nicht mehr überall“.

Zum Hände-in-den-Schoß-Legen gibt es dennoch keinen Anlass. Der Massenverkehr steht immer wieder vor dem Kollaps. Im Artenschutz, beim Problem der Boden- oder Wasserqualität und einigem mehr bestehen immer noch gehörige Defizite, verschlechtert sich die Lage hier und da sogar noch. Dies übrigens auch deshalb, weil die Umweltverbände erst viel zu spät merkten, dass sie – wohl aus antikapitalistischen Präferenzen ihrer linken wie auch rechten Wurzen heraus – bei den Kampagnen allein die Großindustrie im Visier hatten.

Die Bauern wurden ausgespart

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Dabei hat sich gerade das produzierende Gewerbe als anpassungsfähig an neue umweltpolitische Normen gezeigt. Die Ökobilanz der landwirtschaftlichen Betriebe dagegen, der großen wie der kleinen, war Jahrzehnte lang kein Thema. Die Bauern, wirtschaftlich eher auf der Verliererseite, waren als Feindbild offenbar weniger geeignet. Dabei ist der Agrarsektor verantwortlich für noch sehr viele bestehende Defizite im Umweltbereich.

Doch das spielt jetzt auch keine Rolle mehr, denn inzwischen haben sich die Präferenzen dramatisch verschoben. Naturschutz und Artenschutz gelten nichts mehr, alles wird nur noch einem einzigen Paradigma untergeordnet: dem Klimaschutz. Minderungsziele, Einsparungen, Selbstverpflichtungen, internationale Vereinbarungen zu weitestgehender Bescheidung – die Umweltszene hat einen Hebel gefunden, die Politik mit immer größeren Maßzahlen vor sich herzutreiben, mit ihren Forderungen die Schrauben immer stärker anzuziehen. Die einst so facettenreiche Ökobewegung ist eindimensional geworden.

Und deshalb sind Monokulturen, mit denen die Landwirtschaft die Arten wie den Boden gefährden, schon lange kein wirkliches Thema mehr. Weil mehr Biosprit und Bioenergie nötig ist wegen des wahnwitzigen Anspruchs, gleichzeitig auf Kohle und Kernkraft zu verzichten. Windkraftanlagen sollen sich in die Wälder hineinfräsen.

200 Meter hohe wirbelnde Monster

Boris Palmer, Wortführer der Grünen, die einst auch mit dem Protest gegen niedliche Hochspannungsmasten groß geworden sind, fordert jetzt – kein Witz! –, endlich die Natur- und Landschaftsschutzgebiete für die 200 Meter hohen wirbelnden Monster zu öffnen, sie auch gleich neben Weltnaturerbestätten zu platzieren.

Der Landschaftsfraß durch Braunkohle wird einfach ersetzt durch den von Windparks – mit dem Unterschied, dass der nun bundesweit um sich greift. Und alles nur, damit Deutschland „Vorreiter“ beim Klimaschutz bleibt. Vergangene Woche hat die deutsche Wildtierstiftung in einer Bestandsaufnahme dokumentiert, welch verheerende Wirkung allein schon der Bau und die schieren Ausmaße der Windkraftanlagen auf die Artenvielfalt bei bedrohten Vögeln, Fledermäusen und anderen Arten ausüben, erst recht natürlich der Betrieb der 60 Meter messenden Rotoren. Was waren das noch für Zeiten, als Infrastrukturprojekte von bundesweiter Bedeutung gestoppt wurden, wenn am Bauplatz auch nur ein Lurch wohnte.

Es ist eine denkwürdige, eine starke, aber auch zutiefst widersprüchliche Stellung, die sich die Pressure Groups der Umweltszene erobert haben. Sie sind einer der Eckpunkte im Kräfteparallelogramm neben der gewählten Regierung, den Wählern und Verbrauchern, sowie der Wirtschaft, vielleicht sind sie inzwischen der wirkmächtigste.

Heillos übertriebene Weltuntergangsszenarien

Noch immer geschoben vom Wind der Sympathie, den sie durch ihre berechtigten Warnrufe vor zwei, drei Jahrzehnten auf sich lenken konnten, gelingt es ihnen immer wieder, mit ihren Weltuntergangsszenarien eine kritische Masse von Menschen mitzureißen, die alle anderen Eckpunkte des Vierecks verschieben.

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Ging es beim Waldsterben, das im Nachhinein betrachtet heillos übertrieben in Szene gesetzt wurde, noch darum, die Industrie zu saubererer Produktion zu verdonnern, wird jetzt die Produktion selbst in Frage gestellt, wenn ihre Grundlage, der Energieverbrauch, verteufelt wird. Die Wachstumskritik ist unterschwellig so dominant wie nie, auch wenn überall die großen Versprechen kursieren, mit der Nachhaltigkeit werde die Wirtschaft erst richtig angekurbelt. So ähnlich, wie es ja mal hieß, das Erneuerbare-Energien-Gesetz werde den Strom nicht verteuern.

Aus den einstigen Davids sind Goliaths geworden. Die Graswurzelbewegung avancierte längst zu einem ökoindustriellen Komplex. Im Wissenschaftsbetrieb hat sich die Klimaforschung in all ihren Facetten inzwischen so breit gemacht hat wie die Windspargel in der deutschen Landschaft. Und es wird weitergehen. Nach der Energiewende arbeiten die nimmersatten Netzwerke bereits an der „Forschungswende“: Ökogruppen („Zivilgesellschaft“) beanspruchen Sitz und Stimme bei der Vergabe der Forschungsförderung, wollen die Lehrpläne der Universitäten mitbestimmen, womit sie nach allen Erfahrungen des letzten Jahrzehnts wohl Erfolg haben dürften, Freiheit der Forschung hin oder her.

Ansätze zum Totalitarismus

Wer sie sehen will, der sieht sie, die Ansätze zum Totalitarismus, der langsam aber sicher über die gesetzlichen Dämmvorschriften, die Verbote von Haushaltsgeräten und Ähnlichem in den ureigenen vier Wänden der Bürger ankommt. Und die Branche der Erneuerbaren Energien selbst, die Bauer und Betreiber von Wind- und Solaranlagen, zu denen längst auch die alten Stromkonzerne gehören, sind zu einer Lobby herangewachsen, die eine abwägende Klima- und vor allem auch Naturschutzpolitik inzwischen unmöglich werden lies.

So will Gabriel das Klimaziel bis 2020 erreichen

Betreiber von Kohlekraftwerken sollen ihre CO2-Emissionen um weitere 22 Millionen Tonnen senken. Damit sollen die Emissionen in den nächsten fünf Jahren um 40 Prozent gesenkt werden.

Quelle: N24

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