Die Kolumbianer werden ihren nächsten Präsidenten in einer Stichwahl zwischen dem amtierenden Staatschef Juan Manuel Santos und seinem Rivalen Óscar Iván Zuluaga bestimmen. Beide hatten es in der ersten Runde der Präsidentenwahl am Sonntag nicht geschafft, eine absolute Mehrheit zu bekommen. Nach dem vorläufigen Endergebnis lag Zuluaga mit 29,3 Prozent der Stimmen vorn, Santos landete bei 25,7 Prozent. Die Stichwahl ist für den 15. Juni angesetzt.

Großes Wahlkampfthema ist noch immer der Umgang mit den Farc-Rebellen. Santos hatte im Wahlkampf für die Fortsetzung der Friedensverhandlungen mit der Guerilla geworben. Es gehe um eine Entscheidung zwischen dem "Ende des Krieges" oder einem "Krieg ohne Ende". Nach Bekanntgabe des neuen Wahltermins bekräftigte Santos seine Position. "Die Kolumbianer müssen in drei Wochen zwischen der Beendigung und der Fortführung des Krieges wählen", sagte er.

Zuluaga, der vom ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe unterstützt wird, will nur dann die Gespräche mit der Farc aufnehmen, wenn sie die Waffen niederlegt. Er werde nicht zulassen, dass die Guerilla Kolumbien von Havanna aus kommandiere, sagte Zuluaga. Die Friedensverhandlungen werden seit Monaten in der kubanischen Hauptstadt geführt.

Geringere Wahlbeteiligung als 2010

Der Ausgang der Stichwahl dürfte auch durch die Wahlempfehlungen der übrigen Kandidaten beeinflusst werden, die im ersten Durchgang ausschieden. Die Anhänger der konservativen Kandidatin Marta Lucía Ramírez, die auf 15,5 Prozent der Stimmen kam, dürften eher Zuluaga unterstützen, die Anhänger der linksgerichteten Clara López (15,2 Prozent) und des Grünen Enrique Peñalosa (8,3) eher Santos.

Zuluaga, der früher Finanzminister von Kolumbien war, hat nach eigenen Angaben bereits Kontakt mit Ramírez aufgenommen. López und Peñalosa sind für Friedensgespräche, wollen ihre Positionen aber erst in den nächsten Tagen mit ihren Parteien abstimmen.

Zur Abstimmung aufgerufen sind knapp 33 Millionen Wahlberechtigte. In der ersten Runde der Wahl lag die Wahlbeteiligung bei 40 Prozent und damit deutlich unter den 49 Prozent der letzten Präsidentenwahl 2010. Der Ausgang des ersten Wahlgangs zeige, dass Kolumbien "ein gespaltenes Land" sei, sagte der Leiter des Observatoriums für Demokratie an der Universität der Anden, Miguel Garcia. Die Abstimmung verlief aber ohne Zwischenfälle. Die Farc hatte eine achttägige Waffenruhe ausgerufen.