Reaktion auf Amoklauf Innenminister fordern rasches Verbot von Gewaltspielen
Bremerhaven - Die Innenminister der 16 Bundesländer fassten auf ihrer Frühjahrskonferenz am Freitag in Bremerhaven einen weitreichenden Beschluss gegen sogenannte Killerspiele: Die Ressortchefs fordern, "ein ausdrückliches Herstellungs- und Verbreitungsverbot so schnell wie möglich umzusetzen".
Verboten werden sollen nach Auffassung der Minister und Senatoren Spiele, in denen wirklichkeitsnahes Töten wesentlicher Teil der Handlung ist - oder auch "andere grausame Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen".
"Durch Killerspiele sinkt die Hemmschwelle zur Gewalt", sagte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann zu "Welt Online". "Amokläufer haben sich vor ihren Taten immer wieder mit solchen Spielen beschäftigt." Der CDU-Politiker forderte den Bundestag auf, das Herstellungs- und Verbreitungsverbot noch vor der Bundestagswahl zu ermöglichen.
Der 17-jährige Amokläufer von Winnenden hatte viele Stunden seiner Freizeit mit sogenannten Killerspielen am Computer verbracht. Am 11. März wurde aus dem virtuellen Spiel blutige Realität: Tim K. erschoss 15 Menschen und sich selbst. Am Vorabend hatte er zwei Stunden lang das Spiel "Far Cry 2" gespielt.
Einig waren sich die Teilnehmer der Konferenz zudem, dass Polizeispezialkräfte für den Fall von Amokläufen über eine "sachgerechte Schutzausstattung" verfügen müssen. Zur schnellen Verfolgung sogenannter Trittbrettfahrer im Internet seien zudem qualifizierte Ermittler erforderlich. Insgesamt sehen es die Minister angesichts der neuerlichen Amoktat in Winnenden als erforderlich an, "die Verfügbarkeit von Schusswaffen zu begrenzen und den Schutz vor einer missbräuchlichen Verwendung zu erhöhen", wie es in der Abschlusserklärung heißt.
Vor dem Hintergrund des Amoklaufs in Baden-Württemberg Anfang März sprach sich die Innenministerkonferenz nach zweitägigen Beratungen zudem dafür aus, dass Bund und Länder gemeinsam bis Ende 2012 ein computergestütztes Nationales Waffenregister errichten.
Als Konsequenz aus der Tat hatte das Bundeskabinett bereits Ende Mai trotz heftiger Proteste von Sportschützen und Jägern eine Verschärfung des Waffenrechts beschlossen. Geplant sind strengere Kontrollen von Waffenbesitzern, eine Amnestieregelung für illegalen Waffenbesitz und eine höhere Altersgrenze für das Schießen mit großkalibrigen Waffen. Zu dem ursprünglich vorgesehenen Verbot von Kampfspielen wie "Paintball", "Gotcha" und "Laserdome" wird es dagegen zunächst nicht kommen.